Macabros 068: Apokalyptas erste Version
Wirkung zu zeigen«,
sagte da die Frau. »Ich hätte nicht für möglich
gehalten, daß es so schnell geht.« Ihre Stimme klang
dunkel und verführerisch. Sie konnte einem Mann einen Schauer
über den Rücken jagen. »Irgendwann ist eben jeder Weg
mal zu Ende. Diesmal ist es der Weg Hellmarks alias Kaphoons. Er ist
am Ende seiner Reise angekommen.«
»Warum töten wir ihn dann nicht«, sagte der Hagere
an ihrer Seite.
Die schöne Frau hob kaum merklich die Rechte. »Ich habe
meine Pläne und werde sie buchstabengetreu erfüllen. Einern
besonderen Menschen soll man stets eine besondere Achtung
entgegenbringen. Warum soll man jemand töten, der so
mächtig und so interessant ist, Tantor? Solche Feinde soll man
zu seinen Freunden, zu seinen Verbündeten machen. Da hat man
doch viel mehr davon…«
»Wie willst du das machen?« sagte der Hagere wieder. Er
wandte zum ersten Mal den Blick und musterte die Herrscherin in dem
goldumränderten Mantel scharf. »Gerade weil er eine Macht
verkörpert, über deren wahre Wirkung er selbst noch nichts
weiß, ist jede Minute, die er länger existiert,
gefährlich und tödlich. Vergiß das nie!«
»Gerade weil ich das weiß, Tantor, kann ich mir nicht
den geringsten Fehler erlauben. Er wird mir aus der Hand fressen wie
ein Hund…« Sie lachte leise.
Der Mann mit dem kantigen Gesicht und den tiefliegenden Augen
stieß scharf die Luft durch die Nase. »Ich hoffe, du
weißt, was du tust… Ich würde anders
entscheiden…«
»Ich weiß, Tantor. Aber danach ist nicht gefragt. Dein
Rang ist uninteressant gegenüber der Macht, die ich
verkörpere und die mir zuteil wurde, Dank Rha-Ta-N’my,
unserer großen Göttin, die uns nie im Stich
läßt. Ich – Apokalypta – werde dafür
sorgen, daß Björn Hellmark jenen Mann tötet, durch
den er praktisch noch mal auf diese Welt kam und
Körperhaftigkeit annahm. Kaphoon wird sterben –
endgültig und für alle Zeiten. Damit kann Hellmark in der
Zukunft nicht wieder geboren werden, und seine Seele wird mir
gehören. Ich kann mit ihm machen, was ich will. Wie eine
Marionette werde ich mich seiner bedienen, und er wird
widerspruchslos all das tun, was ich will. Mit Hellmarks Hilfe werden
wir den Sieg über die weißen Priester erringen, die sich
uns jetzt noch entgegenstellen. Aber Hellmark wird nicht auf ihrer
Seite kämpfen – sondern auf unserer. Er wird Apokalypta
unterstützen, jene Frau, die er achtet, die er liebt und
begehrt. Jene Frau, die ewige Jugend ihr eigen nennt. Und diese Waffe
ist für jeden Mann gefährlich…«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, löste die begehrenswerte
Frau sich von der Seite ihres Begleiters und ging die letzten
Schritte zu dem ahnungslosen Björn Hellmark. Sie stand praktisch
auf Reichweite vor ihm, und der blonde Deutsche spürte nicht die
Nähe der Feindin, in deren Falle er gegangen war. Er ahnte
nicht, welch grausames Spiel Apokalypta sich für ihn ausgedacht
hatte…
*
Inspektor Morrison ließ die Anruferin ohne Umschweife
wissen, daß sich der Junge nicht mehr im Revier befand.
»Wo ist er hingegangen, Inspektor?« wollte Carminia
Brado wissen.
»Keine Ahnung, Madam. Das hat er mir nicht gesagt. Ich nehme
doch an nach Hause. Wenn Sie in der Lage sind, auf die gleiche Weise
hier anzureisen wie der Junge, dann müssen Sie besser wissen als
ich, wohin er sich gewandt hat…«
Morrison kratzte sich nachdenklich am Kopf. Manchmal glaubte er,
daß diese Stunden, die er jetzt erlebte, in Wirklichkeit ein
Traum waren. Da strömte so viel auf ihn ein, was er in der
kurzen Zeit gar nicht alles verdauen konnte.
Carminia Brado legte auf und wandte sich an Jeff Hutchinson, der
müde, aber zufrieden noch immer damit beschäftigt war,
seine Regale und Schubladen wieder einzuräumen.
»Ich hoffe, Sie haben erreicht, was Sie wollten, Madam«,
sagte er beiläufig, als er sah, daß die Brasilianerin
nicht mehr telefonierte.
»Leider nein, Mister Hutchinson. Pepe hält sich nicht
mehr im Revier auf. Ich habe jedoch eine Vermutung, wo er jetzt sein
kann. Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir beide gemeinsam noch
mal für einige Minuten hier auftauchen. Aber das wird dann
bestimmt das letzte Mal sein…« Sie lächelte
gewinnend.
Jeff Hutchinson winkte ab. »Aber das macht doch nichts,
Madam. Sie haben einen so prachtvollen Jungen, wenn der nicht gewesen
wäre, vielleicht wäre ich dann gar nicht mehr am Leben. Bei
diesen beiden Galgenvögeln mußte man auf alles
gefaßt sein.«
»Kommen Sie nur
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