Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons
Verkaufsständen auf die näheren
Umstände aufmerksam geworden wären.
Das war der Beweis!
Sie wurden beobachtet.
Boten aus dem Reich der Finsternis, Schergen Rha-Ta-N’mys
befanden sich in der Nähe.
Plötzlich paßte alles wieder zusammen, und Björn
Hellmark und Carminia Brado wußten, daß sie alles, was
bisher geschehen war, in einem größeren Zusammenhang sehen
mußten.
Der grauenvolle und in höchstem Maß unnatürliche
Tod des Thailänders, aus dessen Kopf ein Skorpion gekrochen
war… Der Angriff auf die kleine dürre Frau mit einem
vergifteten Pfeil, dessen Spitze dem Schwanzende eines Skorpions
nachgebildet war… die Fähigkeit jener Chinesin namens Mizu,
die angeblich den Tod voraussah, in dem sie auf der Stirn der
Betreffenden einen schwarzen Skorpion erblickte…
Das alles hing zusammen und waren keine Einzel- und
Zufallserscheinungen.
Der Skorpion…, überlegte Hellmark, während er mit
seiner Begleiterin die Straße weiter hochging.
Inzwischen war es achtzehn Uhr geworden, und Mizus
Spezial-Restaurant würde seine Pforten geöffnet haben.
Mehr als zuvor interessierte ihn diese Frau mit jener
bemerkenswerten Anlage. Und wieder drängte sich ihm der Gedanke
an den Skorpion auf. Im Mythus der Völker spielte dieses
gefährliche Tier eine dämonische Rolle.
Mizu und die Skorpione…
Vielleicht hing das eine mit dem anderen zusammen.
Vielleicht ›sah‹ Mizu nicht nur jene Personen, die
später tatsächlich starben, vielleicht schickte sie auch
die Skorpione… Das große Tier, das aus dem Kopf des Toten
gekrochen kam, konnte Björn einfach nicht vergessen.
Und er konnte auch die Tatsache nicht vergessen, daß vor
wenigen Augenblicken in seiner unmittelbaren Nähe sich etwas
oder jemand in eine schwefelgelbe Wolke aufgelöst hatte.
Hielt sich im Schatten hinter der Verkaufsbude ein Dämon in
der Gestalt eines Skorpions verborgen?
Björn hatte es plötzlich eilig, das Spezial-Restaurant
zu erreichen.
War Mizu ein bedauernswertes Wesen, das mit der
übersinnlichen Veranlagung nicht fertig wurde – oder war
sie selbst eine Dämonin, die sich geschickt tarnte?
Beides würde er feststellen, schon im ersten
Gespräch…
*
Mit seinem Zweitkörper erledigte Hellmark jene Dinge, die
gleichzeitig getan werden mußten.
Er brachte das Boot an die Stelle zurück, von der er es
mitgenommen hatte.
In seiner Rechten lagen die beiden Pfeile, der eine aus dem Hals
der Toten, der andere, den er aus seinem Nacken gezogen hatte.
Björn Hellmark löste seinen Doppelkörper auf.
Im gleichen Augenblick materialisierten die beiden Giftpfeile in
seiner Hand.
Er zeigte sie Carminia Brado.
»Ich werde sie untersuchen lassen, um zu wissen, was wirklich
mit ihnen ist«, murmelte er.
Gesagt – getan…
Ein kurzer, intensiver Gedanke genügte.
Er ließ seinen Zweitkörper tausende von Meilen entfernt
weiter westlich entstehen.
In einem Bürohochhaus im Herzen New Yorks.
Dort war es erst morgens sieben Uhr.
Macabros entstand mitten in dem leeren, schummrigen Büro von
Richard Patrick, dem Herausgeber und Verleger der ›Amazing
Tales‹.
Die beiden Pfeile, die vorübergehend während der
Dematerialisation Macabros’ in Hellmarks Hand aufgetaucht waren,
lagen wieder in der Hand seines Zweitkörpers, der die Reise auf
die andere Seite des Globus gemacht hatte.
Macabros ging um den Schreibtisch herum und nahm einen
Briefumschlag und einen Bogen aus der obersten Schublade.
Als erstes wickelte er die beiden tödlichen Pfeile in Form
der Skorpion-Schwanzspitze in den Umschlag und verschloß
diesen. Danach schrieb er auf den Briefbogen ein paar
persönliche Zeilen an Richard Patrick.
»Werter Freund, ich bin Deinem Rat gefolgt und halte mich
derzeit in Bangkok auf. Dort kam es zu merkwürdigen Ereignissen,
deren Spuren ich nachgehe.
Bitte den Umschlag nur mit äußerster Vorsicht
öffnen. Darin eingewickelt befinden sich zwei vergiftete Pfeile.
Und hier setzt meine Bitte zur Hilfe an Dich ein.
Laß’ die Pfeile untersuchen! Ich muß schnellstens
wissen, welcher Art das Gift ist, mit dem die Spitzen getränkt
sind, und wo es vorkommt.
Je schneller Du zu einem Erfolg kommst, desto besser.
Ich nehme umgehend wieder Kontakt zu Dir auf. Vielen Dank,
Björn.«
Den Briefbogen legte er nicht zusammengefaltet auf den Umschlag
und schrieb noch quer mit Druckbuchstaben auf den oberen Rand
»Vorsicht! Umschlag enthält gefährliche
Giftpfeile!« und verschwand dann wie ein Geist aus dem Office
des
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