Macabros 114: Kaphoons Grab
erhellten die Nacht, Pressefotografen
waren eingetroffen. Die Nachricht von der Sichtung der Raubkatze
hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet.
Die Polizei löste die Ansammlung auf und sperrte die
Zugänge zu den Hinterhöfen ab. Über Lautsprecher
wurden die Passanten aufgefordert, nach Hause zu gehen. Da niemand
wußte, wo sich der Panther im Moment aufhielt, mußte man
damit rechnen, daß er unerwartet erneut zuschlug und ein
weiteres Opfer forderte…
Die Zufahrtstraße war längst gesperrt, so daß
neue Neugierige nicht mehr näherkommen konnten.
Die Lautsprecherdurchsagen der Polizei blieben nicht ohne Wirkung.
Viele zogen es vor, diesen unsicheren Ort zu verlassen, andere
dagegen – die stärkere Nerven hatten – blieben an den
Straßenecken und warteten auf einen sensationellen
Zwischenfall.
Die Reporter zeigten den meisten Mut. Einige hielten die
Anwesenheit einer Raubkatze für schlichtweg ausgeschlossen und
das Ganze für Sensationshascherei. Daß jedoch durch einen
bisher nicht in allen Einzelheiten bekanntgewordenen Vorfall ein
Mensch schwer verletzt worden war, ließ sich auch nicht von der
Hand weisen.
Alan Kennan entdeckte mit sicherem Blick den Mann, dessen
Anwesenheit er hier erwartet hatte.
Den Reporter George Wainling, der für Richard Patricks
›Amazing Tales‹ arbeitete.
Wainling sprach mit einem der Barmädchen, das den Schrei im
Hinterhof gehört hatte und das auch der Polizei einige
brauchbare Hinweise hatte geben können.
Sie war auf der Toilette gewesen und hatte vom dunklen Fenster aus
den Zwischenfall gut beobachten können.
Sie hatte den Panther gesehen.
»Er ging aufrecht auf zwei Beinen, wie ein
Mensch…«, blieb sie bei ihrer Aussage, die ihr niemand so
recht glauben wollte. Gerade an diesem Punkt aber faßte George
Wainling immer wieder nach.
Als Alan Kennan sich bemerkbar machte, kam Wainling mit ihm auf
die Seite.
»Ich muß dich sprechen, George…« Alan kannte
– fast überall auf der Welt - Patricks Mitarbeiter und
viele Privatpersonen, die sich mit der Erforschung
außergewöhnlicher und übersinnlicher Vorgänge
befaßten.
Wainlings Haar war von grauen Strähnen durchzogen, seine
Figur war sportlich und jugendlich. Er trug Blue Jeans und eine
Lederjacke. Diese Kleidung unterstrich noch seine jugendliche
Erscheinung. Speziell in diesem Milieu kleidete Wainling sich so.
Gerade zur Halbwelt Sohos unterhielt er beste Kontakte, und
zwielichtige Zeitgenossen saßen in mancher Bar, manchem
Striptease-Lokal an seinem Tisch und versahen ihn mit Informationen,
mit denen Wainling stets einiges anzufangen wußte.
Schließlich arbeitete er nicht nur für Patricks Verlag,
sondern war freier Mitarbeiter auch anderer Unternehmen.
»Gibt es irgend etwas, das mich besonders interessieren
könnte?« wollte Alan wissen, nachdem er seine Begleiterin
vorgestellt hatte.
Wainling bekam große Augen. »Pamela Kilian?«
schnappte er nach Luft. »Bei dir ist sie also? Und du wagst dich
mit ihr in die Höhle des Löwen…? Hier, wo es von
Polizei wimmelt?«
»Sie wollte partout mit… du kennst ihren Fall, hast mich
ja darauf aufmerksam gemacht. Pamela Kilian ist Unrecht geschehen.
Und es geschehen weiterhin sehr merkwürdige Dinge. Findest du es
nicht seltsam, daß ausgerechnet das Grab ihres Partners
aufgebrochen wurde und man dort den Friedhofsverwalter mit
durchbissener Kehle fand? Billy Sheridans Leiche ist spurlos
verschwunden – zur gleichen Zeit taucht ein mysteriöser
Panther in der Umgebung Londons auf… Und was Pam anbelangt,
brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Hier mitten im Gedränge
vermutet man sie überhaupt nicht. Alles sucht den Panther…
eine aus der Nervenheilanstalt entwichene Pamela Kilian erkennt in
diesem Moment niemand.«
Es stellte sich heraus, daß trotz der Vorfälle wenig
Einzelheiten bekannt waren.
Wainling, Alan Kennan und Pamela Kilian witterten eine Sensation.
Da kamen zu viele merkwürdige Dinge zusammen.
»Vielleicht wissen wir in zwei Minuten schon mehr«,
sagte George Wainling.
»Und was soll in zwei Minuten anders sein?«
»Ich warte auf ein Foto. Ein Kollege von mir, der
zufällig im ›Cabaret‹ war, gehörte zu den ersten,
die am Tatort waren. Er konnte mehrere Fotos machen und will mir den
Film und die Abzüge sofort vorbeibringen.«
»Kein Konkurrenzneid?«
»Wir arbeiten manchmal zusammen, da hat jeder seinen Vorteil
davon… Ah, da kommt er schon…«
Ein dunkelhaariger, untersetzter Mann bahnte sich einen Weg durch
die
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