Macabros 068: Apokalyptas erste Version
gewölbeartig
spannte.
»Ganz einfach«, erhielt er zur Antwort. Hellmark hatte
das Gefühl, seine eigene Stimme aus einem verborgenen
Lautsprecher zu hören. »Ich will es endlich wissen. Wer ist
der Stärkere von uns. Du – oder ich… und worauf ich
den meisten Wert lege, daß ich es wirklich mit dem zu tun habe,
der aus Fleisch und Blut besteht. Es ist keine Kunst, mit einem
Körper zu kämpfen, der nicht verwundbar ist. Dann hast du
nichts zu verlieren. Aber so – haben wir beide etwas auf’s
Spiel zu setzen. Unser Leben. Zeige deinen Mut! Kämpfe,
Feigling!«
Björn glaubte, nicht richtig zu hören. Wenn dies
wirklich Kaphoon war, wenn – dies wirklich er selbst war, wie er
mal leibte und lebte – dann begriff er nicht, wieso er zwischen
sich diese Feindschaft setzte.
War Kaphoon aufgewiegelt? War er nicht Herr seines Willens? War es
in Wirklichkeit gar nicht Kaphoon, sondern ein Dämon, der sich
des Namens und der äußeren Erscheinung des mutigen
Kämpfers bediente?
»Ich sehe keinen Grund in diesen Kampf. Was soll diese
Feindschaft?« Björns Stimme klang klarer.
»Für zwei von uns ist kein Platz. Ich bin
hierhergekommen, um deine Stelle einzunehmen. Niemand, wird diese
Wechsel merken. Denn irgendwie sind wir ja eins und waren es stets
gewesen.«
Björn löste Macabros auf und ging vorsichtig zwei, drei
Schritte auf den Mann zu, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten
ähnlich sah und von dem ihn nur die Haarfrisur und die Kleidung
unterschieden.
Während er sein Gegenüber keine Sekunde aus den Augen
ließ, arbeiteten die Gedanken ununterbrochen. Wie war es
möglich, daß er sich selbst so spinnefeind
gegenüberstand? Sowohl als Kaphoon, wie auch jetzt in seinem
zweiten Leben als Björn Hellmark mußte er wissen, worum es
den Mächten der Finsternis ging.
Es gab eigentlich für das alles nur eine einzige
Erklärung. Kaphoon war nicht wirklich Kaphoon, nicht wirklich
jener Körper aus der Vergangenheit der Erde, der durch Zufall
oder Absicht hierher transportiert worden war, sondern nichts weiter
als ein geschicktes Ebenbild, eine Täuschung der
Dämonen.
Sie waren beide bereit. Kaphoon kam es auf schnellen und
unerbittlichen Kampf an.
Er stürzte sich nach vorn. Mit wildem Aufschrei riß er
das breite Schwert in die Höhe, um es auf Hellmark herabsausen
zu lassen.
Doch er parierte geschickt.
Immer wieder wirbelten die Schwerter durch die Luft und krachten
aneinander, daß die Funken stoben, und in der großen
Halle, die durch den draußen lodernden Feuerschein gespenstig
erhellt wurde, ertönte klirrender Waffenlärm.
Björn merkte man an, daß er die letzten Stunden
ausgeruht und die Belastungen abgestreift hatte wie eine zweite Haut.
Mit wenigen kurzen Schlägen trieb er Kaphoon zurück. Sie
verließen die Halle und gerieten kämpfend in einen
Korridor, der völlig fensterlos war. Er mündete in einen
torbogenförmigen Durchlaß, hinter dem ein Gewölbe
begann, von dem aus mehrere Treppen sternförmig in andere
Gebäudeteile der umfangreichen Burg führten.
Kaphoon parierte ebenfalls geschickt Hellmarks Schläge.
Keiner konnte dem anderen so recht ans Leder. Bis jetzt zeigte es
sich ganz deutlich, daß sie aus demselben Holz geschnitzt
waren, daß sie über die gleiche Kampferfahrung und
Stärke verfügten.
Björn trieb Kaphoon etwa in die Mitte des mit Treppen
versehenen Gewölbes. Wie Spiralen drehten sich die schmalen,
steilen Treppen schneckenförmig hinter die dunklen, kahlen
Wände, um irgendwo nach oben – offensichtlich in einem
turmartigen Anbau – zu verschwinden.
»Warum bekämpfen wir uns?« tönte Hellmarks
Stimme erneut auf. Er sprach klar und deutlich, und jedes seiner
Worte hallte durch das düstere Gewölbe, übertönte
das metallische Geräusch der aufeinanderschlagenden Klingen und
brach sich als mehrfaches Echo in den äußersten,
düsteren Winkeln und Ecken. »Wir sind keine Feinde. Was wir
beide wissen, kann ausreichen, jenen das Genick zu brechen, die
gekommen sind, das Leben zu zerstören. Wenn du wirklich Kaphoon
bist, dann begreife ich nicht deine Handlungsweise…«
Ein leises, bedrohliches Lachen tönte ihm als Antwort
entgegen.
Kaphoon, der Namenlose, der ›Sohn des Toten Gottes‹,
kämpfte unverdrossen und unbeirrt weiter.
Er sagte kein Wort.
Da hatten sie fast die Mitte des Gewölbes erreicht. Aus den
Augenwinkeln nahm Björn einen großen, kreisförmigen
Ausschnitt auf dem Boden wahr. Es sah aus, als ob vor länger
Zeit mal mit einem scharfen
Weitere Kostenlose Bücher