Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh
gelang, auch uns in sein
Schattenreich zu ziehen.
Was er in Stonehenge vorbereitet hat, läßt sich nicht
einfach niederreißen. Da sind Kräfte im Spiel, die wir
vorerst nicht niederzwingen können, weil wir sie nicht kennen.
Aber wir sollten Molochos einen Gefallen tun: uns sehen lassen.
Überall in der Welt gibt es Möglichkeiten, einen Angriff zu
starten. Mit einem Köder fängt man einen Fisch. Bieten wir
uns als Köder an – ohne daß der Fisch jedoch
zuschnappen kann.«
»Das ist einfacher gesagt, als getan.«
»Mit ein wenig Glück sollten wir das schaffen. Molochos
will uns vernichten. Das ist sein erklärtes Ziel. Also wird er
andere Mittel und Wege suchen, um uns in seine Netze zu ziehen. Da
wir Stonehenge vorerst die kalte Schulter zeigen, bleibt ihm wohl
nichts anderes übrig, als weniger gut vorbereitete Schritte zu
unternehmen. Und darin liegt unsere Chance.«
»Aber auch die Gefahr«, murmelte Danielle.
»Molochos ist listig. Ihn zu unterschätzen, wäre ein
großer Fehler.«
»Das ist auch nicht meine Absicht, kleine Hexe«,
entgegnete er. »Und mit deiner Anwesenheit in der Nähe
sollte es eigentlich möglich sein, die Gefahr auf ein Minimum
herabzusetzen.«
»Vielleicht wäre es an der Zeit, mich auch
einzuweihen.«
»Aber das tu’ ich ja die ganze Zeit schon«, seufzte
Rani.
»Ich merke nichts davon. Bis jetzt hast du lediglich um den
heißen Brei herumgeredet.«
»Wir unternehmen eine Reise ins Ungewisse – und zwar mit
dem Geistspiegel des Hestus, Danielle«, sagte er ernst. »Es
gibt unzählige Möglichkeiten, wohin uns der Spiegel tragen
kann. Von einem Punkt aus wird es uns gelingen, Kontakt zu
dämonischen Schergen und Helfershelfern Molochos’
aufzunehmen – oder sie bei ihren Vorbereitungen zu beobachten.
Wir müssen einen eigenen Weg zu Carminia und Björn suchen.
Stonehenge ist eine Einbahnstraße. In die Gefangenschaft oder
in den Tod… Und wenn wir…«
Seine Augen verengten sich plötzlich, und sein Gesicht wurde
starr wie eine Maske.
Nur eine Steinwurfweite von ihnen entfernt entstand plötzlich
ein Schatten auf dem Strand.
Eine dunkle Gestalt materialisierte, taumelte nach vorn und war
außerstande, sich auf den Beinen zu halten.
Der Ankömmling stürzte und blieb in verkrümmter
Haltung auf dem weißen Sand liegen.
»Alan!« stieß Danielle hervor.
Schon während der Ankömmling fiel, rannten Rani und
seine Begleiterin los.
Das Herz schlug ihnen bis zum Hals, als sie den Gestürzten
erreichten und ihn auf die Seite drehten.
Alan Kennan lag mit dem Gesicht zum Boden.
Als sie den jungen Mann umdrehten,’ gab Danielle einen Schrei
von sich.
Alan Kennan war blutüberströmt!
Seine Augen schienen verklebt, seine Haut war aufgerissen, als
hätte ihm die Pranke einer Raubkatze getroffen…
*
Er atmete nur schwach, war aber bei Bewußtsein.
Danielle stürzte davon in eine Blockhütte, holte saubere
Tücher und kam mit einem Erste-Hilfe-Kasten zurück.
»Alan?« redete Mahay auf den jungen Freund ein, der
schon lange zu Hellmarks engstem Vertrautenkreis zählte. Alan
Kennans Aufgabe bestand seit geraumer Zeit darin, gemeinsam mit dem
Medium Camilla Davies Gleichgesinnte und parapsychologisch veranlagte
Personen ausfindig zu machen, die wegen ihrer auffälligen
Fähigkeiten oft Zielscheibe dämonischer Machenschaften
waren. Viele Wiedergeborene, die eine vorangegangene Existenz oft
ahnten, aber darüber noch keine eindeutige Gewißheit
hatten, gehörten ebenfalls zum Kreis derer, für die
Björn Hellmark sich interessierte und die Alan und Camilla
ausfindig machen sollten.
Sie hatten auf diesen Wegen viele Personen entdeckt und
beobachtet. Ob sie sich eigneten, ob sie aus freien Stücken
bereit waren, nach Marlos zu kommen - das alles aber war einer
späteren Zeit vorbehalten.
Durch das »Buch der Gesetze« hatte Hellmark
herausgefunden, daß zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr viele
Menschen einen Ruf in sich vernehmen würden, der ihnen klar
machte, daß sie schon mal gelebt hatten, daß sie
Nachkommen der Alten Rasse waren, die einst Xantilon
bevölkerte.
Dieser Zeitpunkt war offensichtlich noch nicht gekommen, und so
waren Alan und Camilla schließlich angewiesen worden, sehr
dezent ihrer Aufgabe nachzugehen, Besonderheiten und Menschen zu
registrieren.
»Alan?! Was ist los…? Was ist passiert?«
Der junge Amerikaner atmete flach und bewegte die Lippen.
Unverständliche Laute drangen aus dem Mund des sichtlich
Schwerverletzten. Dann einige
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