Macabros 100: Rha-Ta-N'mys Schreckenszentrum
Es war nicht so
absolut wie jene Schwärze, in die sie mit dem VW-Bus
hineingerast waren.
Und da fiel ihr alles wieder ein…
Sie traute ihren eigenen Gedanken nicht, die Stück für
Stück aus ihrer Erinnerung hervorbrachen. Aber andere Bilder
– kamen nicht…
»Peter?« murmelte sie schwach. »Klaus?«
Sie kam auf die Beine, fühlte sich noch ein wenig schwach und
blickte an sich herab. Ihre Kleider waren schmutzig und feucht, als
wären sie eine Zeitlang dem Regen ausgesetzt gewesen. Aber
seltsamerweise war ihre Kleidung nichtzerrissen.
Nach dem Unfall…, sie hatten doch einen Unfall gehabt!
Ob sie aus dem Wagen herausgeschleudert worden und wie durch ein
Wunder unverletzt geblieben war?
Eine andere Erklärung fand sie zunächst nicht.
Aber – wo befand sie sich? Wie lange waren sie die
geheimnisvolle, stockdunkle Straße gefahren?
Sandra Gerhusen ging in die Hocke und betastete den Untergrund. Er
war rauh und kalt. Steinig.
Die Straße war düster und sehr eng. Als sie jetzt
einige Schritte weiter nach vorn trat, kam es ihr so vor, als ob ihr
Blick klarer würde.
Da – standen Häuser!
Alte, kleine Häuser. Wie man sie in einem Dorf noch fand.
Alles war eigentümlich still, und nirgends brannte ein
Licht.
Unwillkürlich hielt Sandra Gerhusen den Atem an.
Dieser Straßenzug und die Anordnung der niedrigen
Häuser kamen ihr irgendwie bekannt vor… Doch sie hätte
nicht zu sagen vermocht, wieso…
Verwirrt und ängstlich ging sie weiter, die Dorfstraße
entlang, bis sie sich den Häusern näherte.
Wie kam sie hierher?
Sandra nagte an ihrer Unterlippe, blickte nervös nach allen
Seiten und achtete auf Geräusche und Bewegungen.
Neugierig und ängstlich zugleich näherte sie sich einem
Haus. Vor den winzigen Fenstern befanden sich verwitterte
Läden.
Sandra Gerhusen ging an einen Klappladen heran und lauschte.
Im Haus war alles still.
Am liebsten wäre sie hineingegangen, aber etwas hielt sie
davon zurück.
Sie mußte nach Peter und Klaus suchen. Die beiden
mußten, wenn sie den Unfall lebend überstanden hatten,
sich doch auch hier irgendwo in der Nähe aufhalten.
Sie wunderte sich, daß sie das Unfallfahrzeug nicht in der
Nähe des Ortes entdeckt hatte, wo sie erwachte.
War sie so weit weggeschleudert worden?
Um so eher mußte sie Hilfe holen. Hier im Dorf gab es
Männer und Frauen, die ihr sicher helfen würden. Sie waren
in England, einem zivilisierten Land. Hier gab es Tankstellen und
Reparaturwerkstätten, ferner Polizei, an die man sich wenden
konnte.
Sandra raffte sich auf, hob die Hand und wollte heftig an die
niedrige Tür klopfen, die verwittert und schief in rostigen
Angeln hing. Eine Türglocke gab es nicht.
Aber dann hielt Sandra Gerhusen inne.
Sie wagte es nicht, anzuklopfen. Panische Angst stieg in ihr auf.
Sie fürchtete sich davor, auf sich aufmerksam zu machen.
Niemand durfte wissen, daß sie hier war, hier im Dorf. Schon
gar nicht in diesem Haus durfte man es erfahren. Dies würde
ihren Tod bedeuten und…
Sie erschrak vor ihren eigenen Gedanken.
Was war nur los mit ihr?
Sie begann heftiger zu atmen und konnte nicht verhindern,
daß trotz der kühlen, feuchten Luft ihr der Schweiß
ausbrach.
Unwillkürlich beschleunigte Sandra Gerhusen ihre Schritte, um
das kleine, wie ein wenig in sich zusammengesunkene Haus so rasch wie
möglich hinter sich zu bringen.
Sie warf mehrere Male einen Blick zurück.
Die Straße war holprig und wurde noch enger. Die kleinen
Häuser zu beiden Seiten schienen auf rätselhafte Weise
näher an sie herangerückt zu sein.
Und dann sah sie etwas, und ihr Atem stockte.
Hinter einem Laden nahm sie schwachen, unruhigen Lichtschein
wahr.
Wie hypnotisiert ging sie auf das schmale Haus zu. Ein kleiner,
dunkler Hof schloß sich ihm an. Darin standen ein Schuppen und
– ein Handwagen.
Noch ehe die junge Frau einen Blick über das hölzerne
Gattertor warf, wußte sie es bereits.
Auch dieses Haus und der kleine Hof kamen ihr seltsam vertraut
vor!
»Aber ich bin doch noch nie in England gewesen«,
flüsterte sie unwillkürlich halblaut. Es wurde ihr nicht
bewußt.
Sie näherte sich dem Fenster, hinter dem das Licht zu
erkennen war, preßte ihr Gesicht an den Riß im rauhen
Holz, und es gelang ihr, tatsächlich einen Blick durch das
dahinter befindliche kleine Fenster zu werfen. Vorhänge gab es
nicht.
Sandra Gerhusen sah einen kleinen Raum mit einer niedrigen Decke.
Altmodisch gekleidete Personen bewegten sich in dem mit
Kienspänen
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