Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an
ergeben Molochos’
Weg verfolgten, waren dazu auserkoren. Scheinbar ging ich auf Al
Nafuurs Vorschläge ein und sicherte Erkenntnisse, die ich
verräterisch weitergab. Meine Arbeit sorgte schließlich
dafür, daß Molochos den Angriff auf die Kräfte des
Guten und des Ausgleichs riskierte und den großen,
vernichtenden Feldzug begann, der zahllose Opfer forderte, der
Xantilon zu einer Insel des Blutes werden ließ. Ich war zum
ersten Mal zum Verräter geworden, an der Sache der Weißen
Kaste. Jahrtausende vergingen. Die Macht, die Molochos seinen
treuergebenen Dienern versprochen hatte, blieb in seinen eigenen
Händen. Eifersüchtig wachte er über die eroberten
Reiche, wurde mächtiger und mächtiger. Ist das Leben
wirklich alles und der Tod nichts? Ein Dasein auf geistiger Basis
– nach einem erfüllten Leben – haben die Weißen
versucht anzustreben. Haben sie es auch erreicht? Ich fing
plötzlich an, mir Gedanken zu machen und meine bisherigen
Entscheidungen und meine Art zu leben kritisch unter die Lupe zu
nehmen.
Ausschlaggebend dafür war zweifelsohne verletzte Eitelkeit.
Dies muß ich ehrlich sagen. Molochos ist der wahrhaftig
Mächtige – er benutzt seine Diener als Handwerkszeug. Und
die merken es nicht mal. Der Weg, den Al Nafuur und die anderen
Weißen gingen, war er nicht der richtige? Aber sie suchten das
Ewige Leben. Und – haben sie es nicht gefunden? Ich bin zum
zweiten Mal zum Verräter geworden. Zu einem Zeitpunkt, als
Molochos eine Entscheidung traf, die meinen verletzten Stolz und
meine Enttäuschung überwinden sollten. Er machte mir diese
Welt – die Dimension der Pilze – zum Geschenk. Der Palast
Haophylkontromtetcoilaks, des Schattenfürsten, sollte
wiedererstehen. Ich sollte zum Herrn der Pilze auf dieser Welt
werden.
Aber ich hatte es mir schon anders überlegt.
Deutlich sehe ich meinen Weg vor mir: Das Leben an Molochos’
Seite – ist es überhaupt ein Leben? Kann man es so
bezeichnen? – Ist keine Existenz. Ich möchte frei sein, ich
will diese Welt nicht, die ohne mich sterben wird. Ich will den
Palast Haophylkontromtetcoilaks nicht, der ohne mich nun
endgültig zerfallen wird. Abstreifen will ich die Ketten, die
ich mir selbst auferlegt habe. All dies weiß Molochos, und doch
kann er nichts dagegen unternehmen. Er hat die Risikobereitschaft des
achten Priesters unterschätzt.«
»Ein achter Priester?« fragte Hellmark überrascht.
Dies war ihm neu. Das Buch der Gesetze, das in sicherem Gewahrsam in
der Geisterhöhle auf Marlos lag, sprach nur von sieben
Priestern. Die Erkenntnisse, die er selbst durch seine
abenteuerlichen Erlebnisse gewonnen hatte, deckten sich auch mit den
Angaben in diesem Buch. Allerdings hatte das Buch nie die Namen der
sieben Schwarzen Priester erwähnt. Er selbst hatte sie
herausgefunden. »An der Spitze der
›Dämonenlebigen‹ steht Molochos. Ihn
unterstützen: Quappa, Orgep, Manka, Tarlep, Yron, Apron, Kaa,
Vartan Konk und Ontar Muoll…«
»Bis vor kurzem auch noch Dwahl. Zufall oder Schicksal,
daß von dem achten nie die Rede war? Ahnten die weisen
Propheten schon damals, daß es nicht lohnte, den achten
aufzuzählen, da er für Molochos keinerlei Bedeutung haben
würde?«
Björn schüttelte den Kopf. »Er wird vielleicht die
größte Bedeutung haben, die man sich denken kann. Wenn
Dwahl wirklich reumütig zurückkehrt…«
»Er tut es.« Der Schwarze Priester schien die
Schwäche vollkommen überwunden zu haben. Die Spannung war
von seinem Körper gewichen, der Schweiß auf seinem Gesicht
abgetrocknet. Daß dieser Mann vor kurzem noch einen schweren
fieberhaften Krampfanfall durchmachte… Dwahl erhob sich.
Er war groß und schlank und hatte Hellmarks Maße.
Dwahl faltete seinen Umhang auseinander, schüttelte ihn durch
und warf ihn sich um.
Die beiden Männer standen sich gegenüber.
Da streckte Dwahl die Hand aus. »Ich will dir helfen und dich
stützen, Kaphoon… Björn«, verbesserte er sich,
abermals lächelnd. »Auch du hast die Jahrtausende
überstanden, in dem du wiedergeboren wurdest. Das Leben hat
viele Seiten. Ich will dein Freund sein, Kaphoon-Björn. Der
Bogen spannt sich von der Vergangenheit in die Gegenwart. Ich hoffe,
daß es auch eine Zukunft gibt. Für dich wie für
mich.«
Hellmark zögerte noch.
»Du mißtraust mir, Kaphoon-Björn?«
»Nein. Es ist kein Mißtrauen. Ich muß an etwas
denken, Dwahl.«
»Was mich betrifft?«
»Ja. Ich kann eines nicht verstehen.«
»Sag’ es mir. Vielleicht verstehe ich
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