Macabros 104: Höllenspuk
tödlichen Gefängnis
schmachtete.
Aber hier, durch Macabros’ Existenz, war er doch anwesend.
Auch wenn er es nicht wußte…
Beim Aufrichten nahm er Vela mit in die Höhe.
Und nun konnten es alle sehen.
Ihre Kleidung war zerrissen und gab mehr von ihrem wohlgeformten
Leib preis, als sie verdeckte.
Ihr Körper war übersät mit blauen Flecken und
zahllosen Kratzwunden.
Einige waren tiefe Schnitte. Diese Verletzungen an Schenkeln und
Schultern waren noch ganz frisch.
Vela war erschöpft und konnte kaum sprechen. Dann endlich
brachte sie die ersten Worte zustande.
»Bei der Gruppe… ein Zwischenfall… man hat mich
losgeschickt, um ›ihn‹ zu informieren…« Als sie
von »ihm« sprach, suchten ihre Blicke Macabros, der sich
über sie beugte. »Die Frauen… mit den Anzeichen von
Schwangerschaft… sind verschwunden… als wir es merkten,
erfolgte der Angriff…«
»Welcher Angriff?«
»Von einem Monster – wie ich noch niemals… eins
zuvor in meinem Leben gesehen… hab… es war plötzlich
da… als wäre es wie ein Pilz… aus dem Boden
gewachsen… und sein Angriff schlug ein… wie die Sprengkraft
einer Bombe… es zerriß einige von uns, ehe wir dazu kamen,
uns zur Wehr zu setzen…«
Das Sprechen strengte sie an, und man sah ihr an, daß sie
noch ganz unter dem Eindruck schrecklicher Erlebnisse stand.
»Wie sah das Monster aus? Wo kam es her?« fragte
Macabros, nachdem sie einige Schlucke frischen Quellwassers gierig
getrunken hatte. »Konntet ihr wirklich nicht die Richtung
erkennen, aus der es sich näherte?« Er hatte einen
bestimmten Verdacht, dachte an die Wildnis und das Dorf der Traphilen
– vor allem aber an die sieben Priester, die einst nach Xantilon
gekommen waren, um hier einen Keim zu pflanzen, den er mit einigem
Geschick und viel Glück von seiner wahren Bestimmung hatte
abbringen können. Der Tschonn oder der Schlafende oder wie immer
man ihn bezeichnete – hatte seine wahre Macht nicht entfalten
können.
Die Priester – allen voran Kophas – hatten ihm ein
Versprechen gegeben. Er war der festen Ansicht gewesen, sich darauf
verlassen zu können. Schließlich war seine Leistung von
ihnen respektiert und anerkannt worden. Er hatte den
»allmächtigen« Götzen besiegt und bewiesen,
daß er stärker war. Das hatte sie überzeugt. Aus
Feinden waren Verbündete geworden… so hatte er gehofft und
erwartet.
Sollte er sich so getäuscht haben? Konnte es sein, daß
die Priester eine neue Schweinerei ausgeheckt hatten, kaum daß
er ihnen den Rücken kehrte?
Es war möglich – aber doch recht unwahrscheinlich.
Und so war da noch ein anderer Verdacht, der ihm zu schaffen
machte.
Er bezog sich direkt auf den Schlafenden, auf den Götzen, der
Blutopfer forderte und von dem er meinte, ihn radikal ausgemerzt zu
haben.
»Es war schwarz wie die Nacht…«, fuhr Vela
gestärkt fort. »Ein dunkler, unförmiger Leib… wie
eine Plasmamasse…, besetzt von unzähligen, wie Klauen
aussehenden Tentakel…«
Wieder das alte Bild, das Symbol des Kraken-Gottes. Es beherrschte
die Welt des Schlafenden. Im Land Krosh war das Tentakelartige in
vielerlei Gestalt aufgetreten. Sogar die mächtigen Säulen
in den Hallen waren tentakelumgürtet gewesen.
Also doch!
Er hatte etwas übersehen. Die Macht des Schlafenden wirkte
nach. Er rächte sich. Er verfolgte diejenigen Frauen, die er
hatte benutzen wollen, um seine Art…
Da fiel ihm plötzlich etwas ein.
»Wieso sind die vier Frauen, die so besonders scharf bewacht
und isoliert gehalten wurden, entkommen? Wie ist es überhaupt
passiert?«
Achselzucken… »Es gibt nur… Vermutungen,
Namenloser… es ist trotz bester Bewachung passiert, daß
das Unheil in unsere Reihen einsickern konnte. Die Wächter
wurden tot aufgefunden. Die vier schwangeren Frauen sind seither
spurlos verschwunden. Vielleicht hat das Monster sie
gefressen…«
»Nein, das glaube ich nicht«, hakte Macabros sofort
nach. »Bedenke, was wir festgestellt haben. Diese Frauen waren
– wie ihr alle – lange Zeit in den
Zweidimensions-Gefängnissen der Spiegel. Seit Monaten
währte diese Gefangenschaft. Es gibt Hinweise darauf, daß
der Götze aus dem Land Krosh seine Art weitergeben wollte. Kurz
vor Vollendung dieses Zieles haben wir seine Pläne empfindlich
gestört. Nach seiner Vernichtung kann es unter Umständen
noch ein nachwirkendes Element geben, von dem keiner etwas ahnte.
Auch die Priester nicht… Daß alle vier Frauen, die
möglicherweise den Keim einer verderblichen
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