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Macabros 114: Kaphoons Grab

Macabros 114: Kaphoons Grab

Titel: Macabros 114: Kaphoons Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ihren Vergnügungen. Geld… eine
Schlägerei… nicht selten sogar ihr Leben.
    Weil diese Ecke ein besonders heißes Pflaster war,
patrouillierten Bobbies in kürzeren Abständen die
neuralgischen Punkte, um Ausschreitungen nach Möglichkeit schon
im Keim zu ersticken.
    In dieser Nacht aber waren mehr Polizisten unterwegs als
gewöhnlich.
    Zwei Blondinen, die an einer Straßenecke standen,
hochgeschlitzte und enganliegende Röcke trugen, setzten sich in
Bewegung, als zwei Bobbies die Strauße entlangkamen.
    »Da scheint heute ein Nest zu sein«, meinte die eine zu
ihrer ›Kollegin‹. »So viele Uniformen hab’ ich
schon lange nicht mehr gesehen.«
    »Vielleicht Kunden, wer weiß«, grinste die
Angesprochene und betrachtete ihr Konterfei in einem hellerleuchteten
Wäschegeschäft, in dem Dessous und allerlei neckische
Kleidungsstücke auslagen. Sie hob die Augenbrauen und,
prüfte anhand ihres Spiegelbildes den Auftrag ihres
Lippenstiftes.
    »Kunden? Da lachen ja die Hühner… Bei dem Gehalt
können sich die armen Kerle noch nicht mal ein anständiges
Vergnügen leisten… Aber daß sie heute nacht so oft zu
sehen sind, macht mich nervös. Da scheint was im Gang zu
sein.«
    »Vielleicht hat es mit dem Panther zu tun, der entsprungen
sein soll.«
    »Panther? Daß ich nicht lache!« sagte die erste
wieder. »Wo soll denn hier ein Panther entsprungen sein? Haben
wir denn irgendwo in London momentan einen Zirkus stehen?«
    »Das nicht«, antwortete die große Blonde, die
ihren Lippenstift überprüft hatte. Sie nahm eine Zigarette
aus der Handtasche und zündete sie an. »Aber Zigeuner
wurden am Hafen gesehen. Sie hatten einen Wagen dabei, in dem sie
eine Raubkatze halten und die sie gegen Geld besichtigen lassen. Die
Polizei vermutet, daß diese Sippe etwas damit zu tun hat…
Ein Mann soll getötet worden sein. Durch den Biß einer
Raubkatze…«
    Petula, die Kleinere von beiden, deren Haar einen Schimmer dunkler
war, zuckte die Achseln. »Egal, was es auch gewesen sein mag.
Ich bin seit zehn Jahren hier – und in dieser Zeit ist kein
einziger Panther durch Soho spaziert. Panther haben hier nichts zu
suchen. Das ist ein Revier für Männer…«
    Mit diesen Worten wandte sie sich um und ging die Straße bis
zur Kreuzung vor. Zwei schmale, dunkle Gassen zweigten hier ab. Ein
Mann, groß, hager, den Petula auf Mitte Dreißig
schätzte, hatte sie von der Kreuzung aus taxiert und wandte
nicht den Blick von der üppigen Blondine mit dem aufregenden
Busen und dem runden Po. Petula konnte aus Blicken lesen.
    Vergessen war das Thema ›Panther‹, von dem ganz London
im Augenblick zu sprechen schien. Solange die Raubkatze nicht
entdeckt war, mußte mit weiteren Zwischenfällen gerechnet
werden. Jeder war gefährdet, und die Tatsache der
verstärkten Polizeistreifen wies eigentlich darauf hin,
daß die Behörden aus der Bevölkerung einen Hinweis
erhalten hatten. Aber an diese Dinge dachte Petula nicht mehr, als
sie sich dem vermeintlichen Freier näherte.
    »Na, wie wär’s mit uns beiden?« sprach sie ihn
lachend an. »Heut’ ist ein besonderer Tag… ich
hab’ ausgezeichnete Laune, und das wirkt sich auf die Preise bei
mir aus…«
    »Warum nicht?« entgegnete der Fremde. Er trug einen Hut,
den er tief in die Stirn gedrückt hatte. Seine Haut war
krankhaft blaß, beinahe wächsern. Der Anzug war
zerdrückt.
    »Hast du überhaupt Geld dabei?« fragte Petula
plötzlich mißtrauisch.
    »Klar… Wo wohnst du?«
    Sie deutete auf die andere Straßenseite. Dort befand sich
neben der Nachtbar ›Cabaret‹ eine dunkle Toreinfahrt, die
in einen Hinterhof führte. »Der Eingang liegt auf der
anderen Seite des Gebäudes.«
    »Also – worauf warten wir noch? Gehen
wir…«
    Der Fremde ging an ihrer Seite.
    »Übrigens – ich heiße Petula«, stellte
die Blonde sich vor.
    »Ich Billy.«
    Sie passierten die Toreinfahrt und gelangten in den Hinterhof.
    Die hohen, düsteren Häuser auf der anderen Seite der
Begrenzungsmauer wirkten wie riesige Grabsteine, die die Mauer
überragten und den Hof eng und schmal wirken ließen: Ein
feuchter, kalter Platz, den auch mitten im Sommer nie ein
Sonnenstrahl traf.
    Petula ging an der Hauswand entlang. Kurz vor der Tür zog ihr
Freier sie an sich.
    Petula meinte, er wolle sie küssen, und so wandte sie ihm das
Gesicht zu.
    Ihre verführerisch roten, feucht schimmernden Lippen
öffneten sich leicht.
    Da packten harte Hände zu.
    »He – nicht so grob!« beschwerte sich Petula.
    Sie sah in das

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