Macabros 068: Apokalyptas erste Version
der
nebelförmige Leib wie in einer Trichteröffnung
verschwand…
*
Er wußte nicht, was mit ihm geschah. Doch plötzlich
empfand er weder Angst noch Schmerzen, noch sonst ein Gefühl des
Unwohlseins oder der Verlorenheit.
Er kam sich auch nicht einsam vor. Da war jemand, der ihn
tröstete und ihn wissen ließ, daß alles halb so
schlimm war.
Es ist… gut… für euch… alle…, glaubte er
wieder die gleiche Stimme aus dem Nichts zu hören, die sich die
ganze Zeit schon bemerkbar zu machen versuchte.
Einen Moment lang herrschte tiefste Stille und äußerste
Schwärze.
Dann spürte Pepe eine ruckartige Bewegung, als ob er, an
Händen und Füßen gepackt, in vier Richtungen
gleichzeitig gezerrt würde.
Einen Moment lang peitschte ein alles durchschreitbarer Schmerz
seinen Körper.
Pepe wollte schreien, doch kein Laut kam über seine
Lippen.
Dann – war alles schon wieder zu Ende.
Er stürzte zu Boden, rollte sich ab und blieb überrascht
und irritiert liegen.
Ein kleiner, schummriger Raum.
Ein Schrank. Eine Vitrine. Mit Schmuck.
Ein Schreibtisch mit einem Telefon und mehreren Akten darauf.
Auf einem Stuhl saß ein gefesselter Mann.
Pepe erkannte diese Einzelheiten überraschend schnell. Seine
Augen waren an die Dunkelheit in dem Schacht, wie er den Ort nannte,
durch den er gekommen war gewöhnt.
An der Tür standen zwei Männer.
Das Geräusch, das der auf den Boden plumpsende Körper
verursacht hatte, war von den beiden nicht unbemerkt geblieben.
Sie wirbelten herum.
Der eine war bewaffnet und hielt eine entsicherte Pistole in der
Rechten.
»Verdammt noch mal, Jay«, entrann es den Lippen des
Verbrechers Tom Jenkins. »Da ist einer!«
Jenkins fackelte nicht lange.
Seine Linke klatschte auf den Lichtschalter, und hell flammte die
rustikale Deckenleuchte auf. Als hätte Jay McCansy einen stummen
Befehl seines Kumpans erhalten, stieß er gleichzeitig die
Tür zu.
Mit schnellem Schritt war Tom Jenkins am Schreibtisch, als Pepe
sich erhob.
Die Mündung der Pistole deutete auf den Jungen, und
Jenkins’ rechter Zeigefinger krümmte sich um den
Abzugshahn…
*
Für Macabros gab es nur eines: Auf keinen Fall aus den Augen
zu verlieren, was er eben hier wahrgenommen hatte.
Jener wiederaufgetauchte, einst von Molochos beherrschte Teil
Xantilons barg viele Geheimnisse, über die man bisher nur
Vermutungen anstellen konnte.
Was machte Kaphoon hier in dieser Zeit der Erde?
Unwillkürlich fragte Hellmark sich dies, als er Macabros’
Sinneseindrücke analysierte.
Dem blonden Deutschen kam ein furchtbarer Verdacht.
Kaphoon war nur in der Vergangenheit der Erde eine
maßgebende Person gewesen. Sie konnte nicht hierher in die
Gegenwart eindringen. Kaphoon war längst tot.
Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie die Begegnung hinter den
Mauern der düsteren Burg zu erklären war.
Entweder waren sie alle – ohne daß es auch nur einem
einzigen von ihnen bewußt geworden war – in der
Zwischenzeit in die Vergangenheit der Erde zurückversetzt
worden, oder Molochos’ Dämonen waren hier aktiv am
Werk.
Das Letztere war das zunächst Wahrscheinlichere. Die
Vorfälle auf der Insel sprachen für sich. Viele Tote hatte
es inzwischen gegeben.
Macabros wollte den Dingen auf den Grund gehen.
Es war nicht nötig, daß er die rund zwanzig Schritte
bis zur Tür vorging, wo er Kaphoons Gesicht einen Moment lang
vor sich gesehen hatte.
Hellmark bediente sich seiner besondern Fähigkeiten, um nicht
eine Zehntelsekunde zu verlieren.
Er löschte Macabros aus und ließ ihn zwanzig Schritte
weiter, jenseits des Durchlasses, wieder neu materialisieren.
Die Stelle, an der Kaphoon noch eben gestanden hatte, war
leer.
Macabros hatte es auch nicht anders erwartet.
In den unterirdischen Gewölben, wo Björn Hellmark sich
mit seinen Freunden in der Bucht K’hor Shans aufhielt,
unterrichtete er Rani Mahay und Arson von den Dingen, die sein
Doppelkörper inzwischen erlebt hatte.
Björn spürte, daß er die Doppelbelastung, die von
ihm verlangte, zwei Körper gleichzeitig voll aktiv,
bewegungsfähig und aufnahmefähig zu halten, nur noch kurze
Zeit intensiv durchhalten konnte.
»Ich werde mich kurz von euch entfernen«, ließ er
den Inder und Arson, den Mann mit der Silberhaut, wissen. »Ich
bin so schnell wie möglich wieder zurück. Dort drüben
geht etwas vor.«
»Wir kommen mit«, sagte Rani Mahay knapp.
»Genau«, erwiderte die helle Stimme in Mahays
Kopfhöhe, noch ehe Björn eine entsprechende
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