Macabros 080: Die Waben-Monster
zur Nachtseele.
Rasch waren seine Frau und sein Freund Albert infiziert mit dem
grauenhaften Keim, der ihre Menschlichkeit auslöschte und sie
dazu zwang, nachts aktiv zu werden und tagsüber in finsteren,
menschenfernen Verstecken zu ruhen. Dies waren die Kanalisation,
einsame Wohnungen mit großen Schränken oder Särge,
die von den Veränderten selbst bestellt wurden. Und zwar bei
Personen, die inzwischen durch hypnotischen Einfluß als Helfer
bereit standen und die Pflege über die zukünftige
’Brut’ übernommen hatten, ohne auch nur die geringste
Ahnung davon zu haben.
Das ging so vor sich, daß die jeweilige Zelle der neuen
Nachtseele automatisch eine Bezugsperson aus der Umgebung des
Verwandelten wählte, auf die sie sich hundertprozentig verlassen
konnte. In manchen Fällen war eine ’Pflegeperson’
darauf eingestimmt, zwei oder drei oder gar vier Nachtseelen
gleichzeitig zu versorgen und sich darum zu kümmern, daß
die Verstecke – zumeist in den Privatwohnungen der Betroffenen
selbst – gesichert und beobachtet wurden, damit keine
Außenstehenden auf irgendwelche Mißstände aufmerksam
wurden.
Sobald die Nacht ihren Höhepunkt überschritten hatte,
nahmen die Vampirischen ihre normale Gestalt wieder an, wurden zu
fester Substanz – lagen oder standen jedoch wie tot in ihren
Verstecken. Kein Herz- und Pulsschlag war zu fühlen, ihr Atem
nicht zu registrieren.
Alle Lebensabläufe waren auf ein beinahe unerträgliches
Minimum herabgesetzt, so daß nicht mal die empfindlichsten
Instrumente ausgeschlagen hätten.
Mit der Rückkehr Gaston Belmonds und seiner Begleiter hatte
Sephoos und seine Zellen die Möglichkeit, Gleichartige zu
schaffen.
In einer einzigen Nacht schlug der Unheimliche aus dem Mikrokosmos
dann blitzartig zu. Er wählte sich das
Vergnügungsetablissement »Venus«. Dort waren die
schönsten Frauen an einem Ort konzentriert. Das ersparte ihm die
Arbeit, auszuwählen.
Und Frauen waren wichtig für seine Mission.
Auf die Männer konnte er verzichten.
Die waren in einem bestimmten Stadium seiner Planung nur Mittel
zum Zweck gewesen, Helfer, denen weitere Frauen in die Netze liefen,
die er in der großen Wohnung Janine Cardons nach und nach
zusammenfassen wollte.
Er rechnete damit, daß es mindestens zwanzig bis
dreißig sein würden.
Ebenso viele Männer waren als Opfer anzusetzen.
Sie waren in dem gleichen Haus gewesen wie die Frauen, die er so
anziehend fand, daß er sich für sie entschied.
Er kannte die Namen all derer, die durch seine Zellen zu
Nachtseelen wurden.
Unter ihnen befand sich Gaston Belmond, dessen Sohn Jacques,
Pierre Yves Bayonne, Marcel Leclerque, der Privatdetektiv, und Rani
Mahay, der Koloß von Bhutan, Björn Hellmarks
Freund…
Sephoos’ hatte seinen Plan bereits in allen Einzelheiten
durchdacht.
In dieser Nacht würden sich wieder unheimliche Vorgänge
in der Seinemetropole ereignen. Diesmal würden die Nachtseelen
keinen neuen Angriff auf ihre Opfer starten, sondern sich selbst
vernichten.
Jedem einzelnen konnte Sephoos den hypnotischen Befehl erteilen,
zu jedem beliebigen Zeitpunkt sein Versteck zu verlassen.
In der Stadt stand ein Massensterben bevor… alle
männlichen Veränderten waren dazu bestimmt.
*
Da tönte das Klingelzeichen durch die Wohnung.
Der Insektoide fuhr kaum merklich zusammen.
Eine neue Situation, mit der er fertig werden,
mußte…
Er hielt sich erst seit kurzer Zeit in der Welt der Menschen auf,
und doch hatte er schon eine ganze Menge über sie gelernt.
Sephoos durchquerte den Raum, ohne noch einen Blick auf die Wabe
zu werfen, in der Janine Gardons Verpuppung stattfand.
Der Unheimliche betätigte die Sprechanlage.
»Ja?« fragte er. »Wer ist da?« Schon als er
die Frage stellte, wußte er es.
Seine überempfindlich reagierenden Sinne hatten die
Ankömmlinge registriert, und deren Bewußtseinsinhalt war
ihm vertraut.
Eine Frau und ein Mann!
Bianca Lefebre und Pascal Regnier…
Sie standen vor dem gläsernen Portal des Apartmenthauses und
warteten darauf, daß man ihnen öffnete.
Die beiden Ankömmlinge ahnten nicht, daß Sephoos seine
hypnotischen Fäden bereits nach ihnen ausgestreckt hatte.
Bianca und Pascal waren schon nicht mehr frei.
Sie hörten beide die gleiche, vertraute Stimme.
Die von – Janine Cardon!
»Ich bin’s. Bianca«, meldete sich die Freundin.
»Ich muß dich dringend sprechen, Janine. Bitte, öffne
mir…«
Die dunkelhaarige Tänzerin mit der Pferdeschwanzfrisur warf
einen
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