Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt
Häscher jeden Augenblick auftauchen
könnten, aber nichts dergleichen geschah.
Benommen ließ sich Isabella neben ihrem Freund nieder. Er
atmete nur noch nach.
*
Mirakel ließ den Dschungel hinter sich und hielt genau auf
die Kraterlandschaft zu.
Plötzlich stutzte er.
Wurde dort unten nicht jemand geopfert?
Schnell ging der Dyktenmann tiefer, aber er konnte nichts mehr
ausrichten.
Über dampfenden, zischenden Kratern erhob sich ein gewaltiger
Altar, von dem gerade eine Frau herabstürzte und versank.
Alles war so schnell gegangen, daß nicht mal Mirakel mehr
hatte eingreifen können. Als er über dem Kratersee
schwebte, war die Frau schon von den zähen Schlammassen
verschluckt worden.
Der Dyktenmann kreiste noch eine ganze Weile langsam über dem
Krater, entdeckte aber keine Spur mehr von der Frau. Nur ein
Morastwesen schwamm in der dampfenden Flüssigkeit…
*
Übergangslos erwachte Frank Morell alias Mirakel. Auf seinem
Wecker war es sechs Uhr morgens.
Frank nahm den Mirakelstern von seiner Brust und verwandelte sich
sofort wieder in seine menschliche Identität zurück. Der
glutrote, eben noch hauteng anliegende Anzug, die goldfarbenen
Stulpenhandschuhe und die hohen, ebenfalls goldfarbenen Stiefel waren
verschwunden. Frank Morell trug jetzt nur noch seinen
Schlafanzug.
Sein normaler Tagesablauf konnte beginnen…
Morell erhob sich aber noch nicht sofort. Noch immer mußte
er an die letzte Traumszene denken.
Irgend etwas mußte damit zusammenhängen. Frank Morell
entsann sich, daß er gerade diese Szene jetzt zum dritten Mal
erlebt hatte.
Als er als Frank Morell in jener Traumwelt dem unbekannten Mann
begegnet war, hatte er einige Zeiteinheiten vorher auch diese Frau in
einen Krater stürzen sehen. Er war dann weitergegangen, hatte
aber auch noch das Morastwesen entdeckt, das aus dem Schlamm
aufgetaucht war.
In der gestrigen Nacht hatte er als Mirakel gegen jenen
Flugsaurier gekämpft und anschließend die Frau von dem
Altar stürzen sehen.
Und in dieser Nacht hatte er als Mirakel diese seltsame
Jenseitswelt durch einen Knochentunnel betreten, der an einem
überdimensionalen Totenkopf geendet hatte. Mirakel hatte den
Dschungel überflogen und war wieder zu dem Totenkopf
zurückgekehrt. In diesem Augenblick hatte er erneut diese
Traumszene mit der Frau entdeckt, die versank und als Morastwesen
wieder auftauchte.
Der Traum war zuletzt ja nur schemenhaft gewesen, aber Frank
fühlte, daß an dem Gedanken, daß die Frau sich in
der letzten Phase verwandelt hatte, ein wahrer Kern sein
konnte…
Trotzdem wollte er nicht länger daran denken. Heute war
Donnerstag. An diesem Abend wollte er mit Alexandra Becker die
Ausstellung besuchen.
*
Die untergehende Abendsonne schimmerte düster durch die
Verästelungen der fleischfressenden Pflanze. Deutlich war die
verlockend orangefarbene Blüte zu erkennen und das
haifischartige Maul, das sich darunter verbarg.
»Puh, der möchte ich nicht in Natura begegnen«,
sagte Alexandra Becker, als sie das Bild betrachtete. »Die
könnte einen Menschen glatt in zwei Hälften
beißen!«
»Ware das nicht eine schöne Zierde für dein
Blumenfenster?« meinte Frank grinsend, während er den Arm
um sie legte. »Diese orangefarbene Blüte müßte
doch wunderbar mit deinen gelben Vorhängen
harmonieren…«
Alexandra schüttelte sich. »Brrr, da ziehe ich einen
künstlichen Fliegenfänger vor.«
»Diese Pflanze würde ja auch keine Fliegen fangen«,
sponn Frank den Faden weiter. »Ich stelle mir nur einen
potentiellen Liebhaber von dir vor, der durch das Fenster bei dir
einsteigen will und sich dann solch einem Monster
gegenübersieht. Wäre das nicht die ideale
Abschreckungsmethode?«
»Die würde ich dann aber bei dir als erstem Opfer
anwenden, du eifersüchtiger Spötter«, konterte die
Zeichnerin perfekt. »Gehen wir weiter?«
Das nächste Bild zeigte einen Totenkopf aus dem gerade eine
Echse herausmarschierte.
Wieder fühlte Frank sich an seine Träume erinnert. Lag
hier in diesen Bildern der Schlüssel, der in die Traumwelt
führte, die Frank jede Nacht durchlebte?
Auch Mirakel war letzte Nacht durch solch einen Totenkopf
gegangen…
Frank konnte diesen Gedanken nicht mehr zu Ende führen. Am
anderen Ende der Ausstellung brach ganz unvermittelt ein Tumult los.
Schreie drangen an Franks Ohren.
»Die Pflanze…! Sie bringt ihn um…! So tut doch
endlich etwas… Warum hilft ihm denn keiner?«
Ein Mensch schien sich in Not zu
Weitere Kostenlose Bücher