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Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Titel: Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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schritt er den Gang entlang, an der langen
Reihe der Zellen vorbei. Plötzlich hörte er eine leise
Stimme hinter sich.
    »Gerald!«
    Baskin wirbelte herum. Sofort erblickte er das Mädchengesicht
hinter den Gitterstäben des Türfensters.
    »Isabella«, sagte er und eilte zu ihr hin. »Warte,
ich hole dich heraus!« Er merkte nicht, daß er sie jetzt
wieder duzte. Die gemeinsame Gefahr, in der sie steckten, hatte die
Verbundenheit, die er schon vorher zu dem Mädchen gespürt
hatte, noch gestärkt. Sie sagte auch nichts. Förmlichkeiten
waren hier fehl am Platz. Mit zitternden Fingern steckte der Franzose
den Schlüssel des Soldaten ins Schloß. Er probierte den
ganzen Schlüsselbund durch, bis endlich einer paßte. Dann
war Isabella frei.
    Gemeinsam eilten sie den Korridor entlang, bis sie eine Tür
erreichten. Vorsichtig öffnete Gerald sie und spähte
hinaus. Eine großzügig angelegte Halle lag hier. Zwei
weitere Korridore zweigten von ihr ab.
    Unwillkürlich wählte Gerald Baskin den Weg nach
rechts.
    Der Gang führte über Treppen nach oben. Bald wurden die
Wände sauberer, alles wirkte eleganter und repräsentativer
angelegt.
    Unvermittelt öffnete sich eine Tür vor ihnen. Ein Mann
trat ins Freie. Gerald Baskin drohte zu erstarren.
    Ricardo!
    Der Inquisitor erblickte seinen Bruder sofort. Erstaunen mischte
sich unter seine asketischen Gesichtszüge. »Du?«
murmelte er, dann drehte er sich um und wollte nach seiner Wache
rufen.
    Doch Gerald Baskin war schneller. Er eilte vor und hielt seinem
Bruder die Hellebarde an den Hals.
    »Kein Wort«, zischte er wütend. »Sonst bist du
ein toter Mann! Glaube nur nicht, daß ich zögere, nur weil
du mein Bruder bist. Ich kann genauso handeln wie du, wenn du es
darauf anlegst.«
    Ricardo ergab sich in sein Geschick. »Also gut«, lenkte
er ein. »Was willst du?«
    »Frag nicht so dumm«, erwiderte der Franzose. »Das
weißt du doch genau. Besorge uns drei Pferde! Oder besser
– führe uns in den Stall.«
    »Drei Pferde?« wunderte sich der Inquisitor.
»Weshalb drei Pferde?«
    »Frag nicht!« fuhr Gerald Baskin ihn an. »Das wirst
du schon noch erfahren. Vorwärts! Und keine Dummheiten! Sollten
wir einem deiner Männer begegnen, dann verhalte dich normal,
sonst bist du der erste, der stirbt, klar?«
    Ricardo verstand. Resignierend fügte er sich in sein
Schicksal. Zehn Minuten später hatten sie die Stallungen des
Alcazars erreicht.
    »Du sattelst drei Pferde«, befahl der Inquisitor einem
Stallknecht. »Mein Bruder und ich möchten
ausreiten.«
    Der Knecht tat, wie ihm befohlen worden war.
    »So ist es gut«, flüsterte Gerald Baskin dem
Inquisitor ins Ohr. »Du hast also kapiert, daß ich dich
mitnehmen will. Wenn du Dummheiten machst, dann spieße ich dich
auf! Verhältst du dich aber normal, dann lasse ich dich
später wieder laufen…«
    Die Pferde waren schnell gesattelt. Schweigend bestiegen die
beiden Männer und die Frau die edlen Rösser der spanischen
Hofreitschule.
    »Du hast einen guten Geschmack bewiesen«, bemerkte
Gerald Baskin, während sein Blick zufrieden über die
Reittiere schweifte. »Damit werden wir weit kommen. – Du
reitest voraus!« befahl er seinem Bruder.
    Kurz darauf schlossen sich die Tore des Alcazars hinter ihnen. Der
Ausritt des Inquisitors wurde von den Bürgern der Stadt nur
beiläufig registriert. Sie dachten sich nichts dabei.
    Die Gebäude von Cordoba verschwanden schnell hinter der
kleinen Gruppe. Sie ritten vier Stunden in südliche Richtung,
dann ließ Gerald anhalten.
    »Absteigen!« befahl er dem Inquisitor.
    Ricardo wollte sich erst weigern, folgte dann aber doch der
Anordnung seines Bruders.
    Auch Gerald stieg von seinem Pferd, Drohend hielt er die
Hellebarde auf den Bruder gerichtet.
    »Eigentlich sollte ich ja kurzen Prozeß machen«,
meinte er. »Deine Methoden heißen Auge um Auge, Zahn um
Zahn, aber ich werde Gnade walten lassen. Stell dich dort neben den
Baum!«
    Ricardo ging auf das Waldstück zu und plazierte sich vor dem
angegebenen Baum. Indessen sattelte Gerald Baskin das Pferd seines
Bruders ab und gab ihm einen Klaps aufs Hinterteil. Schnell sprengte
der Hengst davon und verschwand aus dem Blickfeld der drei
Menschen.
    Gerald Baskin löste die Lederriemen aus dem Zaumzeug des
Pferdes und ging dann auf seinen Bruder zu. Geschickt fesselte er den
Inquisitor an den Baum.
    »Hier wirst du bleiben, bis dich jemand findet«, sagte
er. »Du kannst von Glück reden, daß ich so
gnädig mit dir verfahre!«
    Ricardo

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