Macabros 114: Kaphoons Grab
Gesicht vor sich, das nichts mehr Menschliches an
sich hatte.
Ein Raubtiergebiß tauchte vor der Frau auf, heißer
Atem schlug ihr entgegen, und in den großen, kaltglitzernden
Pupillen las sie Mordgier – und ihren Tod…
*
Petula schrie gellend auf, warf sich herum und rannte los.
Die Pranken zerfetzten ihre dünne Bluse, so daß die
Prostituierte mit entblößtem Busen stand. Sie kam zwei
Schritte weit und schrie noch immer wie von Sinnen.
Da war die Raubkatze wieder bei ihr.
Petulas erster Schrei hatte die Kollegin an der Straßenecke
alarmiert.
Die Blonde lief zuerst los. Dann ertönte der schrille Pfiff
einer Polizeipfeife. Im Nu herrschte auf der Straße ein wirres
Durcheinander, liefen und schrien Menschen durcheinander, ohne zu
wissen, was los war.
Die Kollegin der Prostituierten Petula erreichte den Hinterhof
zuerst. »Hierher!« brüllte sie, als die beiden
Bobbies, die sie vorhin beobachtet hatten, die Straße
entlangkamen.
»Petula«, wisperte sie, als sie die
blutüberströmte Gestalt in der Dunkelheit – nur wenige
Schritte vom hinteren Hauseingang entfernt – liegen sah.
Einige Meter daneben lag die geöffnete Handtasche, der Inhalt
war im Hof verstreut.
Petula atmete, lebte…
Ihre Freundin beugte sich über sie, während die Bobbies
in den dunklen Hinterhof rannten. Zwei Taschenlampen flammten auf und
rissen die gespenstische, unwirkliche Szene aus dem Dunkeln.
»Der… Panther…«, stammelte die Frau am
Boden.
Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. »Er…
hier… im Hof…«
Eine große Wunde klaffte an ihrem Hals, breite, blutige
Streifen liefen über ihren Oberkörper.
»Der Kerl, mit dem du weggegangen bist… ich habe
gedacht, daß er dich…«
Kaum merklich schüttelte die am Boden Liegende den Kopf.
Über das Handfunkgerät alarmierte ein Bobby Kollegen in
einer nahen Straße. Ein Arzt und ein Krankenwagen wurden
angefordert, und die Gruppe, die zum Einfangen des bisher zweimal
gesichteten entlaufenen Panthers bereitstand, wurde benachrichtigt.
Das Einsatzfahrzeug mit diesen Männern machte sich auf den
Weg.
Während der eine Bobby sich um die Verletzte kümmerte,
drehte der andere eine erste Runde im Hof und leuchtete in die
hintersten Ecken und Winkel, um nach dem vermeintlichen Raubtier zu
sehen. Nirgends gab es aber eine Spur von ihm.
Statt dessen stieß er auf einen hageren, bleichen Mann, der
in einer Ecke kauerte und vor sich hindöste.
»He… aufwachen, Alter!« Der Bobby rüttelte den
Fremden an den Schultern.
Der Mann gab ein dumpfes Murren von sich. Alkoholgeruch ging von
ihm aus.
»Was ist denn los?« antwortete er benommen. »Was
wollt ihr denn von mir?«
»Wissen, ob du etwas gesehen hast… besser du
verschwindest. Hier soll ein Panther rumlaufen…«
»Panther? Mann…, bin ich denn im Zoo gelandet oder im
Zirkus?«
Schwerfällig schraubte er sich in die Höhe. Dabei
verrutschte der breitkrempige Hut ein wenig. Ein kahler Schädel
leuchtete darunter hervor, und eine frische rote Operationsnarbe, die
um den ganzen Kopf lief, war zu erkennen…
Dieser Mann war Billy Sheridan.
Aber niemand erkannte ihn, und niemand kümmerte sich um ihn,
als er mit unsicheren Schritten aus dem Hinterhof wankte, in dem
wenige Minuten später eine großangelegte Suche nach dem
vermeintlichen Panther begann.
Pamela Kilian hätte diesen Mann, der in der Menge
untertauchte, und um den sich niemand mehr kümmerte, sofort als
ihren verstorbenen Freund und Partner identifizieren können.
Nur – die Stimme wäre auch ihr fremd vorgekommen.
Es war die Stimme des Dämons, die im Kopf von Marilyn Cooner
erklungen war und ihn zu einigen merkwürdigen Dingen angeleitet
hatte…
*
Zur gleichen Zeit, als die Suche nach dem Panther auf Hochtouren
lief, hielten sich Alan Kennan und Pamela Kilian in London auf.
Der mysteriöse Leichenraub war eine Sache, der Alan auf dem
schnellsten Weg nachgehen wollte. Wo Außergewöhnliches
passierte, mußte nachgeforscht werden. Auf eine andere Weise,
wie es sonst Sache der Polizei war.
Alan hatte Pamela auf deren Wunsch mitgenommen.
Sie waren in ein Haus nahe am Hydepark teleportiert. Das im
vierten Stock liegende Apartment wurde von einem Paar namens Wainling
bewohnt. Wainling arbeitete als Auslandskorrespondent der Zeitschrift
›Amazing Tales‹. Dieses Blatt wurde von dem Verleger
Richard Patrick herausgegeben und erschien weltweit. Patrick und
seine Mitarbeiter waren ständig auf der Suche
Weitere Kostenlose Bücher