Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
Ita-Sergaron begleiten. Wer konnte ihnen besser helfen als ein einheimischer Führer, der mit den Gefahren und Bedingungen des Dschungels vertraut war?
Hellmark sandte seine Gedanken gezielt an den Torrax und war sicher, dass auch Anna ihn verstand. Ein Torrax, der durch das Nebeltal wandert, verdorrt und verändert sich … und ehe er das Land Ita-Kuleron erreicht, das dahinter liegt, ist er ein völlig anderer geworden. Ich vermute sogar, dass er unterwegs – stirbt. Diese Nachricht ist hart, aber ich habe im Land hinter dem Knochental schreckliche Kreaturen kennengelernt, die euch ähnlich sind … nur dass ihr vor Leben blüht und diese Wesen tot und verderbt sind.
Der Baum ließ traurig seine Äste hängen. So hast du ein uraltes Mysterium meines Volkes gelöst. Nun wissen wir, warum nie jemand zurückkehrte … die Hoffnung, die wir mit dem Nebeltal verbanden, war trügerisch. Du hast schlechte Nachricht gebracht, dennoch danke ich dir.
Du kannst es uns vergelten, indem du uns hilfst. Auch wir haben viele Fragen.
Äste reckten sich ihm und Anna entgegen. Später werde ich versuchen, dir zu antworten. Doch zuerst will ich dir etwas zeigen. Ich weiß nicht, wieso ihr gekommen seid, aber ich glaube nicht, dass es rein zufällig gerade jetzt geschehen ist. Noch nie kam jemand von jenseits des Nebeltals …
Gerade jetzt? Was hatte das zu bedeuten? Was wollte der Torrax damit sagen?
Björn ließ es geschehen, dass die Äste ihn packten und hochhoben. Das Baumwesen ging dabei äußerst behutsam vor und setzte ihn auf der höchsten Stelle der Krone wieder ab. Auch Anna beförderte er dorthin.
Ihr sollt das Verderben sehen, das vor kurzem über Ita-Sergaron hereingebrochen ist … viele von uns wagten daraufhin das Abenteuer, doch nun gibt es kaum noch einen Weg zum Nebeltal … Wir werden isoliert. Und gerade zu diesen Zeiten kommt ihr … Ich weiß, dass dies etwas zu bedeuten hat.
Björn hörte die Worte kaum, denn der Anblick nahm ihn gefangen.
Aus dieser erhöhten Perspektive konnte er über die dichte grüne Pflanzenwand schauen, die ihm bislang den Blick in das Dschungelland verwehrt hatte.
Ihm verschlug es den Atem.
Hinter einer nur wenigen Meter breiten Wand aus hoch aufragenden Urwaldriesen und dichtem Unterholz – breitete sich eine Dutzende Meter breite und schier unendlich breite Ebene aus.
Auch dort wuchsen Pflanzen und Büsche. Doch zwischen ihnen lagen umgestürzte und zersplitterte Bäume. Und über allem blubberte und wallte es. Eine gelbliche, schleimige Masse bedeckte jede einzelne Pflanze mit dicken Strängen, die sich wanden und übereinander schoben …
4. Kapitel
Auf den Wänden perlten Wassertropfen, die in der feuchten Luft kondensiert waren und auf den glitschigen Weg rannen. In der Mitte des Kanals gluckerte die Abwasserbahn. Rani musste bei jedem Schritt vorsichtig sein, um nicht den Halt zu verlieren und abzurutschen.
»Riecht ihr das auch?«
Ernst Hiefelmann kicherte, aber es klang künstlich. Wahrscheinlich wollte er nur seine Nervosität überspielen. »Hier würde wohl nur jemand mit amputierter Nase nichts riechen.«
»Ich rede von dem anderen Geruch«, sagte Rani schärfer als es notwendig war. Aber auch ihm ging die Situation an die Nerven. Er war einiges gewohnt, schon aus seiner Zeit als Tierbändiger im Indischen Staatszirkus, aber diese Umgebung ließ ihn unruhig werden. Unablässig stellte er sich vor, wie die amorphe Schleimmasse unbemerkt aus den Abwasserströmen auf seine Füße und Beine kroch …
Der Schein der Taschenlampen schuf eine matte Helligkeit; nur im engen Lichtkegel der Lampen konnten sie Genaueres erkennen.
Jener Gestank, der an Verwesung erinnerte, nahm zu. Rani vermutete, dass ihn das Seuchengezücht absonderte, womöglich in Kombination mit der Tatsache, dass es Menschenfleisch und -blut absorbierte … wie auch immer dies geschah. Mit Schaudern dachte er an Frank Horners ausgehöhlte Leiche. Vielleicht kamen sie längst zu spät, und das Seuchengezücht hatte Horners Bruder Paul, falls er überhaupt in dieser feuchtkalten Unterwelt anzufinden war, ebenfalls erwischt.
Die Kanalisation teilte sich. Der rechte Weg führte weiter, der linke fiel um einige Meter ab. Die Abwässer rauschten in die Tiefe. Wenn der Eindruck nicht durch den Gestank getrübt worden wäre, hätte man glauben können, direkt neben einem Wasserfall zu stehen.
»Unser Weg führt weiter nach unten«, hörte er Danielles Stimme. An seiner Schulter vorbei streckte
Weitere Kostenlose Bücher