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Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Titel: Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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die
Gefangenen, selbst ihre Notdurft mußten sie an Ort und Stelle
verrichten.
    Das Fenster war breit genug. Mühelos konnte Baskin
einsteigen. Gleich darauf stand er in der Scheune.
    Die meisten der Gefangenen schliefen schon. Die letzten, die noch
wach waren, kümmerten sich nicht um den Eindringling. Sie waren
erschöpft, und eine gewisse Apathie und Resignation hatte sich
in diesen Menschen breit gemacht.
    Gerald Baskin mußte lange suchen, bis er das Mädchen
endlich fand. Sie schlief schon.
    Sanft legte er seinen Arm unter ihr Schulterblatt und hob ihren
Oberkörper leicht an. Das Mädchen stöhnte
unterdrückt.
    Endlich öffnete sie ihre Augen.
    »Still«, flüsterte der Franzose leise. »Ich tu
dir nichts, ich möchte nur mit dir reden.«
    Jetzt zahlte es sich für Baskin aus, daß er die
spanische Sprache gelernt hatte.
    »Was wollen Sie?« antwortete sie auf kastilisch.
»Weshalb kümmern Sie sich um mich?«
    Sie schien noch immer halb zu schlafen. Spürte sie, was er
für sie empfand?
    »Vielleicht interessiere ich mich für Sie«,
erwiderte Gerald Baskin leise. »Wie sind Sie in diese
Gesellschaft gekommen?«
    »Ich bin unschuldig«, sagte das Mädchen sofort und
schien jetzt hellwach zu sein. Baskin spürte den
Hoffnungsschimmer fast körperlich, der in ihr aufflammte.
»Hören Sie«, fuhr sie fort, »ich war nur das
Opfer. Diese Bestien hier wollten mich ihrem Satan opfern. Man hatte
mich entführt und…«
    »Warum haben Sie das den Soldaten nicht erzählt«,
fiel Baskin ihr abrupt ins Wort.
    »Habe ich ja«, entgegnete sie hastig. »Aber sie
glauben mir nicht. Außerdem ist mein Vater reich. Er ist schon
sehr alt und wird sterben, wenn er von meinem Schicksal erfahrt.
Außer mir hat er niemand mehr.«
    »Und dann gehört das ganze Geld der Inquisition«,
vollendete Gerald ihren Satz. »Geld, Güter, alles –
ich verstehe…«
    »Holen Sie mich hier heraus!« flehte sie. »Nehmen
Sie dem Kommandanten den Schlüssel ab und sperren Sie die Kette
auf. Ich werde Sie fürstlich belohnen.«
    Fast unmerklich schüttelte Gerald den Kopf. »Das kann
ich nicht tun. Ich werde mit meinem Bruder sprechen und sehen,
daß er Ihre Freilassung erwirkt.«
    Sie wollte noch etwas einwenden, sah aber, daß sie den Mann
nicht umstimmen konnte. So begann sie zu schluchzen. Gerald
drückte sie eng an sich.
    Er fühlte ein unsagbares Verlangen nach ihr in sich
hochsteigen, unterdrückte diesen Impuls aber sofort wieder.
    Vorsichtig löste er sich aus ihrer Umklammerung und
drückte sie sanft auf ihr Lager. »Schlafen Sie jetzt«,
schlug er vor und erhob sich. »Es wird schon alles gut gehen.
Beten Sie! Rufen Sie Gott an, und er wird Sie diese Prüfung
bestehen lassen…!«
    Gerald Baskin wollte sich eben von ihr entfernen und zum Lager
zurückkehren, als ihm noch etwas einfiel. Ein letztes Mal beugte
er sich zu ihr herab.
    »Wie heißen Sie eigentlich?« fragte er.
    Sie hob ihr Gesicht. Im fahlen Schein des Mondlichts schimmerten
Tränen auf dem blassen Antlitz. »Isabella«, stellte
sie sich vor. »Isabella Lorette.«
    »Ich heiße Gerald Baskin«, erwiderte der Maler und
wandte sich endgültig zum Gehen. »Gute Nacht,
Isabella«, sagte er noch. »Gib die Hoffnung nicht
auf!«
    Damit tauchte er im Dunkel der Nacht unter.
    Aber Gerald Baskin kam nicht weit. Als er sich anschickte, die
Scheune durch das Fenster zu verlassen, packten ihn plötzlich
kräftige Hände und zogen ihn ins Freie. Baskin spürte
den Schaft einer Hellebarde im Genick und ging zu Boden.
    »Habe ich es mir doch gedacht«, drang die schneidende
Stimme Philipps an seine Ohren. »Ich vermutete gleich, daß
du dem Massaker letzte Nacht entkommen warst und deine Freunde
befreien willst! Aber ich werde eure Pläne
durchkreuzen!«
    Ohne daß Gerald Baskin etwas dagegen tun konnte, ohne
daß ein Wort der Verteidigung über seine Lippen kam,
fühlte er sich hochgehoben und davongetragen.
    »Legt ihn in Ketten!« vernahm er noch wie aus weiter
Ferne die Stimme des Soldaten, dann versank er in einen Abgrund der
Schwärze und Unendlichkeit.
     
    *
     
    Gegen die Mittagszeit des nächsten Tages näherte sich
der Zug Cordoba. In der Stadt tobte ein wahrer Aufruhr. Boten waren
vorausgeeilt und hatten die Ankunft des Gefangenentransportes
verkündet.
    Aus allen Teilen der Stadt strömten die Bürger zusammen
und versammelten sich rechts und links der Hauptstraße. Die
Soldaten wurden mit großem Hallo begrüßt.
    Den Gefangenen indessen erging es nicht so gut. Faule

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