Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs
emporgedrückt immer wieder
auftauchte. Plötzlich sah Macabros von der Seite das Schwert
zucken und den Ritter berühren. Es sah aus, als ob die Zunge
eines Chamäleons blitzschnell nach vorn käme und den
Todesboten aus dem Sattel hebe.
In diesem Augenblick erfüllte sich sein Schicksal.
Der schwarze Schatten des Pferdes und des Ritters schrumpfte
zusammen und wurde in die Tiefe gesogen.
Dann stieg gleißende Helligkeit in der Tiefe hoch, als ob
eine neue Sonne geboren würde.
Aber die Helligkeit blieb nicht lange. Es war ständig das
gleiche Spiel, das hier ablief. Es wiederholte sich offensichtlich so
lange, wie die zweidimensionalen Reiter gefangen waren zwischen den
magischen Blöcken von Rha-Ta-N’mys Gesichtern.
Eines ihrer Gesichter – verbesserte Macabros
unwillkürlich in Gedanken. Rha-Ta-N’my war die Mutter der
Dämonen, die Göttin der tausend Gesichter, von der man
nicht wußte, wie sie wirklich aussah.
Die Entdeckungen, die Macabros hier machte, wurden Björns
Bewußtseinsinhalt. Der teilte sie umgehend seinen Freunden mit
und zog auch Kaphoon zu Rate, der wie kein zweiter über die
wahren Hintergründe der geheimnisvollen Zauberstadt informiert
war.
Er bestätigte nur, daß diese Bilder nichts weiter sein
konnten als die Tatsache, daß im Krater so etwas wie
Apokalyptas geistiges Herz schlug und jene Dinge am Leben hielt, mit
denen sie die Welt erobern wollte.
Dieser Teil Xantilons war bereits in ihren Besitz
übergegangen, und sie hatte damit ein Signal für andere
Dämonen gesetzt.
Doch auch Apokalypta war nicht unüberwindbar, wenn man es
richtig anfing.
Und wieder zeigte sich, daß Hellmarks Gedanke, Gigantopolis
zu ergründen, genau der richtige war.
Apokalypta war angewiesen auf Gigantopolis und auf die sieben
schwarzen Ritter. Und sie war angewiesen auf Björn Hellmark, von
dem sie hoffte, daß er als einziger Kaphoon, dem Namenlosen,
ebenbürtig war, um ihn zu vernichten. Wenn Kaphoon nicht mehr
war, dann gehörte Xantilon praktisch ihr.
Die Dinge, die vor rund zwanzigtausend Jahren – nein, man
mußte ja jetzt sagen, in dieser Stunde – sich ereigneten,
waren ausschlaggebend für die Vorkommnisse in der Gegenwart und
Zukunft der Erde. Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft waren
eins… eines konnte ohne das andere nicht sein, eines ohne das
andere sich nicht entwickeln.
Macabros informierte sich darüber, daß es
tatsächlich sieben gleiche Krater in der Stadt gab und sieben
Stadtteile, die mit diesen Kratern verbunden waren.
Die ganze Stadt war in der Tat wie ein Puzzle zusammengesetzt.
Und wenn jemand ordentlich schüttelte – das an der
richtigen Stelle –, so stellte er es sich jedenfalls vor, dann
würde dieses Puzzle auch auseinanderfallen in seine
Einzelstücke, und wenn er die Hand abschlug, die imstande
wäre, Gigantopolis neu entstehen zu lassen, um aus Tier- und
Menschenleichen neue Monster zu formen, dann würde für alle
Zeiten so etwas möglich werden, und er war seinem Ziel, den
Geschöpfen der grausamen Finsternis das Handwerk zu legen, einen
bedeutenden Schritt näher.
Kurze Zeit später tauchte Macabros in das Dunkel der engen,
verwinkelten Gassen ein und hielt sich absichtlich in der Nähe
jener Stelle auf, wo es zum Zusammentreffen mit Kaphoon, Arson und
Rani Mahay gekommen war und wo sich ihre Flucht nach draußen
ereignet hatte.
In der allgemeinen Aufregung, im Gewirr der tausenden und
abertausenden von Alptraumgestalten, konnte es ohne weiteres sein,
daß Apokalypta in dieser Stunde tatsächlich nicht
über den wahren Verlauf der Dinge informiert war.
Er mußte es darauf ankommenlassen…
Abseits der großen Plätze herrschte in einigen Gassen
erstaunlicherweise noch Leben.
Macabros nahm einige Monster wahr, die die dunklen Ecken
durchsuchten. Sie waren dabei nur auf ihre Augen und ihre Tastsinne
angewiesen. So etwas wie ein künstliches Licht – eine Kerze
oder Taschenlampe – gab es hier in Gigantopolis für sie
nicht.
Macabros verschwand lautlos wie ein Schatten in einer dunklen
Ecke, wo zwei Häuser zusammenstießen und die steil nach
unten abfallende Straße in einer Art Graben endete, wo sich
dunkles, übelriechendes Wasser in die unbekannte Finsternis
bewegte.
Genau hier nahmen die Dinge ihren Ausgang.
Er zerriß sein Hemd, fuhr sich durch die Haare, daß
sie wirr und zerzaust aussahen, legte sich dann in seltsam
verkrümmter Stellung in unmittelbarer Nähe des träge
fließenden Kanals, ließ eine Hand hineinbaumeln und lag
so
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