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Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige

Titel: Macabros 087: Myriadus, der Tausendfaltige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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gekrümmten Dolch an der Wand und kam
damit auf Jim zu.
    »Ich werde dir den Hals durchschneiden«, sagte er kalt.
»Dann werden alle sehen, daß du doch nur eine Maske
trugst.«
    »Tue es nicht, Loll«, Jim perlte der kalte Schweiß
auf der Stirn. »Mein Tod wird dir nichts nützen. Warum
willst du mich töten? Du wolltest mir die Höhle zeigen,
erinnerst du dich nicht?«
    Der Gedanke daran, daß es jene Höhle, die er wie eine
Vision gesehen hatte, wirklich in der Umgebung des Urwalddorfes gab,
ließ ihn ein gewagtes Spiel treiben.
    Nun hieß es auf Draht sein, durchhalten und konzentriert zu
bleiben.
    Loll schien ihn überhaupt nicht zu hören.
    Der Dolch blitzte vor Jims Augen.
    »Du begehst einen Fehler, Loll. Ich fürchte mich nicht
vor dir. Ich mag dich. Vergiß nicht, daß ich längst
von hier hätte fliehen können, wenn ich das gewollt
hätte.«
    Jims Worte trafen sein Gegenüber merkbar.
    Der stutzte. »Du wolltest fliehen?« Lolls Gesicht war
ein einziges Fragezeichen. Er fuhr sich über sein stoppeliges
Kinn. »Ich habe dich gefesselt, und es wird dir niemals
gelingen, diese Fesseln abzustreifen. Und selbst wenn du es wider
Erwarten schaffen solltest, kämst du nicht weit. Draußen
vor der Hütte sind alle versammelt, Männer und Frauen des
Dorfes. Alle sind bewaffnet. Sie würden dich durchlöchern
wie ein Sieb, noch ehe du fünf Schritte weit gelaufen
wärst. Du siehst, so einfach ist es nicht, von hier
wegzukommen.«
    »Du irrst, Loll.«
    »Loll irrt nie.«
    »In diesem Fall doch! Wenn ich gewollt hätte, wäre
ich längst geflohen und hätte dich allein
zurückgelassen.«
    »Du lügst!«
    »Nein, Loll.« Jim fiel es schwer, angesichts des sich
nähernden Dolches konsequent und ruhig zu sprechen. »Ich
werde dir den Beweis erbringen. Ich möchte mit dir eine
Abmachung treffen.«
    »Welche Abmachung?«
    Jim schluckte. Er spürte die Klinge an seiner Kehle und
hoffte, daß Loll jetzt nicht durchdrehte.
    »Wenn es mir gelingt, mich innerhalb von zehn Sekunden zu
befreien…«
    Loll fing an zu lachen. »Köstlich!«
    »Wenn ich es schaffe, Loll«, ließ Jim sich nicht
beirren, »und du mich nicht töten kannst, wirst du mir dann
die Höhle zeigen?«
    Der Gefragte stutzte. »Wie willst du das
bewerkstelligen?« fragte er rauh.
    »Das ist meine Sache.«
    »Okay«, Loll nickte, »die Abmachung gilt. Du
mußt nicht ganz richtig im Kopf sein, daß du solche Dinge
sprichst.«
    »Du bist also damit einverstanden?«
    »Ja. Ich zähle bis zehn und dann schneide ich dir den
Hals durch.«
    »Ich werde wieder zurückkommen und dich an dein
Versprechen erinnern. Und auf dem Weg zur Höhle dann, Loll,
werde ich dir alles über mich erzählen. Ich hoffe dann nur,
daß du mich auch verstehst.«
    Das tödliche Spiel begann.
    Loll zählte. Nicht sehr schnell.
    »… acht… neun…«
    Die kühle Klinge lag an Jims Kehle.
    »Zehn!«
    Loll stieß zu.
     
    *
     
    Und taumelte durch den eigenen Schwung nach vorn. Da gab es
plötzlich keinen Widerstand mehr, gegen den er sich hätte
stemmen müssen.
    Der Stuhl vor ihm war leer.
    Im gleichen Augenblick, als Lolls Dolch ins Leere stieß,
fiel Jim, der Guuf, in den weichen, weißen Sand von Marlos und
überschlug sich.
    Durch den ruckartigen ›Sprung‹ nach Marlos kam er nicht
gleich auf die Füße.
    Die vertraute Umgebung, rauschende Palmen, weißer Strand,
blaues Meer, so weit das Auge reichte, das war sein Zuhause.
    Mit leisem Jubelschrei sprang Jim auf die Füße.
    Er konnte sich jetzt gut Lolls Gesicht vorstellen, der die Welt
nicht mehr begriff, wie er vor dem leeren Stuhl mit den losen
Ledergurten stand, mit denen sein Opfer eben noch unentrinnbar
gefesselt war.
    Jim hatte sich plötzlich zu diesem Manöver entschlossen.
Er wußte, daß diese Aktion für Loll eine ganze Menge
neuer Fragen aufwarf, doch das nahm er in Kauf. Loll war schizophren
und nahm gewisse Dinge anders hin als ein normaldenkender Mensch. Das
konnte auch gewisse Vorteile haben.
    Jim hatte sich absichtlich bei seiner Rückkehr auf eine
Stelle von Marlos konzentriert, die nicht unmittelbar in Nähe
der Blockhütten lag. Dennoch konnte er dorthin sehen.
    Er beobachtete Carminia Brado und Danielle de Barteaulieé
von weitem, wie sie sich vor der Tür zur Hütte Ak Nafuurs
trafen. Sie steckten die Köpfe zusammen und flüsterten sich
etwas zu. Ihre Mienen waren sorgenvoll.
    Jim sah auch Pepe.
    Der war gerade auf dem Weg zu dem kleinen Palmhain, in dem der
Geistspiegel des Hestuus lag.
    »Pepe!« rief Jim

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