Macabros 125: Das Zauber-Pergament
Kampf gegen das Böse, das sich auf dem
hochzivilisierten Urkontinent ausgebreitet hatte, ging weiter. Trotz
des Schmerzes und des Verlustes.
In jenen Tagen zogen Propheten, Priester, weise Männer und
Magier durch das Land. Viele Theorien machten die Runde. Es waren
echte Weissagungen und falsche.
Es gab welche, die wußten, daß eine so große
Liebe wie die zwischen Kaphoon und Loana nicht unerfüllt bleiben
konnte.
In einer späteren Zeit – so weissagten viele –
würden sich ihre Wege wieder kreuzen.
Dies war geschehen, denn Kaphoon – das war einst Björn
Hellmark. Und Loana war wiedergeboren worden als Carminia Brado.
Ein Weiser, dessen Namen im »Buch der Gesetze« nie
aufgetaucht war und der schon lange vor der Endzeit des Urkontinents
diesen verlassen hatte, war der Magier Mokbar. Er sah weit in die
Zukunft, aber niemand glaubte ihm, niemand nahm ihn ernst.
Aus Enttäuschung und Schmerz über die erduldeten
Demütigungen kehrte Mokbar der Insel den Rücken, zog mit
einigen Vertrauten aus, und seine Spuren verloren sich im Dunkel der
Geschichte.
»… meine Ermahnungen und Hinweise wurden
belächelt«, ertönte da die Stimme des Fremden wieder,
ehe Hellmark den Text weiter leise vorlesen konnte. Die Stimme kam
aus der Ruinenstadt der Magier. Sie drang aus den wie tote Augen
aussehenden Fenstern, den weit offen klaffenden Türen, den wie
abgenagt aussehenden Turmresten, die von einem seltsam
organgefarbenen Licht umspült wurden. »Ziellos wanderte ich
durch das Land. Dort, wo jene Stelle liegt, an der einst – von
meiner Zeitebene aus gesehen – der geheimnisvolle Krater<
liegen sollte, spürte ich daß dieser Teil Xantilons zu
einem späteren Zeitpunkt von großer Bedeutung sein
würde.«
»Marlos«, entfuhr es Carminia, die genau wußte,
wovon die Stimme sprach.
Was heute als Insel Marlos zwischen Hawaii und den Galapagos lag,
war einst Teil des Urkontinents Xantilon und wurde vor der Zeit des
Untergangs herausgesprengt.
»Marlos hat wildzerklüftete Konturen. Bruchstücke,
die sich von der riesigen, fast runden Erdscholle lösten,
versanken oder vergingen. Im Westen brach ein kleines Stück los.
Die Bucht dort ist größer als alle anderen, die ihr sonst
an der Insel finden könnt.«
Es gab in der Tat eine solche Bucht.
Sie befand sich fast der »Geister-Höhle« genau
gegenüber, auf dem entgegengesetzten Ufer.
Dort lag derzeit die geheimnisvolle »Fliegende Stadt
Gigantopolis« auf ihrer Plattform vor Anker.
»Diesen Teil der Insel Marlos nahm ich mit. Ich setzte meine
ganze Magie ein und wollte gleichzeitig ein Zeichen geben. Ein
Zeichen für die Zukunft. Und eins für die, die während
meiner Zeit auf Xantilon existierten. Aber die zurückblieben,
konnten mit diesem Zeichen nichts anfangen.
Ich verließ mit Anhängern und Schülern diese Welt.
Auf dem winzigen Eiland begannen wir, uns häuslich einzurichten.
Wir waren alle Magier. Wir beherrschten das kleine und das
große ABC der Zauberkunst.
Ich war ihr König und lehrte sie immer neue
Zaubersprüche, mit deren Hilfe wir uns verwandeln konnten, mit
deren Hilfe wir die Materie beeinflußten, uns Trinkwasser und
Nahrung schufen und die Gebäude errichteten, in denen wir
wohnten.
Aber es war nicht unser Ziel, uns hier ein schönes Leben zu
machen. Wir planten weit in die Zukunft, um die Gefahr aufzuzeigen,
die durch Rha-Ta-N’my permanent bestand.
Wir mußten einen Weg finden, sie zu bekämpfen.
Bei vielen Dämonen ist Schwarze Magie im Spiel. Dieser
mußten wir eine gleichwertige Kraft entgegensetzen. Wie ein
Alchimist in seiner Kammer den Geheimnissen der Natur auf die Spur zu
kommen versucht, so suchten wir den richtigen Zauberspruch, um die
Dämonengöttin zu besiegen.
Die Suche danach war kräftezehrend und raffte einen nach dem
anderen von uns dahin.
Ich blieb zum Schluß als einziger übrig und kam mir vor
wie der Herrscher einer toten Stadt.
Ich war kurz vor dem Ziel.
Zu dieser Zeit trafen die Fremden ein.
Sie ergriffen Besitz von dem Mini-Eiland und versetzten es in eine
andere Dimension.
Drudan, der Mysterien-Macher, wurde von den Fremden hier
zurückgelassen. Er sollte träumen und durch seine
Träume die Menschen und deren Geschicke beeinflussen.
Hinter dem Willen der Fremden und Drudans aber stand die Absicht
Rha-Ta-N’mys. Sie hatte neue und weitere Fäden
gesponnen.
Der Dualismus Drudans, der praktisch das männliche und das
weibliche Prinzip darstellte, war der entscheidende Funke in
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