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Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Titel: Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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daß der
blonde Mann diesen großen Strauß bei sich hatte, ohne
daß sie das bemerkt hätte. Aber seine Worte säten
Zweifel in ihr.
    ’ »Sie sind ein Zauberer, Senor«, flüsterte
sie und warf ihm einen eigenartigen Blick zu.
    »Bewahren Sie mich davor! Manche Dinge scheinen nur so –
sie sind in Wirklichkeit harmlos und einfach zu erklären. In der
allgemeinen Eile haben Sie sie einfach übersehen…«
    »Vielleicht, Senor… vielleicht auch nicht… bitte,
so treten Sie doch ein. Senorita Evita hat momentan eine
äußerst ruhige Phase. Bitte, regen Sie sie nicht durch
eine unglückliche Bemerkung auf! Ich glaube, daß Senor
Hernandez, der ja sehr oft hierher kommt, schon das richtige
Fingerspitzengefühl hat.«
    Sie trat zur Seite.
    Der Raum war einfach eingerichtet. Über dem eisernen
weißen Bett hingen ein Kruzifix und ein Heiligenbild. Mehrere
Bildermagazine lagen auf dem Boden verstreut.
    Ein kleines, vergittertes Fenster führte den Blick zum blauen
Himmel.
    Evita Mochares saß auf ihrem Bett.
    Sie trug ein blaues Baumwollkleid mit großen weißen
Punkten. Die frühere Journalistin lehnte mit dem Kopf an der
Wand.
    Sie hatte das zarte Gesicht einer Puppe. Groß und sanft
waren die Augen, die sich verengten, als Björn Hellmark auf der
Bildfläche erschien. Er merkte die Veränderung sofort,
Hernandez entging sie.
    »Ich habe Besuch mitgebracht, Evita«, sagte der Kollege
leise und trat zur Seite. »Jemand, der dir einen großen
Blumenstrauß schenken will. Du liebst doch Blumen, nicht
wahr?«
    Einen Augenblick sah es so aus, als wollte Evita nicken.
    Dann überzog sich ihr Gesicht mit einer ungesunden
Blässe und wurde im nächsten Moment puterrot. Die Ader auf
ihrer Stirn schwoll an .
    Evita Mochares, der Björn Hellmark das Leben gerettet hatte,
die gleiche Evita Mochares, mit der er sich so vorzüglich
verstand, riß plötzlich den Mund auf und schrie so
markerschütternd, daß sich Hellmarks Nackenhaare
sträubten…
     
    *
     
    Sie gebärdete sich im wahrsten Sinne des Wortes wie von
Sinnen.
    Von einer Sekunde zur anderen wurde ihr stilles, lammhaftes
Verhalten zu dem eines reißenden, in die Enge getriebenen
Wolfes.
    Evita Mochares sprang in die Höhe.
    Was an Gegenständen in ihrer Nähe greifbar stand oder
lag, wurde zum Wurfgeschoß.
    Magazine und Zeitschriften flogen durch die Luft, ein Wasserglas
verfehlte Hellmark um Haaresbreite, die Nachttischlampe folgte als
nächstes.
    Was Julio Hernandez prophezeit hatte, trat ein.
    Björn Hellmarks Auftauchen löste bei Evita Mochares
einen Tobsuchtanfall aus.
    Sie warf ihren Nachttisch um, ehe Julio oder Björn es
verhindern konnten. Es ging alles blitzschnell.
    Dann war Hernandez bei ihr am Bett und hielt sie fest. Sie
riß und zerrte, schrie geifernd und trat nach ihm. Hernandez
erhielt einen Tritt ins Gesicht.
    Er taumelte.
    Hellmark nahm seine Stelle ein und versuchte die Rasende zur
Räson zu bringen. Er hielt sie an beiden Armen fest und rief
immer wieder ihren Namen.
    Die grazile Krankenschwester, die sie hierher geführt hatte,
tauchte auf und war weiß wie eine Kalkwand.
    »’raus! Ich hasse dich… ich will dich nicht sehen,
du Teufel in Menschengestalt!« zeterte Evita Mochares. Es war
erstaunlich, welche Kraft in dem schlanken Frauenkörper
steckte.
    Schweiß perlte von Evitas Gesicht. »Verschwinde! Du
hast – hier nichts zu… suchen… neeeiiinnn,
neeeiiinnn…« Es hörte sich schaurig an.
    Sie warf sich in die Kissen, vergrub das Gesicht darin und
strampelte mit beiden Beinen wie ein ungezogenes Kind.
    Die Krankenschwester hielt eine Spritze bereit. Sie drückte
die Nadel tief in das Gesäß und preßte den Kolben
herab.
    »Wie konnte das nur geschehen?« fragte sie verwirrt.
»Was ist passiert?«
    »Sie hat mich gesehen und angefangen zu
schreien…«
    »Es muß etwas in ihrem Leben geben, das Sie mit etwas
Unangenehmen in Verbindung bringt«, sagte die Krankenschwester
leise. Zu dritt waren sie voll ausgelastet, die Tobsüchtige
festzuhalten, damit diese weder sich noch anderen Verletzungen
zufügen konnte.
    Dämonenwerk!
    Es gab keinen plausiblen Grund, weshalb sie sonst ausgerechnet bei
Hellmarks Auftauchen in eine solche Stimmung geriet.
    Björn unternahm einen Versuch.
    Heimlich, ohne daß es die anderen merkten, zog er aus der
Tasche das rubinrote, faustgroße Gebilde. Kühl und fest
lag es wie ein Stein in seiner Hand. Es war ein versteinertes Auge
eines Schwarzen Manja, jenes mythischen Vogels, der insgesamt sieben
Augen

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