Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt
abzuschließen. Dann setzte
er sich in einen Zug und fuhr in Richtung Stadtzentrum.
*
Auch in dieser Nacht träumte Frank Morell.
Er befand sich in einem dampfenden Tropendschungel – und
Morell stand nicht als Frank Morell hier, sondern als -Mirakel!
Gleich nach Geschäftsschluß hatte er den Kristall aus
seinem Versteck geholt und ihn vor dem Einschlafen umgelegt. In der
Frankfurter Wohnung schlief Mirakel.
Ein bunter, vielfältiger Dschungel erstreckte sich um ihn
herum. Überall blühten farbige Pflanzen, doch Mirakel
witterte die Gefahr, die von ihnen ausging.
Es handelte sich um fleischfressende Pflanzen, eine
gefährliche Spezies, der man nicht zu nahe kommen durfte.
Aus diesem Grund erhob sich Mirakel in die Lüfte. Schnell
flog er auf die Kraterlandschaft zu. Unter ihm zog sich der
grüne Teppich aus Gefahr und Tod dahin. Ab und zu erkannte der
Dyktenmann eine Panzerechse. In einem Tümpel hausten
Riesenschlangen.
Plötzlich vernahm der Dykte ein flatterndes Geräusch
über seinem Kopf.
Schnell drehte er sich herum.
Eine Flugechse stieß rasend schnell auf Mirakel herab.
Offenbar glaubte sie, leichte Beute zu machen.
Mirakel reagierte sofort.
In einer flinken Rolle ließ er sich auf den Boden gleiten
und setzte sich im schrägen Winkel von der Flugechse ab.
Dann riß er sich hoch und kam so über der Echse zu
liegen, die weiter wie ein Stein zu Boden glitt.
Diese Echsen besaßen nur ein kleines Gehirn. Wahrscheinlich
hatte sie noch gar nicht bemerkt, daß ihr vermeintliches Opfer
entkommen war.
Mirakel sah sich um. In der Ferne entdeckte er Vulkane. Unter ihm
dampfte der Dschungel.
Keine weiteren Flugechsen waren zu entdecken. Bei seinem Gegner
handelte es sich demnach um einen Einzelgänger.
Unaufhaltsam flog die Echse auf den Boden zu. Gleich mußten
die Äste der Baumriesen über ihr zusammenschlagen.
Doch da fing sie sich ab, glitt in elegantem Bogen über die
Blätter hinweg und gewann wieder an Höhe. Das
Blätterdach fiel unter ihr zurück.
Mirakel gab nicht auf. Er wußte, daß die Echse ein
dämonisches Wesen war und vielleicht sogar noch schneller als er
selbst würde fliegen können.
So ging der Dyktenmann zum Angriff über.
In seinem Gürtel steckte ein Messer. Dieses Stichinstrument
und seine Gewandtheit wurden seine einzigen Waffen bleiben, die er
der Bestie entgegensetzen konnte.
Die beiden ungleichen Gegner prallten aufeinander.
Die Flugechse war doch langsamer, als der Dyktenmann vermutet
hatte. Ohne Schwierigkeiten konnte er den behäbigen Leib seines
Gegners überfliegen, nach unten hin nachsetzen und das Wesen in
den Hals stechen.
Eine gelbe Flüssigkeit tropfte hervor. Sie stank penetrant
nach Schwefel.
Sonst geschah nichts. Die Wunde schloß sich sofort wieder.
Lautes Krächzen entrann der Kehle des Flugmonsters.
Mirakel versuchte einen weiteren Stich am Körper des Sauriers
anzubringen, aber es gelang ihm nicht, das Wesen zu verwunden. Die
Verletzungen schlossen sich jeweils sofort wieder. Es war
aussichtslos.
Nur seine Geschwindigkeit konnte ihn jetzt noch retten. Es blieb
zu hoffen, daß die Echse nicht schnell genug nachsetzte.
Wie in Zeitlupe fiel die Dschungelwelt unter dem fliegenden
Menschen zurück. Der Dykte gewann immer mehr an Geschwindigkeit
und setzte sich vom Schauplatz des Kampfes ab.
Die Echse verfolgte Mirakel nicht. Er hatte Glück gehabt.
Vorsichtig steckte er das Messer wieder in die Scheide, die er an
seinem Gürtel befestigt hatte.
*
Charles Gerlon war bis zum Abend noch rast- und ruhelos durch die
Straßen Londons gewandert.
Der Amerikaner wußte nicht, was er tat, wie finstere
Mächte in ihm arbeiteten. Der Dämon in ihm zog sich langsam
zurück, und wenige Minuten später hatte Charles Gerlon den
Mord an dem Lord vergessen.
Es war schon dunkel, als er sein Hotel erreichte. An der Rezeption
hatte er den Portier gebeten, ihn morgen nicht zu wecken, da er
ausschlafen wollte.
Müde ging der Amerikaner die Treppe zu seinem Zimmer hoch.
Daß es auch einen Aufzug gab, schien er vergessen zu haben.
Seine Gedanken drehten sich im Kreis.
Neue Ereignisse warfen ihre Schatten voraus.
Gerlon verschloß sein Zimmer und warf sich angezogen aufs
Bett.
Kurz darauf trieb er in einer Dämmerphase zwischen Schlaf und
Wachzustand dahin, ohne sich seiner Verfassung bewußt zu
werden.
Bilder trieben an seinem geistigen Auge vorbei. Eine Frau wurde
gefoltert, die Schergen der Inquisition gingen ihrem blutigen
Handwerk nach.
Wie
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