Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen
sagenhafte Lemuria, damals in der Glut der Urflammen, wie
Eisen in der Esse geschmiedet wurde, entstanden.
Das war die Zeit der Geister und Dämonen, noch ehe
menschliches Leben auf der Erde erschien. Das war die Zeit der
Rha-Ta-N’my. Ihre Herrschaft begann, und eines Tages –
durch einen geheimnisvollen Vorgang, der nie geklärt werden
konnte, aber aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem späteren
Untergang Xantilons zusammenhing – verlor sie sie wieder.
So vielschichtig die Probleme waren, die in ferner Vergangenheit
begonnen hatten, die in der Gegenwart jeden einzelnen betrafen und
auch für die Zukunft schon ausgelegt waren, so vielschichtig
waren die Gefahren, die seither lauerten und für die sich immer
wieder Menschen durch ihre eigene Entscheidung bereit fanden und
darauf eingingen. Sie glaubten, wenn sie Pakte schlossen, von den
Mächten der Finsternis belohnt zu werden. Sie glaubten, damit zu
Macht und Einfluß zu gelangen, was auch in vielen Fällen
der Fall war. Doch es war ein böser Einfluß und eine
verderbliche Macht, die ihnen gehörte. Sie gewannen Macht
über ihre Mitmenschen, und dämonisches Wollen paarte sich
mit menschlicher Gier nach Besitz und Reichtum, nach Einfluß
und Macht. Dies wiederum war der beste Nährboden für jene
Finsteren, die den Untergang der Menschen wollten.
Carminias und Ranis Ziel war klar, und sie verließen Marlos
auf jene ungewöhnliche und doch für sie natürliche
Weise, die für sie so selbstverständlich war, wie der
Schlag ihres Herzens, wie Ein- und Ausatmen.
Björn Hellmark plauderte noch eine Weile mit Jim, dem Guuf
und ging dann mit ihnen zu der Lichtung in der Nähe der
Geisterhöhle, wo sich seine Trophäen befanden, die er im
Verlauf seines Kampfes gegen Molochos und dessen Schergen dort
angesammelt hatte, und die ihm wertvolle Hilfe leisten sollten in der
Bezwingung seines Todfeindes.
Doch er ging nicht in die Höhle hinein, sondern blieb
draußen in der von blühenden Büschen umstandenen
Bucht, wo sie den Geistspiegel aus den magischen Gärten des
Hestus Stück für Stück montiert hatten. Jenes kostbare
Gebilde, das Carminia Brado in einer anderen Dimension entdeckte und
das ihr Erbe aus der Vergangenheit war, wie sich dabei herausgestellt
hatte, dieses kostbare Gebilde hatte ihr Leben bereichert. Mit Hilfe
dieses Geistspiegels, der in der Tat ein pures Geistesgebilde jener
war, die sich gegen die massive Wucht von Rha-Ta-N’mys Heeren
stellten, war es ihnen von nun an möglich, auch jeden Ort
außerhalb dieser Dimension zu erreichen, der als Station von
Hestus und seinen Vertrauten eingerichtet worden war. Mit dem Begriff
›Station‹ bezeichneten Björn Hellmark und seine
Freunde jene fragwürdigen Stellen, die dazu prädestiniert
waren, daß sich etwas Unheimliches, Gefährliches,
Bedrohliches zusammenbraute, weil Dämonen in Urzeiten schon
begonnen hatten, bestimmte, umrissene Abschnitte mit ihren
Einflüssen zu verseuchen. Und genau dort, an jenen Stellen,
würden sich immer wieder geheimnisvolle Unglücke,
rätselhafte Vorfälle, gespenstige Begegnungen wiederholen.
Die Erfahrung lehrte dies. Aber mit dem Spiegel konnten sie auch hier
in der dritten Dimension, in ihrer Welt, in der sie lebten und die
sie liebten, auch jene Orte erreichen, die seit Urzeiten vom Geist
des Bösen und der Vernichtung beeinflußt waren. Damit
boten sich ihnen zwei Möglichkeiten gegen die Kräfte des
Unheils.
Dies brachte Björn Hellmark plötzlich auf eine Idee.
Er blickte gedankenversunken auf das runde, spiegelförmige
Gebilde, das aus lauter Segmenten zusammengesetzt war. Und diese
Segmente wiederum setzten sich aus tausenden und abertausenden
schimmernder, winziger Punkte zusammen. Nur wenn man ganz genau
hinsah und sich äußerst anstrengte, dann war zu erkennen,
daß diese Punkte kleine Öffnungen waren, in denen ein
pulsierendes Licht wirkte, das von irgendwoher kam, ohne daß
eine bestimmte Quelle dafür zu nennen gewesen wäre.
»Was hast du vor, Björn?« fragte Pepe unvermittelt,
als er Hellmarks angespanntes Gesicht sah.
»Ich lasse es auf einen Versuch ankommen, Pepe. Schiefgehen
kann eigentlich nichts. Wenn die Dinge, von denen ich heute erfahren
habe, mit Molochos zu tun haben, wenn er seine Hände im Spiel
hat, um eine neue Falle aufzubauen, dann ist dies der beste und
schnellste Weg, um ihm ins Handwerk zu pfuschen.«
Pepe und Jim, der Guuf, die selbst schon eine Reise durch den
›Geistspiegel‹ hinter sich hatten, wußten nur zu
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