Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten

Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten

Titel: Macabros 092: Mandragoras Zaubergärten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
annähernd die Form eines Menschen hatte.
    Ein Gedanke drängte sich ihm auf.
    Dies war eine Mandragora- oder auch Alraun-Wurzel! Man schrieb ihr
heilkräftige und magische Fähigkeiten zu. Die Wurzeln aber
waren normalerweise klein und entwickelten sich niemals zu einer
solchen Größe.
    »Trete näher, hab’ keine Furcht«, kam die
Stimme aus dem schummrigen Raum. »Ich bin Orkon…«
    Etwas, das entfernt Ähnlichkeit hatte mit einem Arm, hob sich
leise und winkte ihm zu.
    Macabros trat näher, folgte mit seinen Blicken dem Arm und
suchte Schultern und Gesicht. Da war auch eines. Es war das Gesicht
eines überdimensionalen Wurzelmenschen. Weiche Wurzeln, die
aussahen wie Fasern, umhüllten seinen ’Schädel’.
Im Kopf lagen zwei dunkle, unergründliche Augen, die matt
schimmerten…
    Das sollte Orkon sein? Wie war er in Mandragoras Zaubergärten
eingedrungen? Hatte Ak Nafuur nicht behauptet, er sei ein
’Kämpfer’, der mit dem Schwert umzugehen wisse?
    Wenn Orkon die Zaubergärten aufgesucht und Begegnungen mit
feindlichen Mächten gehabt hatte, dann mußte er sich
bewegen können. Aber er war an diesen Ort gebunden…
    »Ich war nicht immer so«, klang da die Stimme Orkons
auf. Der Seltsame schien seine Gedanken erfaßt zu haben.
»Die Begegnung mit den Kräften des Bösen hat mich so
werden lassen… ich habe Mandragoras entfliehen können, aber
der Fluch, der in ihren Gärten herrscht, hat mich
schließlich doch eingeholt. Ich selbst habe den Fluch
ausgelöst…«
    »Wie, Orkon?«
    »Ich habe den Kristall berührt, aber es war mir nicht
vergönnt, ihn zu entfernen.«
    Nun sah Macabros auch den ’Mund’ des
außerordentlichen Lebewesens. Es war nichts weiter als eine
dunkle, pulsierende Öffnung zwischen faserigen Wurzeln, die dem
Gesicht eine gewisse Form und Ausdruckskraft verliehen.
    »Doch der Versuch allein hat schon gereicht. Töte mich,
Fremder, bereite meinem Dasein ein Ende!«
    Wurzeln ragten bis hoch an die Decke, die identisch war mit dem
auffälligen Dach des Hauses. Macabros vermutete, daß
Orkons Lebensfäden bis unter das Dach reichten und es von dort
aus eine unsichtbare Verbindung zu den Stalagmiten gab, aus denen er
Orkons Stimme zum erstenmal gehört hatte.
    Wieder vernahm er das Klagen und Wimmern, doch hier in der
Nähe wirkte es merkwürdigerweise leiser als in der Ferne.
Die kahle, kubische Stadt lag viele Meilen von hier entfernt. Die
kalte Luft und die Stalagmiten wirkten als Antenne und
Verstärker…
    »Ich werde alles für dich tun, um deine mißliche
Lage zu verbessern oder zu ändern«, sagte Macabros. Doch er
war vorsichtig. Er ließ sich nicht blindlings auf einen Handel
mit einem Geschöpf ein, das von sich behauptete, Orkon zu sein.
Das konnte stimmen – es konnte aber auch eine Lüge sein. Im
letzteren Fall konnte es den Weg ins Verderben bedeuten.
»Beweise mir, daß du Orkon bist, sage mir, warum wir in
der eisigen Luft festgehalten werden, was hat uns da
hineingezerrt?«
    »Das Böse aus den Gärten. Es ist
allgegenwärtig, wie ein Gedanke, der sich auswirkt, ohne Gestalt
angenommen zu haben. Es hat mich bis hierher begleitet. Ich
fühlte mich so sicher. Wir alle - die Bewohner von Akasan und
von ganz Than, die davon hörten – brachen in einen
Freudentaumel aus. Das unsichtbare Grauen war zu diesem Zeitpunkt
schon mitten unter uns, es belauerte uns und schlug dann unbarmherzig
zu. Die Kraft, die mit mir zurückgekehrt war, war zu groß,
um sie unter Kontrolle zu bringen. Sie geht auf den Kristall
zurück. Ich hätte den Kristall vernichten – und nicht
berühren sollen…«
    Hier endlich ein Hinweis darauf, daß Ak Nafuur doch mit
seinen Vermutungen richtig lag.
    Orkon fuhr fort: »Die gleiche Kraft, die die Sonne
verlöschen, Pflanzen, Tiere und Menschen Thans sterben
ließ, herrscht noch immer. Sie war es, die euch beobachtet hat,
die sofort eingriff, um euch ins Verderben zu ziehen. Die Kraft
hält die anderen noch immer fest. Aber dich – nicht! Du
verfügst über besondere Fähigkeiten, ist mir
aufgefallen. Erzähl’ mir mehr darüber…«
    Orkon hielt den Mann, der hier eingedrungen war, für einen
Menschen aus Fleisch und Blut.
    Macabros ließ ihn in diesem Glauben. Er erklärte sein
Vorgehen mit parapsychischen Fähigkeiten, unter denen Orkon sich
etwas vorstellen konnte.
    »Wenn es dir hilft, werde ich dich befreien, Orkon. Aber erst
mußt du mir eine Bitte erfüllen.«
    »Die lautet?«
    »Zeige mir den Weg in Mandragoras Zaubergärten. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher