Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten
Luft, die
schließlich zu Fels wird – ist ein Teil der Zauberwelt
Mandragoras. Nicht umsonst trägt eine irdische Pflanze ihren
Namen. Mandragora liebt die Welt der Blumen und Blüten.
Blütenduft aus ihren Gärten breitet sich aus und bewirkt,
was du spürst…«
Leitner hörte zwar die Worte, aber ihm fehlte der Sinn.
Es war zuviel, was er da verdauen sollte…
»…Sie sind in der glücklichen Lage, sogar zu
wählen. Das kommt nicht jeden Tag vor. Draußen wartet doch
noch sehnsüchtig Ihr Freund auf Ihre Rückkehr, nicht
wahr?«
»Ja.«
»Nun, dann gehen Sie zu ihm.«
»Herzlich gern. Wenn Sie den Bann lösen…«
»Es ist kein geistiger Bann, sondern eine Kraft aus den
Gärten. Mandragora ist eine Zauberin besonderer Art. Wir wollen
sie näher kennenlernen. Wir sind sehr interessiert an ihr und
ihrem Können… wie gesagt, einiges ist uns inzwischen
vertraut. Wir wollen mehr wissen. Da müssen wir uns an die
Regeln halten. Sie können uns dabei helfen und Ihr eigenes Leben
retten…«
»Was soll ich tun, was ist der Preis für meine –
Freiheit?«
»Aha«, nickte der Schwarze. »Ich glaube, Sie haben
schon begriffen, worum es geht. Ihr Leben für das Ihres
Freundes. Wir lassen Sie frei, und Sie töten Ihren
Begleiter…«
Peter Leitner glaubte, nicht recht gehört zu haben.
»Irrsinn«, stieß er hervor. »Das ist totaler
Wahnsinn! Wie können Sie so etwas von mir verlangen? Einen
– Mord?«
»So mag es in Ihrer Welt klingen. Für uns ist es –
ein Geschäft! Übrigens auch für Sie. Sie haben viel
dabei zu gewinne. Ihr Leben…«
In Leitners Kopf drehte sich alles. »Was geschieht, wenn ich
nicht auf Ihren Vorschlag eingehe?«
’Holger’ drehte sich nach rechts ab. »Sehen Sie die
Hand? Da war auch mal einer, der nicht auf unseren Vorschlag eingehen
wollte. Sie sehen, was aus ihm geworden ist. Er ist hier
geblieben…«
Leitner erbleichte. »Bestien!« preßte er zwischen
den Zähnen hervor. »Wer seid ihr, woher kommt
ihr?«
»Auf die erste Bemerkung kann ich Ihnen eine Erwiderung
geben. Möglich… auf Ihre Fragen kann ich Ihnen nicht
antworten. Das steht einem anderen zu. Es dürfte Sie auch
herzlich wenig interessieren. Unterschätzen Sie nicht unsere
Großzügigkeit. Wir schenken Ihnen das Leben, wir lassen
Sie wählen. Ist das nichts?«
Leitner atmete tief durch. Sein ganzer Körper war gespannt.
Der kräftige Mann, der so manche Schwierigkeit in seinem Leben
gemeistert hatte, stand vor einer Entscheidung, die ihn
überforderte.
»Okay«, sagte er dann heiser. »Mir bleibt doch
keine andere Wahl…«
Sein Gegenüber grinste geringschätzig. »Doch. Ihr
Opfermut. Haben Sie keine Lust, den Märtyrer zu
spielen?«
Leitner lag eine Bemerkung auf der Zunge, die er jedoch lieber
nicht aussprach. Wenn er nur endlich in der Lage wäre, sich zu
bewegen! Er war bereit, sich auf eine Schlägerei mit dem anderen
einzulassen. Rein optisch war er mit seiner Statur und seinen
Kräften dem Schwarzen überlegen.
Und der schien allein zu sein… Das vereinfachte die
Sache.
Aber da ging ihm noch mehr durch den Kopf.
Wenn er sich zum Schein auf den Vorschlag einließ, konnte er
unter Umständen ihrer beider Leben retten. Und das war ihm am
sympathischsten.
»Wie soll es passieren?«
»Das liegt ganz bei Ihnen. Das überlasse ich Ihrer
Phantasie.«
»Wann?«
»Da allerdings muß ich Ihnen eine Grenze setzen.
Länger als eine Stunde werden wir nicht warten. Auch unsere Zeit
ist begrenzt.«
Leitner schloß die Augen.
Ich werde gleich aufwachen, hämmerten seine Gedanken. So
etwas Verrücktes gibt es doch nicht…
»Aber warum dies alles?« Es wurde ihm nicht
bewußt, daß er seine Gedanken laut aussprach.
»Weil das Ritual es so erfordert. Nur so und nicht anders
läßt Mandragoras die Tore zu ihren Zaubergärten
aufstoßen.«
»Und dazu sind Menschenopfer notwendig? Warum ausgerechnet
– wir?«
»Weil ihr gerade hier seid. Soviele glückliche
Zufälle, daß jemand hierher kommt – sind sehr
selten…«
Der Mann in Schwarz, dem Peter Leitner am liebsten an die Gurgel
gesprungen wäre, trat einen Schritt zur Seite.
»Und nun gehen Sie! Nutzen Sie die Chance, die wir Ihnen
bieten… und lassen Sie sich nicht allzuviel Zeit!« Die
letzten Worte klangen beinahe wie eine Drohung.
»Aber ich kann nicht gehen, ich…«
»Jetzt können Sie«, wurde er unterbrochen.
Und – tatsächlich! Er konnte das Bein anheben, den
Arm…
Jeder Schritt war anfangs noch mühsam. Aber dann lockerte
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