Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
wohl geändert – nun gibt es einen Grund zum Spionieren.«
Danielle de Barteauliee streckte die Hand aus. »Wenn es dir unangenehm ist, Ernst, lass mich das machen. Was immer dein Kollege zusammengetragen hat, es ist in seinem Sinn, dass wir es nutzen, um diejenigen ausfindig zu machen, die letzten Endes für seinen Tod verantwortlich sind. Es muss sein, oder willst du, dass dieser Schleim am Ende die gesamte Stadt überwuchert?«
Ernst Hiefelmann schüttelte den Kopf und öffnete mit einer raschen Bewegung die Mappe.
Darin fanden sich einige Fotos, die alle einen Geschäftsmann zeigten, der einen zweifellos teuren Anzug trug. Die hellbraunen Haare waren fingerlang und korrekt frisiert; die Augen strahlten in einem Hellblau, das fast künstlich wirkte.
»Andreas hatte sich offenbar sehr genau mit diesem Wilson beschäftigt.« Ernst stockte. »Auf diesem Blatt hat er Notizen gemacht und Schlagzeilen aus anderen Zeitungen gesammelt. Ich lese es euch vor. Vor fünf Jahren begann der kometenhafte Aufstieg. Und hier, in seiner Handschrift: Wilson beweist an der Börse geradezu unfassbares Geschick – hat eine Entwicklung vorausgesehen, die niemand sonst erkannt hat – das brachte ihm innerhalb eines Monats mehr als vier Millionen ein.«
Rani ahnte sofort, worauf dies hinauslief. Zu oft hatte er schon ähnliche Geschichten gelesen oder selbst miterlebt.
»Wilsons neu gegründete Computer-Hightech-Firma bricht sämtliche Rekorde«, zitierte Hiefelmann weiter. »Das kann gar nicht mit rechten Dingen zugehen – da stimmt etwas nicht.«
»Mit dieser Einschätzung hatte Bottlinger Recht«, meinte Rani. »Das was du uns hier präsentierst, ist eine ganz typische Entwicklung – dieser Wilson hat sich den Dämonen verschrieben und dafür von ihnen Reichtum und Erfolg erhalten. Das geht eine Weile gut, aber dann bezahlen diese Satansanbeter den unvermeidlichen Preis. Die Dämonen geben nichts, ohne das Tausendfache zu fordern. In diesem Fall ist dieses Seuchengezücht die Antwort der Höllenmächte.«
»Schön und gut«, sagte Ernst, »aber das erklärt immer noch nicht, warum Andreas mich angelogen hat, was die Recherche zu diesem Wilson betrifft.«
»Vielleicht weil er diese Story für sich alleine wollte. Oder weil er dich nicht mit in die Angelegenheit hineinziehen wollte, um dich zu schützen.«
»Bleiben wir bei der zweiten Version«, meinte Hiefelmann. »Die klingt besser.«
»Steht bei den Unterlagen auch, wo wir diesen Wilson finden können?«
Hiefelmann blätterte rasch durch den Stapel. »Eine Menge Recherchen hat er angestellt. Hier ist die Geschäftsadresse der Computerfirma, aber dort werden wir ihn kaum antreffen mitten in der Nacht. Moment … ja, das ist eine Privatadresse – sogar zwei. Beide hat Andreas rot umkringelt, neben der zweiten steht Penthouse, dort meistens anzutreffen. Und hier … Das ist ja fast eine Art Tagebuch … Das gibt’s nicht! Andreas wusste anscheinend sehr gut über diesen Wilson Bescheid. Vor einem Monat genau hat er eine Geschäftsreise auf die Philippinen angetreten, um dort eine Zweigstelle seiner Firma zu gründen. In Manila. Außerdem … verflixt!«
»Was hast du entdeckt?«
Ernsts Hand zitterte, als er eine Druckseite hochhielt, auf der in riesigen Buchstaben nur drei Worte standen – Hör auf, oder …
»Ein Drohbrief«, sagte Rani.
»Genau dieselbe Art, die ich auch erhalten habe. Nur hörte ich wirklich auf …«
»Andreas vielleicht auch, wer weiß das schon. Sein Schicksal hat ihn im Schloss des Malers Bornier ereilt – vielleicht wägte er sich dort in Sicherheit, glaubte nicht, dass das mit dem Dämonenkult überhaupt irgendetwas zu tun hat. Irgendwie hatte er damit sogar Recht. Nur hat das, was hinter allem steht, größere Kreise gezogen als er vermutet hat.«
»Ihr sprecht von diesem seltsamen Buch, dem ihr nachjagt?« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Danielle nahm den Drohbrief und zerknüllte ihn. »Die ›Chronik der Totenpriester‹ ist zweifellos die gefährlichste Schrift, die jemals existiert hat. Sie stammt aus einer anderen Welt, aus dem Reich der Finsternis und der Dämonen. Wenn wir es nicht finden, Ernst, wird es gewaltige Schwierigkeiten geben. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gewaltig …«
Rani erhob sich. »Gehen wir zu Wilsons Penthouse. Bottlinger hat geschrieben, dass Wilson dort meistens anzutreffen ist.«
»Ich führe euch.«
»Wir sind da«, sagte Ernst Hiefelmann eine knappe Stunde später. Sie hatten
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