Mach doch - Roman
einzureden, ein vor Jahrhunderten ausgesprochener
Fluch sei schuld daran, dass Rusty und Kristina ihn verraten hatten. Selbst wenn er dadurch seine vermeintliche Liebe und sein Vermögen verloren hatte.
Er dachte daran, was ihm durch den Kopf gegangen war, als er hinter den Betrug gekommen war, und verspürte leichte Gewissensbisse, weil er Laurens Situation zu seinen Gunsten ausnutzte. Aber das hier war nicht dasselbe. Er hatte nicht vor, ihr wehzutun. Im Gegenteil. Er wollte ihr etwas geben, wonach sie sich sehnte.
Wonach sie sich beide sehnten.
Gut, er hatte ein paar Fäden ziehen müssen, um ans Ziel zu gelangen, aber er würde sie nicht belügen. Früher oder später würde sie herausfinden, was er getan hatte, und am Ende würde sie ihm dankbar sein, dass er interveniert hatte, da war er sich ganz sicher.
Er kannte sie in – und auswendig. Er wusste, was sie wollte, und deshalb galten in diesem Fall ganz andere Regeln.
Was für ein dämlicher Zufall, dass keine der beiden Firmen, die Jason ihr empfohlen hatte, den Auftrag übernehmen konnte! Und was nun?
Lauren ging durch das Haus und erstellte eine Liste der offensichtlichen Schäden; und davon gab es einige. Die Probleme reichten von eingeschlagenen Fensterscheiben bis hin zum Boiler, der die seltsamsten Geräusche von sich gab. Vergeblich hatte sie die beiden Bauunternehmer angerufen und sie förmlich gebettelt, das Haus ihrer Großmutter zu renovieren.
Keine Zeit, hatte es geheißen, dafür war ihr beide Male Jason Corwin wärmstens empfohlen worden.
Wenn sie wirklich Jason engagieren musste, dann war vorher aber ein Glas Wein und eine Unterhaltung mit einer alten Freundin fällig. Also hatte sie Sharon angerufen und zu sich eingeladen.
Als Sharon gegen acht eintraf, führte Lauren sie in den Salon, denn das war der einzige Raum im Haus, in dem nicht alles an die vorherige Besitzerin des Anwesens erinnerte. Nebenan im Arbeitszimmer waren die Bücherregale gefüllt mit juristischer Fachliteratur, und an allen Wänden hingen Fotos und Bilder, die Bürgermeisterin Mary Perkins in Amt und Würden zeigten. Dort hätte sich Sharon garantiert nicht wohlgefühlt.
Lauren schenkte großzügig ein, reichte ihrer Freundin eines der Gläser und ließ sich neben ihr nieder. »Danke, dass du gekommen bist.«
Dann kostete sie den Chardonnay, den sie im Weinregal ihrer Großmutter gefunden hatte, und hoffte, dass ihr der Alkohol schnell zu Kopf steigen würde.
Die Vorstellung, dass sie sich bald acht Stunden am Tag mit Jason unter einem Dach befinden würde, machte ihr schwer zu schaffen. Sie hatte schreckliche Angst davor, sich erneut Hals über Kopf in ihn zu verlieben.
Sharon nahm ebenfalls einen großen Schluck. »Ich muss zugeben, was Weine angeht, hatte deine Großmutter einen guten Geschmack.«
Lauren lächelte dankbar. Ein Kompliment für ein
Mitglied des Perkins-Clans aus Sharons Mund, das war eine reife Leistung. »Danke, wie gesagt auch fürs Vorbeischauen. Ich kann mir vorstellen, dass es dir nicht leichtgefallen ist, dieses Haus zu betreten.«
Sharon winkte ab. »Mir ist die Gesellschaft wichtiger als die Umgebung.«
Lauren nickte. »Mir auch. Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich dich einfach so eingeladen habe, aber so ist es nicht. Ich muss mit jemandem reden.«
»Über Jason.« Sharons Augen blitzten auf, doch diskret, wie sie eben war, brachte sie weder zur Sprache, dass sie sie neulich auf dem Herbstfest in flagranti erwischt hatte, noch dass Lauren davongelaufen war.
Lauren nickte.
»Schieß los. Ich habe dir damals von der Sache mit den Steroiden erzählt, damit du nicht aus der Zeitung oder aus dem Fernsehen vom Ende seiner Karriere erfährst. Aber die Details seines jetzigen Lebens habe ich dir erspart, weil ich den Eindruck hatte, dass du einigermaßen über ihn hinweg bist und nicht willst, dass ich alte Erinnerungen wecke.«
Lauren seufzte tief und nahm einen weiteren Schluck Wein. Sie wusste die rücksichtsvolle, empfindsame Art ihrer Freundin sehr zu schätzen. Dass sie nach wie vor befreundet waren, verdankten sie unter anderem Sharons ausgeprägter Feinfühligkeit.
»Wie wurde er eigentlich des Dopings überführt?«, erkundigte sich Lauren. Diese Frage spukte ihr im Kopf umher, seit sie von dem Skandal gehört hatte.
»Keine Ahnung. Soweit ich weiß, hat er nie jemandem
erzählt, was genau passiert ist. Er hat immer nur auf seiner Unschuld beharrt, und ich muss sagen, ich glaube ihm.« Sie führte das Glas zum
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