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Macabros 068: Apokalyptas erste Version

Macabros 068: Apokalyptas erste Version

Titel: Macabros 068: Apokalyptas erste Version Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Spaziergänger in diesen Gärten sehen konnten.
Sekundenlang erschienen ihnen manchmal Gestalten, die beim
Gespräch lächelnd beisammen standen, ohne sie
offensichtlich wahrnehmen zu können.
    Eins stand mit hundertprozentiger Sicherheit fest. Carminia Brado,
die in ihrem ersten Leben Loana, die Tochter des Hestus’,
gewesen war, war die Erbin dieses Vermächtnisses. Wie für
Björn Hellmark in ferner Zeit die Insel Marlos zum Zufluchtsort
für alle Verfolgten und Notleidenden und zu einem Hort der
Stille und Einkehr geworden war, genauso verhielt es sich mit den
magischen Gärten des Hestus’.
    Carminia Brado war Hellmarks Gegenpol und Ergänzung. Was sie
gemeinsam vor mehr als zwanzigtausend Jahren in die Wege geleitet
hatten, war bestimmt, fortgeführt zu werden.
    Doch die Erinnerung an jene Zeit war nicht geblieben. Nur das eine
oder andere kehrte in ihr Bewußtsein zurück, blieb aber
bruchstückhaft…
    Schritt für Schritt mußten sie sich praktisch Neuland
erobern.
    Carminia lief in einiger Entfernung seitlich neben Pepe und
strebte auf das architektonisch vollendet gestaltete Gebäude zu,
um auch dort nach Spuren aus der Vergangenheit zu suchen.
    »Ich sehe mich ein bißchen in der Gegend um«,
meinte der Junge und begann zu laufen. »Wenn ich was entdecke,
was wichtig ist erwähnt zu werden, sage ich dir
Bescheid…«
    Carminia Brado lächelte.
    Das war typisch Pepe.
    Wie jeder Junge in seinem Alter, voller
Begeisterungsfähigkeit und Unternehmungslust. Gerade die
Wälder schienen es dem Jungen angetan zu haben. Er fühlte
sich dort irgendwie heimisch. Das hatte sie auch schon auf Marlos
beobachtet. Pepe hielt sich am liebsten dort auf, wo die Bäume
und Büsche besonders dicht standen.
    Das Ganze mußte zurückzuführen sein auf frühe
Erlebnisse in der Kindheit. Der Dschungel von Yukatan war sein
wirkliches Zuhause geworden, nachdem seine eigenen
Stammesangehörigen ihn wie einen Aussätzigen behandelt
hatten und seine Familie ihn sogar verstieß.
    Der Wald war Schutz und Heimat. Und gerade hier, in diesem
riesigen Garten, kam ihm eine besondere Aufgabe zu, die Pepe wie kein
zweiter anfing zu begreifen.
    Carminia sah dem Halbwüchsigen nach, wie er in dem schattigen
Palmenhain untertauchte.
    Hier bedurfte es keiner Hinweise auf Vorsicht und Aufmerksamkeit.
In diesem Bereich drohte ihm keinerlei Gefahr. Hier gab es keine
wilden Tiere, keine versteckten, ihn bedrohenden Mächte, keine
Fallen…
    Dieser vielschichtige, in seiner Buntheit und seinem
Formenreichtum einmalige Garten enthielt zwar viele Rätsel und
Geheimnisse, doch die waren alle positiv zu werten und – wenn
sie sie entdeckten und dahinter kamen – nur von Vorteil für
sie.
    Carminia Brado wandte sich ab und näherte sich dem
weißen, mit dem goldenen Kuppeldach versehenen, pavillonartigen
Gebäude und verschwand darin.
    Pepe atmete tief die milde, würzige Luft ein, die im
Palmenhain herrschte.
    Die Helligkeit war hier nur geringfügig gedämpft. Wie
ein einziges Blätterdach wirkten die gewaltigen Kronen, die sich
berührten und einen eigenen Himmel über ihm bildeten.
    Zwischen den Stämmen fanden sich oft pilzförmig
gewachsene Pflanzen, die in ihrer Farbigkeit unbeschreiblich
waren.
    Sie sahen aus wie ein aus Glasfäden gesponnenes Objekt. Es
war halb durchsichtig und in seinem Innern flossen farbige
Ströme – wie ein Adergeflecht, das sich unterhalb des
Pilzdaches ausbreitete und dann in allen Farben zu jonglieren
begann.
    Je tiefer Pepe in den Palmenhain eindrang, desto dichter wuchsen
diese pilzartigen Gebilde. Der Säftestrom in dem feinmaschigen,
glasartig wirkendem Gebilde befand sich unaufhörlich in
Bewegung.
    Pepe war verwundert. So etwas hatten sie bisher in den
Hestus-Gärten noch nicht entdeckt.
    Was für eine Bedeutung hatte das alles?
    Instinktiv spürte der Junge, daß er etwas entdeckt
hatte, was sicher auch Carminia interessierte.
    Er war schon dabei, den Weg zurückzugehen und sie von seiner
Entdeckung zu unterrichten, als ihm plötzlich etwas auffiel, was
ihn veranlaßte, sich weiter hier aufzuhalten.
    Die pilzförmigen Pflanzen standen kerzengerade in einer Linie
und schienen so etwas wie einen Wegweiser darzustellen.
    Nur wenige Schritte von Pepe entfernt breiteten sich die aus
feinem Gespinst bestehenden Pilze zu beiden Seiten
halbkreisförmig aus und bildeten eine regelrechte Zange.
    Irritiert und interessiert näherte sich der Junge dem Gebilde
und kam auf einer Lichtung an, die ebenfalls kreisrund

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