Macabros 057: Dämonenpest
würde sie nicht mehr
hören.
Mrs. Fedderson hielt sich noch eine Stunde im Zimmer ihres
schwerverletzten Mannes auf und beobachtete ihn. Anscheinend blieb
sein Zustand gleich, ohne eine Besserung oder Verschlechterung, die
eingetreten wäre.
Während dieser Zeit sinnierte sie darüber nach, ob sie
Joes Tagebuch vernichten sollte. Sie kämpfte mit sich selbst,
doch dann entschied sie sich dafür, den Willen ihres Mannes zu
erfüllen, wie er es ihr aufgetragen hatte.
Als sie das Krankenhaus verließ, verzichtete sie darauf,
noch mal mit dem Doktor zu reden.
Als sie die Treppen zur Klinik hinunterschritt, atmete sie die
kühle Abendluft ein.
Der Himmel war klar und nicht bewölkt, so daß man die
Sterne sehen konnte. Es war wenige Minuten vor 23 Uhr.
Ana stieg in ihren Wagen und fuhr Richtung Wiesbaden, wo sich ihre
Wohnung befand. Dabei ahnte sie jedoch nicht, daß sie die ganze
Zeit über von einer Gestalt beobachtet wurde, die sich vom
dunklen Hintergrund der Nacht kaum abhob.
Dieser Beobachter fiel besonders durch einen roten Anzug auf, den
er trug, der allerdings mit der Dunkelheit verschmolz, so daß
man die Gestalt kaum sehen konnte.
Als das Auto mit Ana Fedderson am Steuer losfuhr, setzte sich auch
dieser Mann in Bewegung. Er tat es, indem er einfach durch die
Lüfte flog, als bereite ihm die Erdanziehung keinerlei
Schwierigkeiten.
Dieser fliegende Mensch war niemand anders als Mirakel.
*
Frank Morell hatte sich vorgenommen, Ana Fedderson fest im Auge zu
behalten, da sie zu einer Art Schlüsselfigur geworden war. Wenn
er hier weiterkommen wollte, dann war es nur durch sie
möglich.
Schon kurz nach seiner Unterredung mit ihr hatte er sich schnell
in Mirakel verwandelt. Dann folgte er ihr bis zu ihrer Wohnung in
Wiesbaden.
Mirakel hatte schon erwartet, daß sich in dieser Nacht nicht
mehr viel ereignete, doch das hatte sich als eine Täuschung
erwiesen. Denn es dauerte auch nicht lange, als der Anruf vom
Krankenhaus kam und Mrs. Fedderson zum zweiten Mal ihre Wohnung
verließ, um ihren Mann noch mal zu besuchen.
Als sie im Krankenhaus ankam, wurde seine Geduld erneut auf eine
harte Probe gestellt, doch nach zwei Stunden hatte sie endlich wieder
das Hospital verlassen.
Mirakel spürte, daß noch mehr geschehen würde und
beschloß, ihr wiederum zu folgen.
Unter ihm fuhr wie im Zeitlupentempo der Pkw von Ana Fedderson.
Mirakel verlor ihn nicht aus seinem Blick. Jederzeit konnte das
Böse losschlagen – es würde sich nur noch um Stunden
handeln…
*
»Gleich ist es soweit. Dann haben wir es geschafft. Unsere
Kollegen werden uns dann ablösen.« Der Mann, der das sagte,
war ein amerikanischer Soldat, der zusammen mit einem Kameraden den
Hangar bewachte. Ihre Aufgabe war es, darauf zu achten, daß
niemand unbefugt sich zu diesem Raum Zutritt verschaffte. Es
würde sich nur noch um einige Minuten handeln, dann würden
sie von diesem ereignislosen Auftrag erlöst werden.
»Möchte nur wissen, was an dem Haufen Blech noch so
wertvoll ist, daß man es für nötig hält, das
Zeug zu bewachen«, fluchte der eine von beiden.
»Eigentlich hast du ja recht«, ließ sich nun
endlich sein Begleiter vernehmen. »Aber das Zeug stammt doch von
der Maschine, die unter solch rätselhaften Umständen
verschwand. Der Untersuchungsausschuß will sie in den kommenden
Tagen unbedingt noch näher prüfen.«
»Sollen sie doch ruhig, aber ohne uns dabei auf Patrouille zu
schicken. Oder wärst du, Poul, jetzt nicht auch lieber zu Hause
und würdest schlafen, lesen oder was immer?«
Poul nickte. Aber er erwiderte nichts darauf. Er kannte Hardy gut,
da sie schon längere Zeit miteinander befreundet waren. Wenn ihm
was nicht paßte, dann maulte er drauflos. Allerdings wurde er
versöhnlicher, wenn man ihm nach dem Dienst einen ordentlichen
Drink spendierte.
Poul schaute auf seine Armbanduhr. In zehn Minuten war
Wachablösung. Eine relativ kurze Zeitspanne. Und es war
unwahrscheinlich, daß ausgerechnet während dieser Frist
noch etwas Gravierendes geschah.
Doch in diesem Punkt hatte sich Poul verrechnet. Er würde es
schon kurz darauf selbst zu spüren bekommen. Noch aber war er
ahnungslos.
*
Der Hangar, in dem das, was von der Kampfmaschine übrig
geblieben war, gelagert wurde, war schwach beleuchtet.
Das Licht reichte gerade dazu aus, um die Szene, die sich bot,
wahrzunehmen. Es handelte sich um ein Dämmerlicht, das man
eigentlich nur nach einigen Anstrengungen durchdringen konnte, bis
sich
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