Macabros 093: Fluch der Schlangengöttin
nicht mal betreten.«
»Ach – das hatte ich ganz vergessen. Dann gilt die
Einladung fürs nächste Mal.«
»Okay. Ich werde dich dran erinnern…«
Im Frühstücksraum des ›Astoria‹ war allerhand
los.
An diesem Morgen nahmen nicht nur die Übernachtungsgäste
ihr Frühstück ein, sondern auch viele, die um neun Uhr den
Termin im Dachgartenrestaurant nicht verpassen wollten.
Richard Patrick war ebenfalls schon da.
»Hätte ich mir nicht träumen lassen«, sagte
er, nachdem die Freunde an seinem Tisch Platz genommen hatten, von
dem aus sie den Eingang im Auge behalten konnten. »Ich habe
schon ’ne Menge bekannter Gesichter gesehen. Es ist erstaunlich,
wen dieser Jack Hallon alles eingeladen hat. Er hat die Werbetrommel
mächtig gerührt. Es ist noch viel zu früh, um hier zu
sein. Aber da scheinen auch die anderen die gleiche Idee gehabt zu
haben wie wir. Sie wollen alle ’nen Logenplatz oder hoffen, vor
Beginn der Demonstration noch ein paar Worte mit Brian Thomason zu
sprechen. Aber das ist nicht drin. Er verweigert jegliches
Gespräch. Vor ein paar Minuten hat er sich das
Frühstück aufs Zimmer bringen lassen…«
Während Hellmark sich eine Tasse Kaffee einschenkte, fragte
er: »Ist dieser Hallon schon im Haus?«
»Offenbar nicht«, erwiderte Patrick. »Ich habe ihn
noch nicht gesehen.«
»Kennst du ihn denn?«
»Es gibt einige Fotos von ihm. Haining hat so eine ganz
spezielle Kamera. Da hätte jeder Spion seine Freude dran. Sie
ist in seiner Quarz-Uhr eingebaut. Der Apparat macht Bilder, die
können sich sehen lassen. Hier ist eine
Vergrößerung…«
Er nahm seine Brieftasche heraus, klappte sie auf und entnahm ihr
eine Fotografie in Größe einer Postkarte.
Hellmark betrachtete sich die Aufnahme genau.
Männliches Gesicht ohne besondere Merkmale, glattrasiert,
gerade Nase, schwarze Augenbrauen, sehr dunkle Augen. Hallon trug ein
graues Jackett. Es war eine Aufnahme, die Hallon von der Hüfte
an aufwärts zeigte. Über Größe und Figur des
Mannes konnte man sich keinen genauen Eindruck verschaffen.
Hallon war so getroffen, daß er halb in die Kamera sah, als
Haining heimlich auslöste. Hallon sprach, hatte den Mund ein
wenig geöffnet. Die obere Zahnreihe, weiß und
kräftig, war gut zu sehen.
Hellmark vertiefte sich in das Foto.
Konnte Hallon ein Schwarzer Priester sein?
Jene ›Wissenden‹ aus der Vergangenheit Xantilons
unterschieden sich kaum oder gar nicht von Menschen der Gegenwart.
Der Gedanke, jemals wieder mit einem Schwarzen Priester
zusammenzukommen, berührte ihn eigenartig.
Etwas Faszinierendes, Geheimnisvolles steckte in diesem Gesicht,
das sah man, auch wenn man nicht über eine besonders gute
Menschenkenntnis verfügte.
Nachdenklich, ohne ein Wort zu sagen, gab Björn das Bild
zurück. Patrick verstaute es wieder in seiner Brieftasche.
Der Verleger interessierte sich für Hellmarks neue
Pläne. Er wußte, welche Probleme den Freund derzeit am
meisten beschäftigten. Hellmark steckte mitten in den
Vorbereitungen zu seiner sechsten Reise ins Ungewisse. Der Gedanke,
jede Aufgabe, die ihm demnächst gestellt wurde, unbedingt
erfolgreich abschließen zu müssen, setzte diesen Mann
unter einen außergewöhnlichen Druck. Und es war
erstaunlich, wie ruhig und abgeklärt er wirkte, obwohl in seinem
Innern ein Vulkan brodelte.
Patrick, Rani und Björn unterhielten sich über Gott und
die Welt.
Die beiden Freunde hatten sich vorgenommen, langsam und ausgiebig
zu frühstücken. Schon nach einer Scheibe Toast aber steckte
Hellmark auf.
Die Unruhe in ihm verstärkte sich.
Gesetzt den Fall, hinter Hallon versteckte sich wirklich ein
bisher unbekannter Schwarzer Priester – warum wirkte er dann
nicht im geheimen, sondern machte so grell auf sich aufmerksam?
Das Auftreten eines Schwarzen hatte ihm gerade noch gefehlt. Der
erste Gedanke Richard Patricks konnte tatsächlich der richtige
sein. Schließlich hatte vor einiger Zeit schon mal ein
Schwarzer Priester von sich reden gemacht, von dem niemand etwas
gewußt hatte. Er war in der Alptraumstadt der Dämon
Apokalypta versteckt, hatte sich dort auf seine Aufgabe vorbereitet
– und war glücklicherweise dann doch gescheitert.
Dieser Schwarze Priester nannte sich Gor Mlak. Es war zwar
gelungen, sich seinem Zugriff zu entziehen. Es gab Anhaltspunkte, die
darauf hinwiesen, daß Gor Mlak in eine andere Zeit oder
Dimension geschleudert worden war.
War er in der Gestalt Jack Hallons zurückgekommen?
Seltsamerweise ging ihm auch ein
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