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Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher

Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher

Titel: Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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erwartet.
    Der winzige Dielen-Raum war schon eine Augenweide.
    Der Living-Room hätte einem Fürsten zur Ehre
gereicht.
    Wertvolle Teppiche, Polstermöbel und Schranke
überwiegend aus dem siebzehnten Jahrhundert bestimmten die
Einrichtung des Zimmers.
    Dies war irgendwann mal vergrößert worden. Man hatte
eine Zwischenwand herausgenommen, um alle Kostbarkeiten stellen zu
können.
    Mitten im Raum hing ein auffallend schwerer Lüster, der zu
wuchtig für die Umgebung war.
    »John Smith scheint ein Doppelleben zu führen, von dem
offenbar niemand etwas ahnt«, bemerkte Doc Shadow mit Carminias
Stimme. »Hier wohnen offiziell arme Leute. Smith aber führt
das Leben eines Fürsten… ich kann mir sogar denken, wie er
das bewerkstelligt hat.
    ›Omega-Seelen‹ können sich immer nur solange in
einem Organismus halten, wie dieser am Leben bleibt. Menschen sind
sterblich. Die unsichtbaren Seelen der ›Omegas‹ jedoch fast
unsterblich, und sie erfüllen so etwas wie eine Warteposition.
Sie überdauern bis zu dem Tag, wo sie ihre letzte und
endgültige Funktion übernehmen, in verschiedenen
Körpern. Stirbt einer weg, wechseln sie in einen anderen, neuen,
der gerade geboren wird.
    John Smith lebte offensichtlich früher im Körper eines
Mannes, der als Graf, Fürst oder reicher Edelmann sein Dasein
verbrachte.
    Die ›Omega-Seele‹ hat etwas typisch Menschliches an
sich. Sie liebt ein bequemes Leben, Reichtum, schöne Dinge…
als die Seele in einen anderen Körper wechselte, nahm sie die
Einrichtung aus dem vorangegangenen Leben mit.
    Der ›Edelmann Smith‹ wurde in einer einfachen
Bürgerfamilie groß. Als er erwachsen war, behielt er
diesen Status bei, suchte aber sehr wahrscheinlich so ganz nebenbei
nach den Spuren seines früheren Lebens und damit seiner
Umgebung. Er scheint viel Glück mit dieser Suche gehabt zu haben
und hat Stück für Stück der Dinge, an denen seine
›Seele‹ hing, hierher geschafft. Sicher nur ein Bruchteil
dessen, was er früher wirklich besaß, aber doch ganz
beachtlich. Und das, was wir hier sehen, zeigt, über welche
Verbindungen die ›Omegas‹ untereinander verfügen
müssen.«
    »Du weißt sehr viel über uns,
›Jäger‹«, preßte John Smith hervor. Sein
Gesicht war hart und abweisend wie eine Maske. In seinen Augen
funkelte ein kaltes Licht, und man sah ihnen an, daß er seinen
Bezwinger am liebsten auf der Stelle getötet hätte,
wäre er dazu imstande gewesen.
    »Ich habe euch lange genug beobachtet und verfolgt«,
lautete die Erwiderung aus Carminia Brados Mund.
    Björn Hellmark blieb der schweigsame, aber äußerst
aufmerksame Begleiter.
    Er war Spezialist zur Bekämpfung von Geistern und
Dämonen. Aber er hatte nur eine geringe Erfahrung im Umgang mit
den »gefälschten Menschen der letzten Tage«… Hier
überließ er das Feld Doc Shadow, der ganz systematisch
vorging.
    »Aber ich weiß dennoch zu wenig über euch. In
meinem vorigen Leben hatte ich keine Gelegenheit mehr, alles zu
ergründen, was gegen euch möglich gewesen wäre. Auch
ich bin wiedergekommen, weil menschliche und nichtmenschliche Seelen
einige Male die Chance haben, eine Wiedergeburt zu erleben.
Allerdings auf natürlichem Weg…« Doc Shadow schubste
den Alten auf ein Plüschsofa zu.
    Der Cockerspaniel hatte rechts daneben seinen Liegeplatz, ein
riesiges weiches Kissen, auf dem er sich zurechtkuschelte, die Nase
zwischen die Pfoten steckte und überhaupt keine Notiz von den
Ereignissen, seinem Herrn und den beiden Fremden nahm.
    Das Verhalten des Hundes kam Björn immer merkwürdiger
vor, und er achtete stärker als zuvor auf ihn.
    »Dich habe ich aufgespürt,
›Omega-Dämon‹«, fuhr Shadow fort. »Du wirst
mir Frage und Antwort stehen… Einem Geheimnis war ich damals
dicht auf der Spur. Ich konnte es nicht ergründen. Aber heute
werde ich es erfahren. Von dir. Ich weiß inzwischen, was ein
›Maronn‹ ist. Das ist eine Art Durchgangsstation für
die Seelen aus eurer Welt. Was ich nun wissen will: wie heißt
diese Welt und wo liegt sie?«
    Mit Carminias schmaler, zarter Hand hielt Doc Shadow noch immer
das Armgelenk des Alten umfaßt.
    Smith atmete schneller, und auf seinem Gesicht glänzte der
Schweiß.
    »Wie kann ich dir das sagen, ›Jäger‹? Ich
weiß es selbst nicht.«
    Carminias Finger umschlossen Smith’s Handgelenk noch
enger.
    Der Mann bäumte sich auf, sein Atem flog.
    »Wir hatten eine Abmachung getroffen, Dämonischer!«
sagte Doc Shadow mit schneidender Stimme. »Wenn du

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