Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
Baummonstrum seine Aggression und Feindseligkeit sehr geschickt – oder es war ihnen tatsächlich freundlich gesinnt. Aber wie passte das Verhalten seiner Artgenossen im Knochental dazu? Dort hatte das ganz anders ausgesehen, dort hatten sich diese Giganten als brutale Jäger und Mörder erwiesen, die die freundlichen, leuchtenden Spinnenwesen mordeten und fraßen.
Dennoch entschloss sich Björn, dem Baumwesen zu vertrauen und dies auch zu demonstrieren. Er wollte an das Gute in dieser gewaltigen Kreatur glauben.
Vorsichtig nahm er einen kleinen Bissen. Zwar war er gedanklich über Macabros bereits mit dem Baum telepathisch verbunden, doch es war auf Dauer besser, wenn der Doppelkörper nicht als Zwischenstation fungieren musste. Außerdem wollte er Macabros nicht länger aufrechterhalten als unbedingt nötig, denn es konnte schon bald wieder eine Situation entstehen, in der er seinen Doppelkörper als überraschenden Joker ins Spiel werfen musste.
Sofort strömten die Gedanken des Wesens direkt auf ihn ein, und noch immer fühlte Hellmark keine Bosheit, keinen hinterhältigen Triumph. Er reichte die Frucht an Anna weiter und gab ihr eine knappe Erklärung.
Kaum schluckte sie, riss sie erstaunt die Augen auf und murmelte fassungslose Worte. Björn konnte ihre Überraschung nur zu gut nachvollziehen. Sie hatte nie zuvor Erfahrungen mit Telepathie gesammelt. Es musste in höchstem Maß verwirrend sein, zum ersten Mal fremde Gedanken im eigenen Kopf zu spüren.
Ich traf solche wie dich im Knochental, dachte Björn konzentriert.
Sie haben das Abenteuer gewagt, antwortete die Baumkreatur.
Das Abenteuer? Was heißt das?
Es war nicht Björn, der diesen Gedanken gedacht hatte, sondern – Anna! Die Frucht hatte auch Björn und sie miteinander in eine telepathische Verbindung gebracht …
Anna schaute ihn an, und in ihren Augen stand ein Glanz, den Björn nie zuvor darin entdeckt hatte. Er ließ ihn alles andere vergessen. Zwischen ihm und Anna herrschte in diesen Sekunden eine geradezu überirdische Harmonie und Einheit. Er fühlte sich ihr näher als je zuvor.
So bist du also, hörte er ihre Gedanken. Jetzt erst verstehe ich dich. Es gibt so vieles, das dich umtreibt, so vieles, das dich bewegt … Du hast Angst, dass du es nicht schaffst, mich zur Erde zurückzubringen, wie du es mir versprochen hast … Du fürchtest, dass du Rha-Ta-N’mys Plan nicht stoppen kannst … Du fragst dich, ob du deinem Todfeind, dem obersten der Schwarzen Priester, wieder begegnen wirst … und du bist – du … du bist eins mit Macabros … Es ist, als wäre dein Doppelkörper gar nicht von dir zu trennen, obwohl er doch außerhalb von dir existiert.
Björn war es gewohnt, aus zwei Perspektiven zu sehen, sein Hirn konnte die Informationen, die er und Macabros sammelten, gleichzeitig verarbeiten. Aber in diesen Sekunden war er darüber hinaus noch mit Anna verbunden – und mit dem Baumwesen, das sich als alles andere als ein Monstrum erwies. Sie hatten es bislang völlig falsch eingeschätzt.
Er löste Macabros auf, um Anna und das Baumwesen nicht noch zusätzlich zu verwirren.
Ich bin ein Torrax, teilte der Baum ihnen mit. Sagt mir, wie es denen ergeht, die das Abenteuer wagten.
Diesen Begriff hatte das Wesen eben schon einmal benutzt. »Das Abenteuer wagen« – das hieß offenbar so viel wie den Weg in das Knochental des Molochos anzutreten.
Du weißt nicht, was dort geschieht?, fragte Björn.
Wie sollte ich es wissen? Noch nie ist ein Torrax von dort zurückgekehrt. Ein anderes Leben wartet auf sie. Sie wandern aus, gehen den Weg in eine andere Existenz. In letzter Zeit gibt es mehr als je zuvor, die das Abenteuer wagen. Auch ich denke darüber nach. Aber ich zweifle noch. Was könnt ihr mir berichten über das Nebeltal? Ihr habt es durchwandert – noch nie zuvor hörte ich, dass jemand dies von der anderen Seite aus getan hat. Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Ist dort das Paradies, von dem wir träumen? Oder das Schreckensreich des Verderbens, von dem die düsteren Propheten berichten?
Wohl eher das Schreckensreich, dachte Björn, ehe er es verhindern konnte. Er wollte den Torrax nicht schonungslos mit der Wahrheit konfrontieren – doch wie sollte er seine Gedanken vor ihm verbergen? War dies überhaupt möglich?
Es ist möglich, versicherte das Baumwesen. Ich will nicht in die geheimsten Winkel deiner Seele eindringen, die nur dich selbst etwas angehen. Distanziere dich von mir, ziehe dich zurück, soweit,
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