Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak
hier nur
Loark und keine Traphilen? Warum halten sie sich
zurück?«
Er blickte sich in der Runde um. Schweigen…
»Wir haben hier einen Mann, der heißt Bolonophom«,
meldete sich da eine Stimme aus der Gruppe. »Ob es allerdings
der ist, den du suchst, wage ich zu bezweifeln.«
Ein kleiner untersetzter Krieger mit pechschwarzem, lockigem Haar,
das Macabros an Pepe erinnerte, ging durch die Gasse, die sich
bereitwillig für ihn öffnete.
Der Mann war stämmig und hatte einen Stiernacken und
Lachfältchen um die Augen, die Macabros als ein Zeichen
dafür wertete, daß dieser Mann zu manchem Scherz aufgelegt
war.
»Du bist also Bolonophom?« Macabros ging lächelnd
auf ihn zu. Er mußte an den Bolonophom denken, der
verrückt war nach Fischen, Kampf und schönen Frauen, der
diesen sicher nicht weniger mutigen und kampferprobten kleinen Kerl
um mindestens drei Köpfe überragt hatte.
»Ja, Herr, der bin ich. Und ich bin stolz darauf, den Namen
desjenigen zu tragen, dem es vergönnt war, an deiner Seite zu
kämpfen. Ein Auserwählter unseres Volkes, der dich
begleiten durfte, dem wir die schönsten Berichte über deine
Taten verdanken. Ich bedaure es, nicht der zu sein, den du gern sehen
möchtest. Ich trage nur seinen Namen. Der Bolonophom, den du
suchst, ist lange vergangen. Die Zeit der Sterblichen ist eine andere
als die der Unsterblichen, als die deine… Doch wenn du
Bolonophom sehen möchtest, dann komme mit uns. Wie dir, wie all
den anderen, die die Geschichte der Loark damals vor dreihundert
Jahren beeinflußten, haben wir auch Bolonophom ein Denkmal
errichtet. In der ›Stadt der schlafenden
Götter‹…«
Diese Bezeichnung war neu für ihn, und er erfuhr, daß
hoch im Norden von Aggars Wüstenzone vor zwei Jahrhunderten zum
erstenmal eine Stadt auf der Wüste und nicht unter ihr errichtet
worden war. Die ›Stadt der schlafenden Götter‹ war ein
Novum für die Loark, die in ihren luxuriösen Orten tief im
Innern der Erde wohnten. Dort waren unter freiem Himmel titanische
Kolossal-Statuen errichtet worden, die ihn, den ›Toten
Gott‹ und jene zeigten, die in seiner Begleitung
›damals‹ gewesen waren, »Komme mit… sieh dir das
Heiligtum unter freiem Himmel an, sieh dir an, wie wir dich
verehren…«
»Das werde ich gern tun, wenn meine Aufgabe vollendet
ist«, entgegnete Macabros. »Könnt ihr meine restlichen
Fragen beantworten?«
Sie konnten es. Jeder hatte etwas dazu zu sagen. Von überall
her kamen die Antworten.
So erfuhr er, was sich vor dreihundert Jahren ereignet hatte, und
was für ihn und Harry Carson in Wirklichkeit erst knapp
fünf Wochen zurücklag…
Die Priester hielten sich streng an die Abmachungen. Kophas war
es, der von einem Loark-Künstler aus Varone die Statue errichten
ließ, die Macabros darstellte. Zur Erinnerung an den
›Gott‹. Daß die Bezeichnung ›Tot‹ hinzukam,
hatte eine ganz einfache Erklärung. Der Begriff ›Tot‹
bedeutete in der Loark-Sprache auch ›abwesend, im Moment nicht
hier‹.
In den ersten Jahren nach Macabros’ Abwesenheit entwickelten
sich die Beziehungen zwischen den Eingeborenen aus der Wildnis und
dem Wüstenvolk der Loark sehr gut. Es kam zu einem regen
Gedanken-Kultur- und Güteraustausch.
Am Anfang war zur Erinnerung nur die Statue Macabros’
vorhanden. Loark und Traphilen schafften gemeinsam den Schutt weg,
der durch den Riesen-Götzen zurückgeblieben war.
Die Steine wurden an verschiedenen Orten in riesigen Löchern
vergraben oder in Flußtälern versenkt.
Eines Tages aber kam es zu einem Zwischenfall. Eine ansehnliche
Gruppe bewaffneter Traphilen, Angehörige eines Geheimbundes,
überfielen das Dschungeldorf, töteten die Priester und
zwangen die anwesenden, unbewaffneten Stammesbrüder und Loark,
aus den vorhandenen Steinen den Altar zu errichten, auf dem eine
Nische für die Statue des ›Toten Gottes‹ ausgespart
wurde.
Der ›Tote Gott‹ und die Steine aus dem Leib des riesigen
Götzenbildes wurden praktisch zu einer Einheit
zusammengeschweißt.
Nach Vollendung des Bauwerks verschwanden die Traphilen. Die an
der Errichtung des Altars beteiligten Loark wachten eins Morgens auf
wie nach hundertjährigem Schlaf und mußten feststellen,
daß es keine Traphilen mehr gab. Ein ganzes Volk war
verschwunden. Die Hütten waren leer und blieben es bis auf den
heutigen Tag. Fast zweihundert Jahren waren seither vergangen. Noch
immer erinnerten die leeren Hütten an die Traphilen. Und das
Sonderbare war, daß die Behausungen
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