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Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Titel: Macabros 095: Verschollen in Dwylup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Veränderung mit ihm vor.
    Albert Faraux’ Körperform schien unter unvorstellbarer
Hitze plötzlich wie Gummi zu schmelzen.
    Seine Haut verfärbte sich, die Form seines Schädels
wurde anders, als würden unsichtbare Hände ihn drücken
und neu zurechtschieben. Sein Gesicht wurde schief, die Schuppen
wuchsen lautlos und schnell und bedeckten ihn wie
übergroße Dachziegel von den Füßen an
aufwärts bis zum Hals.
    Die Ohren waren groß, blaugrün wie sein
Schuppenkörper, die Spitzen klappten leicht nach unten. Der
Schädel war einseitig verformt, ragte auf der rechten Seite
höher empor, fiel links ab und war kahl und ebenfalls
blaugrün.
    Die Zahnreihen hatten die Farbe der Haut und wurden durch zwei
dolchartige Eckzähne abgeschlossen, die über die Unterlippe
ragten.
    Albert Faraux aus Bern – war kein Mensch mehr aus Fleisch und
Blut, sondern ein Monster aus Dwylup!
     
    *
     
    Sein Anblick und die Atmosphäre, die seine Erscheinung
erzeugte, bewirkte bei jedem menschlichen Betrachter namenloses
Grauen, das sich bis zum Tod äußern konnte.
    Mit seinen ungleichen Augen – dem einen, das durch
überlappende Lider halb geschlossen wirkte, dem anderen, das
rotglühend in schwarzer Gallertmasse in einer riesigen
Augenhöhle schwamm – beobachtete das Monster sein
Gegenüber ganz genau.
    Der Mann, der sich Myrex nannte, zuckte nicht zusammen, wurde
nicht blaß und wich keinen Schritt zurück. Er empfand
keine Furcht. Er war an den Anblick und die Atmosphäre des
Grauens gewöhnt.
    »Du bist wirklich ein Bote«, sagte das grauenvoll
aussehende Monster und nahm gleich darauf wieder die Gestalt des
Mannes an, der ihm zum Opfer gefallen war und dessen Stellung er im
Leben übernommen hatte, ohne daß jemand im Freundes- und
Bekanntenkreis Faraux’ das geringste gemerkt
hätte…
    Myrex nickte. »Nachdem du es erkannt hast, höre die
ganze Botschaft. Seit langem seid ihr hier in dieser Welt. Ihr seid
zu zweit, nach Kytos Tod und der Zerstörung des einen Spiegels
war es nicht mehr möglich, Eingang nach Dwylup von dieser Seite
der Welt aus zu erlangen. Umgekehrt war es nicht mehr möglich,
Dwylup zu verlassen und neue Opfer zu beschaffen. Eine Welt wie
Dwylup aber ist auf Opfer angewiesen…«
    »Wem sagst du das«, murmelte Faraux ernst.
    In Dwylup wurden jene Aktivitäten entfaltet, die notwendig
waren, das Gleichgewicht in der Welt des Bösen zu erhalten.
    Dwylup zeichnete sich dadurch aus, daß eine besondere
Verehrung des Dämonenfürsten Molochos stattfand. Molochos
und der Tod bestimmten das Dasein in Dwylup. Unter dem grauenvollen
Antlitz Molochos’, der dort als Blutgötze verehrt wurde,
richtete man die Opfer. Die abgeschlagenen Köpfe derer, die den
Monstern in die Hände gefallen waren, wurden als Trophäen
an die Hauswände der Wüstenstadt gehängt, um Zeugnis
abzulegen von der Macht der Monster aus Dwylup über Leben und
Tod.
    Da die Wege in die Welt der Menschen versperrt waren, die
Rha-Ta-N’mys Haß auf sich gezogen hatten, wurde die Macht
Dwylups von Mal zu Mal geringer.
    Die Monster in Dwylup, die fühlten, daß sie in
Rha-Ta-N’mys Plänen nur noch eine untergeordnete Stelle
einnahmen, setzten alles daran, die alte Macht
zurückzugewinnen.
    »Es gibt Hinweise darauf, daß von Dwylup aus versucht
wurde, ein Tor in die diesseitige Welt zu schaffen«,
erklärte Myrex. »Bei besonderen Wettersituationen
öffnet sich der Tunnel zwischen den Dimensionen. Nun kommt es
nur noch darauf an, auch alle jene herüberzuschaffen, die durch
Angst und Schrecken die Kraft der Finsternis verstärken und
einen Weg finden, den alten Zustand wieder herbeizuführen.
    Dazu ist es unerläßlich, wieder ein Auge des Schwarzen
Manja in Dwylup zu deponieren. Molochos’ Antlitz wird mit ihm in
neuem Glanz erstrahlen und die Zeit der Opfer wieder beginnen, eine
neue Situation hilft dir und dem anderen von dort, die Absichten zu
unterstützen.«
    »Was können wir tun?« fragte Faraux erregt.
    Er sah einen Silberstreifen am Horizont. Das lange Warten hatte
sich gelohnt. Seit Jahren steckte er in der Haut eines anderen
Menschen. Sein wahrer Name war Vhap. Der andere, der nur wenige
Kilometer entfernt in Menschengestalt lebte, hieß Thont, war
das zweite Dwylup-Monster, das seinerzeit übriggeblieben und
kein Opfer der Dämonenmaske Björn Hellmarks geworden
war…
    »Rha-Ta-N’mys Anordnung befolgen«, lautete die
Antwort des Schwarzen Priesters. »Meine Aufgabe war es, dich
ausfindig zu machen. Das ist mir gelungen.

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