Macabros 057: Dämonenpest
reichlich
phantastisch, und sicher werden Sie mich für verrückt
halten, aber es ist die Wirklichkeit.
Oder haben Sie sich nicht auch schon gefragt, welche Wesen Ihrem
Gatten solche Verletzungen zufügen konnten? Sie konnten sicher
nichts Menschliches mehr an sich haben, sondern mußten statt
Händen Klauen besitzen.«
Frank Morell schwieg. Er hielt es für besser, wenn seine
Gesprächspartnerin erst mal über das nachdachte, was er ihr
eben gesagt hatte.
Zudem spürte er, wie die Frau mit sich selbst einen lautlosen
Kampf aus trug. Immerhin war sein Anliegen reichlich
ungewöhnlich. Er verlangte von ihr, einem völlig Fremden zu
vertrauen, den sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte.
Sie zögerte noch.
Dann endlich schien sie sich schließlich doch noch zu einer
Entscheidung durchgerungen zu haben.
»Was Sie da eben sagten, Herr Morell, halte ich keineswegs
für unglaubwürdig. Joe hat schon mal etwas angedeutet, was
ganz diese Richtung einschlägt, von der Sie mir eben
berichteten. Allerdings wußte er nichts davon.
Doch mit Ihnen darüber am Telefon zu sprechen, halte ich in
der Tat für zu langwierig. Darum möchte ich Ihrem Vorschlag
zustimmen und mit Ihnen einen Zeitpunkt und einen Ort vereinbaren, an
dem wir uns über dieses Thema aussprechen können.
Voraussetzung dafür ist jedoch, daß ich mich wirklich
darauf verlassen kann, daß es sich bei Ihnen um keinen Reporter
handelt, der diesen Trick anwendet, um zu einer guten Story zu
kommen.«
»Ich verspreche Ihnen, daß ich nichts mit der Presse zu
tun habe«, versicherte Frank nachdrücklich.
»Also gut, Herr Morell. Wo würden Sie
vorschlagen?«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn Sie zu mir
kämen?«
Ana Fedderson war einen Augenblick unschlüssig, doch dann
stimmte sie zu.
*
Nachdenklich unterbrach Ana Fedderson das Telefonat. Dieser
Zwischenfall hatte sie seltsam berührt, und sie wußte
nicht, was sie davon halten sollte.
Jener Morell, der angerufen hatte, war ein sehr eigenartiger
Mensch. Und es gab eigentlich nur drei Gruppen, in die sie ihn
einzuordnen vermochte. Zunächst konnte es sich um einen Menschen
handeln, der sich bloß wichtig machen wollte oder die ganze
Angelegenheit als einen Scherz betrachtete. Er konnte aber auch,
obwohl er das Gegenteil beteuert hatte, Reporter sein. Und die letzte
Kategorie, in die sie ihn einstufte, war jener Typ, der ihr wirklich
aus ihrer mißlichen Lage half und möglicherweise manches
über die Umstände von Joes Unglück wußte, was
ihr bislang verborgen geblieben war.
Wenn dem so war, dann wäre er zweifellos eine nützliche
Hilfe gewesen. Doch sie war sich nicht sicher, ob der Anrufer der
Mensch war, für den sie ihn hielt.
Je mehr Ana Fedderson das Für und Wider abwog, desto mehr
verstrickte sie sich in Ratlosigkeit, die zum überwiegenden Teil
von ihr Besitz ergriff.
Immer wieder stellte sie sich verzweifelt die Frage, wie sie sich
wohl am besten verhielt, doch sie bekam keine Antwort darauf.
Plötzlich besann sie sich eines anderen Umstandes. Ana
Fedderson war sich der Tatsache bewußt, daß sie unter
stetiger Bewachung der CIA stand. Diese Maßnahme war nicht
besonders verwunderlich, wenn man sich verdeutlichte, daß ihr
Gatte als Testflieger der Air Force immer nur Prototypen von
Kampfmaschinen flog. An deren Aufbau und Konstruktion waren andere,
besonders gegnerische Länder natürlich stark
interessiert.
Sie hatte sich nun spontan dazu entschlossen, die vorgesetzte
Dienststelle ihres Mannes von Morells Anruf zu verständigen.
Dies, fand sie, war die vernünftigste Entscheidung, denn von
dort konnte sie am ehesten einen Rat für ihre zwiespältige
Situation bekommen.
Sofort machte sie sich auch schon daran, ihr Vorhaben zu
verwirklichen.
Schon bald darauf meldete sich bei ihr die für Joes
Vorgesetzten, dessen Name sie in ihrer Aufregung vergessen hatte,
charakteristische Donnerstimme des Colonels.
Ihm schilderte Ana Fedderson alles, was sich zugetragen und was
Morells Anruf beinhaltet hatte.
Der Colonel hörte aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen. Erst
als die Frau geendet hatte, gab er seinen Kommentar.
»Es ist vollkommen richtig von Ihnen gewesen, Mrs. Fedderson,
uns darüber zu informieren. Nach allem, was Sie mir berichtet
haben, halte ich es für ratsam, wenn Sie diesen Mann wie
ausgemacht besuchen und mit ihm sprechen. Dabei können wir
gleich feststellen, was für Ziele er damit verfolgt.
Sie werden während Ihrer Begegnung mit ihm
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