Mach doch - Roman
sich fast ihre Nasenspitzen berührten. »Dann lass uns damit aufhören. Wir können schließlich beide nichts für die Zwistigkeiten zwischen unseren Familien.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß, und trotzdem … «
Er unterbrach sie, indem er ihr einen Finger auf die Lippen legte. »Dein Nachname bestimmt nicht, wer du bist. Das hat er noch nie getan.«
Ehe sie es sich versah, hatte sie ihm die Arme um
den Hals geschlungen. »Du bist immer noch ein netter Kerl, Jason Corwin.« Lächelnd schickte sie sich an, ihm einen Kuss zu geben.
Nur einen, weil er ihr die Sünden ihrer Familie nicht vorhielt, und weil er so warmherzig, mitfühlend und sexy war.
Ihre Lippen hatten sich kaum berührt, da legte er ihr einen Arm um die Taille und zog sie an sich, um den Kuss zu vertiefen. Seine Zunge stahl sich in ihren Mund. Lauren umklammerte sein Hemd, weil ihr schwindelte, und küsste ihn leidenschaftlich.
Wie um ihre Fantasie anzuregen und ihr zusätzlich einzuheizen, schob er die Hüften nach vorn und presste sich an sie, ohne den Kuss zu unterbrechen. Er verschlang sie förmlich, bis ihre Haut kribbelte und ihre Nervenenden in Flammen zu stehen schienen. Ihretwegen hätten sie bis in alle Ewigkeit so weitermachen können.
Umso erstaunter war sie, als er sich plötzlich von ihr löste und ihr tief in die Augen sah.
»Was ist los?«, fragte sie. Ihre Finger umklammerten noch immer sein Hemd.
»Versteh mich nicht falsch. Meinetwegen können wir das den ganzen Tag machen, aber wenn wir deswegen mit der Arbeit nicht vorankommen, würdest du es garantiert gegen mich verwenden.«
»Oh.« Sie leckte sich über die feuchten Lippen. Seine Worte ließen sie unvermittelt in die Realität zurückkehren.
Er hatte Recht.
»Aber eines muss ich in diesem Zusammenhang noch festhalten.« Er grinste.
Sie hob argwöhnisch eine Augenbraue. »Und zwar?«
»Dass du es warst, die sich über deine ›Wir werden nur zusammen arbeiten ‹-Regel hinweggesetzt hat, Süße. Ich bin unschuldig. Ich musste noch nicht einmal einen Versuch starten, dich zu verführen.« Er drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange und marschierte hinaus.
Seit Clara nach Stewart gezogen war, traf sie sich einmal im Monat mit Amber und Gabrielle zu einem »Weiberabend« im Wave. Zuweilen gesellte sich auch Sharon zu ihnen. Es tat gut, sich mit diesen drei Frauen über Freud und Leid auszutauschen, und Clara war froh, dass sie sich mit ihnen angefreundet hatte. Sie wusste ihre Loyalität zu schätzen, und außerdem benötigte sie ihre Unterstützung.
Da Gabrielle schwanger war, trank sie stets eine der Teemischungen, die Clara im Crescent Moon verkaufte und die das Restaurant kürzlich auf die Karte gesetzt hatte. Clara tat es ihr für gewöhnlich nach; Amber und Sharon zogen Weißwein vor.
Im Augenblick jedoch war Clara nicht in der Stimmung für das allmonatliche Treffen. Ihr Optimismus hatte einen argen Dämpfer erlitten, als Jason am Vormittag mit dem völlig aufgelösten Edward aufgetaucht war. Er war gar nicht wiederzuerkennen gewesen, hatte konfuses Zeug vor sich hin gemurmelt und sich in seinem Bootshaus unten am See verschanzt. Dort
werkelte er nun herum und wollte niemanden sehen, nicht einmal sie. Er war wie ausgewechselt. Clara konnte es gar nicht fassen. Sie hatte angenommen, es würde allmählich bergauf gehen, aber die bloße Erkenntnis, dass sein Neffe für Lauren Perkins arbeitete, hatte ausgereicht, um sämtliche Erfolge der letzten Zeit zunichtezumachen.
Sie hatte seinen Psychiater angerufen, und Dr. Shelby hatte versprochen, Edward gleich am nächsten Morgen einzuschieben. Bis dahin wollte Mike gelegentlich nach seinem Vater sehen. Damit stand Claras Weiberabend nichts mehr im Weg.
Das Wave war ein bei Jung und Alt beliebtes Lokal, in dem man sich mittags zum Essen und abends auf ein paar Drinks traf. Vor einem guten Jahr war es von Beth Perkins abgefackelt worden, doch inzwischen hatte es dank der tatkräftigen – und finanziellen – Unterstützung zahlreicher Stadtbewohner seine Pforten wieder geöffnet.
Das blaue Logo des Lokals leuchtete Clara entgegen, als sie eintrat und nach ihren Freundinnen Ausschau hielt. Sie empfingen sie fröhlich lachend an einem Tisch etwas weiter hinten.
»Hallo, meine Damen.« Clara hängte die Jacke über ihre Stuhllehne und setzte sich.
»Clara, wie schön, dass du dir Zeit genommen hast«, begrüßte Amber sie. »Ich weiß, du wärst jetzt lieber bei Edward, aber es wird dir guttun, wenn
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