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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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in die Luft, doch Nanny übersah es.
    »Jemand versuchte, auf dem Tisch zu tanzen«, sagte sie. »Fiel in die Kürbissoße unserer Reet. Wir haben herzhaft gelacht.«
    Oma Wetterwachs hob und senkte mehrmals die Brauen, preßte sich dann einen bedeutungsvollen Zeigefinger an die Nase.
    »Ich meine völlig andere Dinge«, betonte sie düster.
    Nanny Ogg musterte sie.
    »Ist mit deinem Auge was nicht in Ordnung, Esme?« fragte sie.
    Oma Wetterwachs seufzte.
    »Außerordentlich besorgniserregende Entwicklungen mit magischen Tendenzen bahnen sich an«, sagte sie laut.
    Es wurde still im Zimmer. Alle starrten die Hexen an, abgesehen von Darrons Ältestem, der die gute Gelegenheit nutzte, um weitere alkoholische Erfahrungen zu sammeln. Einige Sekunden später kehrten mehrere Dutzend geflohene Gespräche zurück.
    »Vielleicht wäre es angebracht, wenn wir einen Ort aufsuchen, wo wir in Ruhe miteinander reden können«, schlug Oma vor, als sich der Tumult einmal mehr ausbreitete.
    Kurze Zeit später saßen die drei Hexen in der Waschküche, und Oma Wetterwachs versuchte, das Bewußtsein zu beschreiben, dessen Präsenz sie gefühlt hatte.
    »Das Etwas ist irgendwo dort draußen, in den Bergen und hohen Wäldern«, sagte sie. »Und es ist sehr groß.«
    »Ich glaube, es sucht nach jemandem«, warf Magrat ein. »Es erinnert mich an einen treuen Hund, der sich verlaufen hat und den Rückweg nicht findet.«
    Oma Wetterwachs dachte darüber nach. Eigentlich gar kein schlechter Vergleich …
    »Ja«, bestätigte sie. »Ein Hund. Und zwar ein ziemlich großer.«
    »Besorgt«, sagte Magrat.
    »Auf der Suche«, meinte Oma.
    »Und er wird zornig«, fügte die junge Hexe hinzu.
    »Ja.« Omas Blick blieb auf Nanny gerichtet.
    »Vielleicht ein Troll«, vermutete Nanny Ogg. »Ich habe einen fast vollen Krug Bier zurückgelassen«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Ich weiß, wie sich der Geist eines Trolls anfühlt, Gytha«, brummte Oma Wetterwachs. Sie zischte die Worte nicht. Es war ihr ruhiger Tonfall, der Nanny Ogg dazu veranlaßte, eine Zeitlang zu schweigen.
    »Es heißt, mittwärts gibt’s besonders große Trolle«, sagte sie schließlich. »Und Eisriesen. Und riesige haarige Dingsbums, die über der Schneegrenze leben. Aber so etwas meinst du nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Oh.«
    Magrat schauderte. Sie wollte glauben, daß Hexen absolute Kontrolle über ihren Körper hatten und daß die Gänsehaut unter dem Nachthemd nur ein Produkt ihrer Phantasie war. Das Problem bestand darin, daß sie über eine ausgesprochen lebhafte Phantasie verfügte.
    Nanny Ogg seufzte.
    »Ich schätze, wir sollten der Sache auf den Grund gehen.« Sie nahm den Deckel des Waschtrogs ab.
    Nanny Ogg benutzte die Waschküche nie, denn um ihre Wäsche kümmerte sich ein Stamm aus diensteifrigen Schwiegertöchtern, an deren Namen sie sich nur selten erinnerte. Deshalb diente der Raum als Lager für getrocknete Knollen, alte Hexenkessel und Gläser mit gärender Wespenmarmelade. Seit zehn Jahren war unter dem steinernen Waschtrog kein Feuer mehr entzündet worden. Mörtelbrocken lösten sich zwischen den Ziegeln, und an der Brennkammer wuchsen seltene Kräuter. Unter dem Deckel kam tintenschwarzes und, so behaupteten einige Gerüchte, unauslotbar tiefes Wasser zum Vorschein. Man bestärkte die Ogg-Enkel in ihrem Glauben, es sei die Heimstatt von Ungeheuern aus dem Morgengrauen der Zeit – Nanny meinte, ein bißchen Aufregung und sinnloser Schrecken seien unabdingbare Voraussetzungen für die richtige Magie der Kindheit.
    Im Sommer kühlte sie ihr Bier im Trog.
    »Es müßte eigentlich klappen«, murmelte sie nun. »Ich glaube, wir sollten uns an den Händen fassen. Magrat, vergewissere dich bitte, daß die Tür verschlossen ist.«
    »Was hast du vor?« fragte Oma Wetterwachs. Sie befanden sich in Nannys Revier, und daher stand ihr die Wahl zu.
    »Ich sage immer, daß eine ordentliche Beschwörung nie schaden kann.« Und: »Habe es schon seit Jahren nicht mehr versucht.«
    Furchen bildeten sich in Oma Wetterwachs’ Stirn.
    »Aber das geht doch nicht!« stieß Magrat hervor. »Zumindest nicht hier. Man braucht einen richtigen Kessel und ein magisches Schwert. Und ein Oktagramm. Und bestimmte Gewürze und so.«
    Oma und Nanny wechselten einen Blick.
    »Es ist nicht ihre Schuld«, sagte Oma. »Es liegt daran, daß sie zu viele Grimmerlinge liest.« Sie wandte sich an Magrat.
    »Derartige Dinge benötigen wir nicht«, erklärte sie. »Pschikologie genügt völlig.« Sie

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