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Macabros 114: Kaphoons Grab

Macabros 114: Kaphoons Grab

Titel: Macabros 114: Kaphoons Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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›Statuen‹ hoben und
senkten sich, der Glanz in den Augen wurde stärker, in die
Lippen kam Blut.
    Die nackten Figuren bewegten sich und setzten sich wie in Trance
in Bewegung, als hätten sie einen lautlosen Ruf empfangen.
    Keiner von ihnen kümmerte sich um die beiden Menschen. Rani
und Danielle schienen für sie nicht zu existieren.
    Drei, vier verließen ihren ursprünglichen Standplatz
und liefen zwischen den Reihen derer entlang, die teilweise noch
unverändert waren, während andere schon die Blutmerkmale
zeigten.
    Dann waren es zehn, schließlich zwanzig und dreißig,
die durch das Amaltalgonn gingen. Sie schlugen alle die gleiche
Richtung ein, als zöge es sie an einen ganz bestimmten Ort.
    »Sehen wir uns an, wohin sie gehen… vielleicht erfahren
wir dadurch mehr«, bemerkte Rani unvermittelt, und man merkte
ihm an, daß er ganz unter dem Eindruck des rätselhaften
Geschehens stand.
    Die aus Stein erwachten, nackten Gestalten strebten der hintersten
Wand zu. Hier war die Halle zu Ende. Was sollten sie hier?
    Rani und Danielle beschleunigten ihre Schritte, um den
Anschluß nicht zu verpassen.
    »Ich werde verrückt!« entfuhr es Mahay
unwillkürlich. »Die Wand – ist
durchlässig!«
    Das hatten sie bisher nicht gewußt.
    Sie sahen, daß die lebenden Statuen vor der Wand nicht halt
machten, sondern einfach weitergingen.
    Als Björn Hellmark das erste Mal mit den Freunden das
geheimnisvolle ›Amaltalgonn‹ betrat, hatte ihnen der Umfang
der Räumlichkeiten und der ›Sammlung‹, für die
sie die Statuen gehalten hatten, den Atem geraubt.
    Sie hatten die Grenzen des Saales abgeschritten. Dabei konnten sie
feststellen, daß die Wände massiv waren.
    Für die Erwachten aber waren sie durchlässig wie
Nebel.
    Ohne zu zögern traten sie hindurch – und verschwanden
aus dem Blickfeld der beiden Menschen.
    »Warte hier auf mich«, forderte Mahay die Französin
auf. »Ich geh’ einen Schritt hinein – mal sehen, wie
es auf mich wirkt…«
    »Sei vorsichtig, Rani!« sagte Danielle besorgt.
    »Wenn hier etwas geschieht, das sich gegen uns wendet,
Danielle, dann wären wir in der Zwischenzeit nicht bloß
Beobachter geblieben.«
    Er hatte recht.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er vorsichtig einen
Schritt nach vorn, um erst auszuprobieren, ob und wie es dahinter
weiterging.
    Unwillkürlich stellte er sich einen Sog vor, der ihn packte
und womöglich in eine ganz andere Welt, eine andere Dimension
schleuderte. Oder – einen Abgrund, in den er
stürzte…
    Aber weder das eine noch das andere war der Fall.
    Es ging einfach so weiter, als wäre überhaupt keine Wand
vorhanden.
    Wie grauer Nebel wallte die Substanz der Wand um ihn herum auf. Er
sah die Gestalten der Wiedererwachten wie schattenhafte Schemen und
ging einen zweiten und dritten Schritt nach vorn. Dann blieb er
stehen und ließ einen Moment das Bild auf sich wirken, das er
sah – und kehrte dann um.
    »Schon zurück?« fragte Danielle de
Barteaulieé überrascht.
    »Komm’ mit«, sagte er nur. »Du wirst Augen
machen…«
     
    *
     
    Er fiel immer tiefer, wie in einen Schacht, der kein Ende
nahm.
    Gefahr, signalisierte sein Unterbewußtsein. Du mußt
zurück! Du darfst hier nicht liegen bleiben. Dann bist du im
Fall eines Sieges der Dämonenechse über den Schwarzen Manja
verloren… Versuch’ wenigstens, wegzukommen vom
Seeufer… kriech’ zwischen das Schilf und die Farne… da
kannst du dich verbergen… tu’ was!
    Aber er war zu schwach. Sein Körper war kraftlos, wie
gelähmt, und alles blieb nur Absicht, Signal in seinem Willen,
ohne die Kraft zum Vollzug.
    Er registrierte einen Schatten, der sich über ihn
beugte… Die bizarr zerklüfteten Echsenflügel? Wurde
nun das beendet, was nur aufgeschoben war?
    Schwache Bilder tauchten in seinem Bewußtsein auf. Er
wußte nicht, wie sie zustande kamen.
    Fieberträume? Gaukelte ihm das Gift etwas vor? Oder sah er
und erlebte er sie wirklich?
    »Die Zeiten sind schwer…«, vernahm er eine Stimme,
die ihm irgendwie vertraut vorkam. Ein Gesicht schälte sich aus
dem dunklen, dräuenden Nebel, der vor seinen Augen waberte.
    »Wo bin… ich… wer… bist… du?« raunte
es in ihm. Er war abwesend, schlief, träumte und fieberte und
konnte nicht unterscheiden, was er mit seinen Sinnen von
›außen‹ her aufnahm und was in seinem Innern
passierte.
    Die Luft war heiß und stickig. Sie flimmerte vor seinen
Augen.
    Die flachen, wie Schuppen aussehenden Steine, über die er
schwerfällig ging,

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