MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
den Kopf. »Nun, darüber möchte ich lieber nicht nachdenken.«
Während sie noch zankten, blieb Lochlan am Stand eines Waffenschmiedes stehen. Er nahm ein langes Schwert, hielt es prüfend hoch.
Mit dem Ergebnis zufrieden reichte er es Bracken. »Was meint Ihr hierzu?«
Bracken legte den Zeigefinger unter dem Griff auf die Klinge, um die Balance zu testen. »Gute Proportionen und ausgezeichnet tariert. Schöne Linien.«
»Ihr werdet keinen besseren Schwertmacher im ganzen Christenreich finden«, sagte ein junger Bursche, der gerade aus dem Zelt seitlich hinter dem Stand trat. »Mein Vater ist stolz auf seine Arbeit.«
»Zu Recht«, erwiderte Cat, während Bracken das Schwert durch die Luft sausen ließ. »Es ist eine herrliche Waffe.«
Der Junge strahlte.
Cat wartete abseits, während Lochlan Bracken mit allem, was er bei einem Kampf brauchte, ausstattete. Sie hatte Bracken nie so erfreut gesehen. In seinen Augen war ein Licht, das zuvor nicht dort gewesen war, und er stand auch aufrechter. Es war seine Würde, erkannte sie. Der Verlust seines Vaters und des Landes der Familie war für den Mann ein schwerer Schlag gegen sein Selbstbewusstsein gewesen. Aber jetzt schien er wieder derselbe Adelige zu sein, den sie vor vielen Jahren kennen gelernt hatte.
Es machte sie froh zu sehen, wie er wieder ihr alter Freund wurde. Sie war Lochlan dankbar, dass er ihm das gegeben hatte. Es war wirklich eine gute Tat.
Sobald er fertig ausstaffiert war, entschuldigte Bracken sich, um an den Waffenspielen teilzunehmen. So, wie sie ihn kannte, war sie sich sicher, dass er vorhatte, sich an ein paar Adeligen zu rächen und sie zu besiegen. Cat verkniff sich ein Lächeln, als er praktisch wie ein Kind zu den anderen Männern auf das Wettkampffeld lief.
Sie ging zu Lochlan, der den Waffenschmied bezahlte. »Das ist sehr großzügig von dir.«
Er zuckte nur die Achseln und tat seine Güte ab. »Ich helfe Menschen gerne, besonders solchen, denen das Schicksal übel mitgespielt hat.«
Ihr Herz wurde weich. »Meine Mutter war wie du. Einmal habe ich gesehen, wie sie sich den Umhang abgenommen hat, um ihn einer alter Frau in einer der Städte umzulegen, durch die wir kamen. Es war eiskalt, aber meine Mutter sagte, es sei besser, der Umhang ginge an den, der ihn am meisten brauchte. Sie war eine gute Frau.«
»Und du?«
»Ich auch, hoffe ich. So kam es, dass Lysander und Pagan mit uns gereist sind. Wir haben sie halb verhungert auf der Straße aufgelesen. Ich habe sie zum Essen eingeladen, und ehe mein Onkel es sich versah, gehörten sie fest zu unserer Gruppe. Ich wollte es nicht anders haben. Bavel hat immer mit mir geschimpft, dass ich Streuner aufgenommen habe. Er behauptete, eines Tages würden sie sich gegen mich wenden.«
»Und haben sie das?«
»Ja, ein paar schon. So jemand war es auch, der mich von meinem Onkel verschleppt hat, um mich an meinen Vater auszuliefern. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er mich nach all dem, was wir für ihn getan haben, verraten hat.«
Lochlan drehte sich zu ihr um, als der Waffenschmied sich entfernte, um einen anderen Kunden zu bedienen. »Das tut mir leid, Catarina.«
Sie seufzte, dann drehte sie sich um. »Das muss es nicht. Irgendwann werde ich mich mit meinem Vater auseinandersetzen müssen. Es ärgert mich nur, dass er immer durch andere tätig wird, statt offen mit mir zu sprechen. Ich bin seine Tochter, aber unser Umgang miteinander ist angespannt. Kein Kind sollte ein so schlechtes Verhältnis zu einem Elternteil haben.«
Sie schaute ihn an, während sie den schmalen Weg zwischen den Zelten entlanggingen. Sein Haar war zerzaust vom Wind, und seine Augen strahlten. »Du hast keine Ahnung, wie sehr ich es hasse, eine Schachfigur meines Vaters zu sein.«
»Ich denke, ich kann mir das gut vorstellen, Mädchen.«
Vielleicht stimmte das. In seinem Tonfall war etwas, das von demselben Schmerz sprach, den sie empfand. »Sag, Lochlan, hast du jemals einen anderen so benutzt?«
»Nein.«
»Und wenn du eine Tochter hättest ...?«
»Dann würde ich sie lieben, mit allem, was in mir ist, und sie entsprechend behandeln.«
Oh, wie gerne wollte sie das glauben. »Würdest du sie zum Wohl deines Clans zu einer Heirat zwingen?«
Lochlan überlegte einen Moment. Sie schätzte ihn dafür, dass er ehrlich nachdachte, und war gespannt auf seine Antwort.
»Nein«, erklärte er schließlich. »Ich würde meinem Kind niemals absichtlich weh tun. Ganz gewiss würde ich nach einem
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