Macabros 056: Die Leichenpilze kommen
Sie würden ihm doch niemals
etwas wegnehmen wollen, das ihnen die Chance einräumte,
über Dinge in Kenntnis gesetzt zu werden, die er
beabsichtigte.
Oder war das alles nur zum Schein geschehen? War das Interesse an
diesem Gegenstand vorgetäuscht?
Er entspannte sich völlig und brachte es sogar fertig, mal
einige Minuten wirklich an nichts zu denken.
Er schöpfte frische Kraft. Macabros entstand.
Der nächste Gedanke war Marlos. In derselben Sekunde
verschwanden die beiden sich wie ein Ei dem anderen gleichenden
Körper von der Bank. Hellmark und Macabros kamen auf der
unsichtbaren Insel an. Björn ließ sofort seinen
Doppelkörper wieder verschwinden.
Die Luft war warm und klar, von der See her fächerte ein
angenehmer Wind über das paradiesische Eiland, das ein kleiner
Kontinent für sich war, mit Bergen, Wäldern, Tälern,
Seen und Flüssen.
Pepe durchstreifte diese glückliche Landschaft und kehrte oft
tagelang nicht zurück. Nie brauchte man Befürchtungen um
ihn zu haben. Hier auf Marlos gab es nichts, was ihm in irgendeiner
Form gefährlich werden konnte.
Hellmarks Ziel war der Eingang der Geister-Höhle.
Ernst stieg er die breiten Stufen nach oben. Es war gespenstisch
hier im Innern der Höhle, in der ewig ein geheimnisvolles
Zwielicht herrschte.
Hier gab es zahlreiche steinerne Throne, auf denen prunkvoll
gekleidete Skelette saßen. Die Gewänder wurden durch
große, goldfarbene Spangen gehalten und schillerten in allen
Farben. Einige Skelette waren in smaragdgrüne
Seidengewänder gehüllt, andere in opal- oder
bernsteinfarbene, rubinrote oder azurblaue…
Auf dem Sockel eines jeden Thrones war in großen, klobigen
Buchstaben der Name desjenigen vermerkt, der auf diesem Thron
saß. Der oberste Thron war frei. Aber auch darauf stand eine
Name: Björn Hellmark. Dieser Platz war für ihn reserviert
für den Tag, an dem er eingehen würde in ein Reich reinen
Geistes. Dann erst würde sich herausstellen, ob er würdig
war, die Kette all derer abzuschließen, die auf Xantilon zu den
Ehrwürdigen einer Kaste zählten, die geplant hatten, den
Kampf mit den Mächten des Bösen ein für allemal zu
einem Ende zu bringen.
Auf dem Thron mit seinem Namen stand eine mit Samt ausgeschlagene
Schachtel, in der sich einige wichtige Utensilien und Trophäen
befanden.
In ihr gab es den Trank der Siaris und die drei faustgroßen,
an Rubine erinnernden Augen des Schwarzen Manja, eines heiligen
Vogels, der auf Xantilon verschwand, als die Mächte der
Finsternis durch den Verrat von Molochos und einer Reihe einst
Weißer Priester an Volk und Land begangen wurde.
Der Schwarze Manja war Garant einer anderen Zeit.
Sieben versteinerte Augen – so hieß es unter anderem im
»Buch der Gesetze«, das er ebenfalls hier auf dem Thron
aufbewahrte – seien imstande, das Geheimnis um Molochos zu
lösen und ihn in seine Ketten zu bannen. Bisher verfügte
Björn über drei Manja-Augen, die er in verschiedenen Welten
und Dimensionen gefunden hatte.
In einem weichen, schmalen Lederkoffer, der an einen Geigenkasten
erinnerte, wurde das Schwert des Toten Gottes aufbewahrt. Der
Behälter stand schräg anden Thron angelehnt.
Die Dämonenmaske, ein strumpfähnliches Gebilde, wurde
nur selten in dem kleinen Behälter aufbewahrt. Zusammengelegt
trug Hellmark sie meist wie ein Taschentuch bei sich, um bei Bedarf
auf sie zurückgreifen zu können. Die Dämonenmaske, aus
der Haut eines abtrünnigen Dämons verfertigt, hatte ihn
noch hie im Stich gelassen.
In dem gleichen Behälter bei den Manja-Augen befand sich
neuerdings auch die flache, gezackte Steinplatte in der
Größe einer Hand.
Hellmark studierte dieses Amulett mit dem Bild des Herrschers aus
der Tiefe mit Hilfe des Buches der Gesetze, in der Hoffnung,
hierdurch einen Hinweis zu erhalten.
Zahlreiche Textstellen waren ihm bis ins Letzte vertraut,
während andere für ihn noch undurchschaubar blieben. Das
Bild des Herrschers war nicht ausdrücklich erwähnt, nicht
in der Bezeichnung, wie er sie von anderer Seite übernommen
hatte. Obwohl er die alte Sprache inzwischen wie kein Zweiter
beherrschte, konnte er sich auf viele Angaben keinen Reim machen. Das
hing damit zusammen, daß vieles bildhaft ausgedrückt war,
Bilder, die in seinem heutigen Bewußtsein als Hellmark keine
große Aussagekraft mehr besaßen. Als Kaphoon hätte
er sich da sicher besser hineingefunden. Aber sein Bewußtsein
als Kaphoon spielte hier in diesem Leben und dieser Zeit nur eine
untergeordnete Rolle
Weitere Kostenlose Bücher