MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
und Bewunderung, die sie dort entdeckte, raubten ihr den Atem. Er presste sie an sich, ehe er sie mit mehr Leidenschaft küsste, als sie für möglich gehalten hätte. Sie genoss seinen Geschmack, solange sie konnte, ehe er sich von ihr löste und sie mit einem Fluch stehen ließ, der so lästerlich war, dass sie errötete.
Sie drehte sich gerade rechtzeitig um, um Graham zu erblicken, der sich mit erhobenem Dolch auf sie stürzen wollte. Schneller, als sie blinzeln konnte, stand Lochlan schützend vor ihr. Mit der einen Hand fasste er mit einer flüssigen Bewegung Grahams Handgelenk, entwand ihm den Dolch und versetzte ihm einen Fausthieb mitten ins Gesicht.
Aber das war nicht genug für ihn. Lochlan warf den Dolch zu Boden und schlug weiter auf Graham ein, der nicht länger in der Lage war, sich zu verteidigen. Das war so untypisch für Lochlan, dass sie ihn eine Weile nur verdutzt anstarren konnte. Er war die ganze Zeit so beherrscht, so anständig, dass sie diese Seite an ihm beinahe ängstigte.
»Lochlan!«, rief Stryder scharf, dann zog er ihn zurück. »Er hat genug. Du bringst ihn ja um.«
Dennoch trat Lochlan Graham noch einmal in die Rippen, ehe Stryder ihn wegzerrte.
Auf dem Boden liegend und aus mehreren Wunden blutend spuckte Graham nach ihm.
Lochlan wollte sich wieder auf ihn stürzen, aber Stryder und ein anderer Mann versperrten ihm den Weg.
»Kümmer dich um Catarina«, verlangte Stryder.
Mit keuchendem Atem starrte Lochlan seinen alten Widersacher weiter an, als wollte er ihn in Stücke reißen. Er holte einen kleinen Dolch heraus, wandte sich ab und zerschnitt die Fesseln an Catarinas Handgelenken.
Sie zitterte am ganzen Körper. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Lochlan drehte sich zu ihr um, und die Wildheit in seinen blassen Augen ließ sie erbeben. Ohne ein weiteres Wort hob er sie auf die Arme und hielt sie so fest an sich gedrückt, dass sie kaum Luft bekam.
Übersprudelnde Freude erfasste sie. Er störte sich nicht daran, dass andere in der Nähe waren und zusahen oder dass sein Tun in höchstem Maße unangebracht war. Er war froh, dass sie wohlbehalten und sicher war, und zögerte nicht, seine Freude allen zu zeigen. Sie legte ihre Arme auf seine Schultern und barg ihr Gesicht an seinem Hals, sodass sie seinen warmen Duft einatmen konnte.
»Himmel, wer hat ihn denn so zugerichtet?«, hörte sie Simon von irgendwo hinter ihnen fragen.
»Das war Lochlan«, erwiderte Stryder mit einem Schnauben-»Offenbar gefiel es ihm gar nicht, wie die beiden seine Dame behandelt hatten.«
Simon lachte. »Dann werde ich in Zukunft gut darauf achten, die holde Catarina nur mit höchster Achtung zu behandeln und sie mit Samthandschuhen anfassen.«
Cat hauchte einen Kuss auf Lochlans Wange. »Lässt du mich wieder stehen?«
Seine Arme schlossen sich fester um sie. »Nein, Mädel. Jedes Mal, wenn ich dich loslasse, gerätst du in Schwierigkeiten. Es ist ein Wunder, dass dein Onkel dich nicht an die Kette gelegt hat.«
Darüber lachte sie nur. Denn es stimmte schon. Bavel hatte ihr schon mehrmals damit gedroht. »Ich fürchte, deine Arme werden müde, wenn du mich die ganze Zeit hältst.«
Er lehnte sich ein Stück nach hinten, und der Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass er ihrer niemals müde würde - und seine Arme auch nicht. Aber dann wurde er sich der Umstehenden bewusst, die alles mehr oder minder neugierig verfolgten.
Sie hätte schwören können, dass sie sein Widerstreben spüren konnte, als er sie schließlich auf die Füße stellte und seine Arme sinken ließ. Eine unerklärliche Leere machte sich in ihr breit.
Wenigstens bis er ihre Hand in seine nahm. Diese Tat trieb ihr Tränen in die Augen, Zärtlichkeit stieg in ihr auf und ließ ihr Herz schneller klopfen.
Stryder räusperte sich. »Wir übergeben diese Schufte den Wachen. Warum geht ihr beide, Lochlan und Catarina, nicht schon voraus? Wir treffen uns dann später am Schiff in Honfleur.«
Sie war erstaunt, dass keiner der Männer Anstalten machte, sie zu begleiten. Sie folgten lieber Stryder, während Lochlan sie zu den Pferden zog.
Die Männer waren so rasch aufgebrochen, dass man hätte meinen können, der Teufel sei ihnen auf den Fersen. »Wie merkwürdig.«
Lochlan schien darüber nicht so verstört wie sie. »Das zeugt doch von Scharfsicht.«
»Wie meinst du das?«
Statt einer Antwort küsste er sie so heiß, dass sie fast dahinschmolz und sich haltsuchend an ihn klammern musste. Sie konnte
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