MacBest
friedlich. Offenbar handelte es sich nicht um einen Ort, der Schauspieler am Abend fortschickte – er brauchte die zusätzliche Bevölkerung.
»Dies ist die Hauptstadt des Königreichs«, verkündete Nanny Ogg. »Euch fallen sicher die gut geplanten Straßen auf.«
»Straßen?«
»Die Straße«, berichtigte sich Nanny. »Die Häuser sind alle in einem ausgezeichneten Zustand, nur einen Steinwurf vom Fluß entfernt …«
»Wurf?«
»Fall«, gab Nanny zu. »Hübsche Misthaufen, seht nur! Außerdem elegante …«
»Wir sind gekommen, um die Stadt zu unterhalten, gnä’ Frau«, sagte Hwel. »Wir wollen sie nicht kaufen.«
Nanny Ogg musterte Tomjon aus den Augenwinkeln. »Ich wollte euch nur auf die Vorzüge hinweisen.«
»Dein Lokalpatriotismus ist durchaus ehrenhaft«, brummte Hwel. »Wenn du jetzt bitte so freundlich wärst, den Wagen zu verlassen … Bestimmt mußt du noch etwas Holz sammeln. Herrje.«
»Besten Dank für den kleinen Imbiß«, sagte Nanny und stieg ab.
»Für die Mahlzeiten«, murmelte Hwel.
Tomjon stieß ihn an. »Du solltest freundlicher sein«, meinte er. »Man kann nie wissen.« Er wandte sich an Nanny. »Vielen Dank, gute … Oh, sie ist weg.«
»Sie sind gekommen, um ein Theaterstück aufzuführen«, berichtete Nanny.
Oma Wetterwachs fuhr damit fort, Bohnen zu entschoten. Nanny beobachtete sie verärgert.
»Nun?« drängte sie nach einigen Sekunden. »Hast du nichts zu sagen? Ich habe Dinge herausgefunden, Informationen gesammelt, nicht herumgesessen und Suppe vorbereitet …«
»Eintopf.«
»Ist bestimmt sehr wichtig, nicht wahr?« zischte Nanny und schniefte.
»Was für ein Theaterstück?«
»Ich weiß es nicht. Eins für den Herzog, glaube ich.«
»Was will er mit dem Theater anfangen?«
»Darüber gaben mir die Schauspieler keine Auskunft.«
»Wahrscheinlich ein Trick, um ins Schloß zu gelangen«, meinte Oma Wetterwachs und lächelte wissend. »Ausgesprochen klug und schlau. Hast du in den Karren etwas bemerkt?«
»Kisten und Bündel und dergleichen.«
»Sicher voller Rüstungen und Waffen, verlaß dich drauf.«
Nanny Ogg blieb skeptisch.
»Die Leute sahen nicht wie Soldaten aus. Ich meine, die jungen Männer sind jung, manche sogar picklig.«
»Gerissen von ihnen. Ich schätze, irgendwann während der Aufführung manifestiert der König vor allen Zuschauern sein Schicksal. Guter Plan.«
»Da wäre noch etwas«, sagte Nanny, nahm eine Bohnenschote und kaute darauf. »Er scheint dieses Land nicht sehr zu mögen.«
»Unsinn. Es muß ihm gefallen. Das liegt ihm im Blut.«
»Ich habe ihn über den hübschen Weg hierhergebracht. Er zeigte sich kaum beeindruckt.«
Oma Wetterwachs zögerte.
»Ich nehme an, er hat dir mißtraut«, vermutete sie schließlich. »Er war zu überwältigt, um seine Begeisterung zum Ausdruck zu bringen.«
Oma ließ die Schüssel mit den Bohnen sinken und blickte nachdenklich zu den Bäumen.
»Arbeiten noch immer Verwandte von dir im Schloß?« fragte sie.
»Shirl und Daff helfen in der Küche, seit der Koch übergeschnappt ist.«
»Gut. Ich spreche mit Magrat. Vielleicht sollten wir die Theatervorstellung besuchen.«
»Perfekt«, sagte der Herzog.
»Danke«, erwiderte Hwel.
»Du hast den schrecklichen Zwischenfall genau richtig dargestellt«, fügte Lord Felmet hinzu. »Man könnte fast meinen, du seiest dabei zugegen gewesen. Ha.«
»Das warst du doch nicht, oder?« Lady Felmet beugte sich vor und starrte den Zwerg an.
»Ich habe nur meine Phantasie benutzt«, versicherte Hwel hastig. Ihre Ladyschaft durchbohrte ihn mit eisigen Blicken, die ihm folgende Botschaft übermittelten: Deine Phantasie kann froh sein, daß sie nicht auf den Hof gezerrt wird, um dort vier Pferden und einer langen Kette gegenüber Rechenschaft abzulegen.
»Genau richtig«, wiederholte der Herzog und blätterte mit einer Hand im Manuskript. »Haargenau richtig. Um nicht zu sagen: exakt. So und nicht anders ist es geschehen.«
»Wird es geschehen sein«, fügte die Herzogin scharf hinzu.
Lord Felmet blickte auf eine Seite hinab.
»Du trittst auch auf«, sagte er. »Erstaunlich: Es ist Wort für Wort so, wie ich mich daran erinnern werde. Wie ich sehe, hast du auch dem Tod eine Rolle gegeben.«
»Die des Todes«, antwortete Hwel. »Solche Szenen sind sehr beliebt. Das Publikum erwartet so etwas.«
»Wann könnt ihr das Stück darstellen?«
»Aufführen«, berichtigte Hwel. »Wir haben es schon mehrmals geprobt. Wann du möchtest.« Damit wir so
Weitere Kostenlose Bücher