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Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Titel: Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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spuckte nur aus. »Ich werde es dir heimzahlen, du
mißratener Maler«, prophezeite er. »Ich werde dich
verfolgen, bis dich mein gerechter Zorn getroffen hat. Auf keinem
Platz in dieser Welt wirst du sicher sein!«
    Gerald Baskin kümmerte sich nicht darum. Langsam stieg er auf
sein Pferd und ritt weiter nach Süden.
    Isabella folgte ihm.
     
    *
     
    Die Flucht ging den Guadalquivir entlang bis an den Golf von
Cadiz. In Cadiz verkaufte Gerald Baskin die Pferde und erstand als
Gegenleistung eine Schiffspassage für zwei Personen nach
London.
    London war aus zweierlei Gründen zum Ziel der beiden
Verfolgten geworden. Einmal wagte sich Gerald Baskin nicht mehr nach
Frankreich zurück, da er auch dort den Einfluß der
spanischen Inquisition fürchtete und nicht auf dem
Scheiterhaufen enden wollte, und zum anderen lebte ein Onkel
Isabellas in der Gegend von London, wo er ein größeres
Landgut besaß. Das Mädchen hoffte, daß es bei diesem
Onkel unterkam.
    Die Fahrt nach London ging ohne Schwierigkeiten vor sich.
Isabellas Onkel freute sich, daß seine Nichte ihn besuchte. Mit
Schrecken lauschte der Mann den Abenteuern, die ihm die beiden jungen
Menschen berichteten.
    »Natürlich könnt ihr hier bleiben«, sagte er
dann. »Ich bin von eurer Unschuld schon überzeugt, aber ihr
werdet euch auch hier in acht nehmen müssen. Wenn jemand in der
Gegend erfährt, warum ihr aus Spanien geflohen seid, dann kann
ich für eure Sicherheit keine Garantie mehr übernehmen.
    Erst vor einer Woche ist in London ein Magier verbrannt worden,
der hier in der Nähe in einem Turm gehaust hatte. Schweigt also
künftig lieber über euer Schicksal!«
    So geschah es. In London erfuhr niemand über die Ereignisse
in Spanien etwas, und Gerald und Isabella lebten fast ein Jahr lang
unbeschwert und ohne Sorge. Baskin hatte wieder zu malen begonnen,
und seine Bilder verkauften sich recht gut. Allerdings malte er nun
nicht mehr seine Alpträume, da er gesehen hatte, wohin dies
führen konnte, sondern begnügte sich mit einfachen
Landschaftsmalereien oft bizarr zwar, aber noch im Bereich der
christlichen Toleranz dieser Tage. Baskins Kunst reichte gerade aus,
daß Isabella und er ausreichend davon leben konnten.
    Im Juli 1508 streifte Gerald Baskin durch die Wälder und
Wiesen des Gutes, das Isabellas Onkel gehörte. So entdeckte er
an einem schönen Sommertag den Turm des Magiers, der im letzten
Sommer verbrannt worden war.
    Das Gebäude war unversehrt. Offensichtlich hatte sich die
erregte Menschenmenge nicht dazu aufraffen können, auch dieses
Gebäude anzuzünden.
    Gerald Baskin war vom ersten Augenblick an von dem Turm
fasziniert. Noch am Nachmittag des gleichen Tages holte er seine
Malutensilien und begann damit, dieses Gebäude in Öl zu
verewigen.
    Zwei Tage später war das Bild fertig. Er trug Isabella auf,
es in die Stadt zu bringen und dort zu verkaufen. Im Gegensatz zu
seinen anderen Landschaftsbildern, die er unsigniert verkauft hatte,
setzte er diesmal wieder seine Initialen unter das Bild: G.B.
    Der Turm ließ Gerald Baskin nicht mehr los. Während
Isabella in die Stadt zog, um das Bild zu verkaufen, ging der Maler
wieder zu dem Gebäude hinaus, um es noch mal aus einer andren
Perspektive zu malen.
    Der Tag verging schnell. Gerald ließ das Mittagessen
ausfallen und malte bis zum Spätnachmittag. Zu diesem Zeitpunkt
wurde er abrupt unterbrochen.
    Isabella Lorette kam über die Wiese gelaufen. Schon von
weitem erkannte Gerald, daß sie erregt zu sein schien.
    »Was ist denn los?« fragte er sie, als sie auf
Hörweite heran war.
    »Richard«, keuchte sie und hielt neben Gerald an.
»Ricardo – dein Bruder, der Inquisitor – er… er
ist in London! Er sucht uns!«
    Es dauerte eine Weile, bis die Worte in ihrer ganzen Tragweite in
Geralds Bewußtsein drangen. Dann erbleichte er. »Das ist
nicht wahr«, hauchte Gerald. »Sag’, daß das
nicht wahr ist!«
    »Doch, es ist wahr«, beharrte die bildhübsche
Spanierin. »Ich wäre ihm sogar fast in die Arme gelaufen!
Vielleicht ist er sogar schon hinter mir her.«
    Wie um Isabellas Worte zu bestätigen, war plötzlich aus
weiter Ferne Hufgetrappel zu vernehmen.
    »Das sind sie!« hauchte Isabella. Sie blieb ganz ruhig.
»Was machen wir jetzt?«
    Baskin schloß das Mädchen in seine Arme. »In den
Turm!« sagte er. »Es ist die einzige
Möglichkeit.«
    Schnell raffte Gerald Baskin seine Malutensilien zusammen und
verbarg sie geschickt hinter einem Busch.
    »Hier finden sie sie nicht«, meinte

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