Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs
So hatte er sie aus der Höhe
wahrgenommen, so hatte er sich von den einzelnen Stadtteilen einen
Überblick verschafft.
Die hier Versammelten waren der Ansicht, das Unternehmen so
schnell wie möglich zu starten.
»Apokalypta ist noch ganz mit der Rückkehr ihrer
scheinbaren Marionette befaßt«, meinte Kaphoon. »Wir
sollten das Überraschungsmoment ausnutzen.«
»Da sind allerdings einige Fragen ungeklärt«,
wandte Björn Hellmark ein. »Gibt es Hinweise darauf, was
sich im einzelnen ereignen wird, wenn die Schattenbilder der
schwarzen Ritter in den Türmen auf dem Grund der Krater
ausgelöscht werden?«
»Es gibt Vermutungen – leider keine
Gewißheit«, entgegnete Kaphoon. Seine Stimme hatte den
gleichen Klang wie die Björn Hellmarks, und sogar sein
Gesichtsausdruck war der des blonden Deutschen, den das Schicksal zu
einem eigenartigen Abenteurer hatte werden lassen. »Aber das,
Björn, werden wir ja spätestens in dem Augenblick erfahren,
da wir aktiv werden…« Er lächelte gewinnend.
»Und dann, werter Hellmark«, konnte Rani Mahay, der
Koloß von Bhutan, sich diese Bemerkung nicht verkneifen,
»kann es unter Umständen auch schon zu spät sein.
Bevor wir etwas unternehmen, müssen wir uns zumindest über
unseren Rückzug im klaren sein.«
Da hatte er recht.
Doch Kaphoon zerstreute seine Bedenken. »Wenn ich die
Schriften der Weisen richtig deute, dann lassen sich die sieben
schwarzen Ritter nur gemeinsam und zur gleichen Zeit von sieben
verschiedenen Angreifern auslöschen. Bis zu dem Zeitpunkt, da
ich von Björn nicht wußte, in welcher Gestalt sich die
Ritter in Gigantopolis aufhalten, war es mir unklar, wie man eine
solche Situation herbeiführen kann. Doch nun ist dieses
Rätsel ja gelöst. Die Ritter sind, während sie sich in
Gigantopolis aufhalten, nur ein zweidimensionales Gemälde, in
das Apokalyptas magischer Geist schlüpfen kann. Wir werden die
Hüllen deshalb ohne größere Gefahren auslöschen
können, da wir in der Tat zu siebt sind und nicht
befürchten müssen, auf irgendeine Weise angegriffen zu
werden.«
Kaphoon, der gutaussehende Barbar aus der fernen Zeit der Erde, in
die sie geraten waren, blickte sich in der Runde um.
Arson, der Mann mit der Silberhaut nickte. »Voraussetzung
natürlich ist, daß wir in der Tat einen Zeitpunkt
erwischen, wo die Ritter nicht selbst aktiv sind. In dem Augenblick
nämlich, wenn dies nicht der Fall ist, läßt sich
überhaupt nichts durchführen.«
»Um so wichtiger ist es, so schnell wie möglich zu
handeln«, schaltete Carminia Brado sich in das Gespräch
ein. »Wie sieht’s aus, Björn?« fragte sie mit
einem Seitenblick auf den Mann, den sie liebte. »Können wir
es riskieren? Können wir sofort zuschlagen?«
»Apokalypta und Tantor befinden sich außerhalb des
Ruheraumes, in dem sie mich zurückgelassen haben«,
erklärte Björn Hellmark. »Sie sind der
Überzeugung, daß ich schlafe. Als Mensch hat man nach dem
aufregenden Abenteuer und all den Anstrengungen, wie ich sie hinter
mich brachte, das Bedürfnis zu schlafen. Macabros aber liegt
hellwach und kann seine Umwelt wahrnehmen. Es ist alles
unverändert…«
Jedes Unternehmen, jedes Abenteuer war mit einem Risiko behaftet.
Das lag in der Natur der Sache.
Wenn die sieben schwarzen Todesboten ausgeschaltet waren, war
Apokalypta merklich geschwächt. Zumindest war sie nicht mehr
imstande, in der Zeit, aus der Björn Hellmark und seine Freunde
kamen, weiteres Unheil zu stiften. Die todbringenden Ritter
würden zumindest für die Zukunft der Erde nicht mehr von
Bedeutung sein.
Und das war gerade für Hellmark ein wichtiger und
ausschlaggebender Punkt. Björn fragte sich, welche Folgen es
wohl haben würde, wenn er hier in der Vergangenheit eine
Situation verhinderte, die offensichtlich in der Zukunft der Erde
normalerweise Bedeutung gewonnen hätte.
Würde sich dann all das, was jetzt bereits mit Rani, Arson,
Pepe, Jim, dem Guuf und Carminia erlebt worden war, auf irgendeine
Weise wiederholen? Konnte es sogar so sein. Daß Sequus wieder
auferstand und die schwarzen Ritter der Apokalypta, von denen der
König der Ursen zum ersten Mal gesprochen hatte, wieder als
drohende Gefahr im Hintergrund lauerten und wie ein Damoklesschwert
über den Köpfen der Menschen schwebte?
Aus persönlichem Erleben und den Texten aus dem »Buch
der Gesetze« wußte Björn, daß vieles von dem,
was in der Vergangenheit scheinbar schon über die Mächte
der Finsternis errungen wurde, in Wirklichkeit nur
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