Mach doch - Roman
anvertrauen wollte, würde sie ihr eine Gelegenheit bieten, ihr das Herz auszuschütten – und eine Schulter zum Ausweinen obendrein.
»Tut mir leid, dass ich nicht schon letzte Woche gekommen bin, wie ich es versprochen hatte. Es war viel los im Laden.« Clara schlüpfte aus ihrem Mantel, und Lauren hängte ihn in einen Schrank in der Vorhalle.
»Kein Problem. Wir wären an dem Tag ohnehin nicht hier gewesen; wir mussten unerwartet weg.« Lauren schloss die Schranktür. »Aber ich freue mich, dass Sie jetzt hier sind. Kommen Sie, setzen wir uns in die Küche.«
Clara folgte Lauren und betrat einen sonnigen Raum, der der negativen Energie des Hauses erfolgreich zu trotzen schien. Gelbe Vorhänge, moderne kirschrote Einbaumöbel und dunkelgrüne Granitarbeitsplatten deuteten außerdem darauf hin, dass die Küche im Laufe der vergangenen Jahre renoviert worden war. In der Ecke stand ein schöner alter Herd. »Ich bin eine leidenschaftliche Köchin, und in dieser hübschen Küche lässt es sich bestimmt gut arbeiten. «
Lauren nickte. »Meine Großmutter kam zwar nicht allzu oft in die Küche, aber sie hat dafür gesorgt, dass hier alles tipptopp ist. Ich schätze mal, damit sich die Haushälterin, die auch für sie gekocht hat, wohlfühlt. «
Die Tatsache, dass sich Mary Perkins nicht oft in der Küche aufgehalten hatte, erklärte wohl die positive
Energie des Raumes. Eine Energie, die Clara gern auch im Rest des Hauses verbreitet hätte.
»Hier, wie versprochen.« Sie holte eine Dose mit losen Teeblättern aus der mitgebrachten Einkaufstüte mit dem Logo ihres Ladens. »Ich habe dazugeschrieben, wie er dosiert wird und wie lange er ziehen muss.« Sie griff noch einmal in die Tüte. »Und hier habe ich noch ein spezielles Teesieb. Mein Lieblingsmodell. «
Lauren riss die Augen auf. »Klasse, danke. Was bin ich Ihnen schuldig, Clara?«
Clara machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nichts. Es war ja schließlich meine Idee, es mitzubringen. « Sie erhob sich, ehe Lauren protestieren konnte. »Ich zeige Ihnen, wie man den Tee zubereitet.«
Lauren zögerte und fühlte sich zwar sichtlich unwohl, nahm das Geschenk dann aber an. »Tja, vielen Dank. Dann stelle ich mal Wasser auf.« Während Clara einen Löffel Teeblätter in das Sieb gab, füllte Lauren den Wasserkessel, stellte ihn auf den Herd und schaltete die entsprechende Platte ein.
»Ich mache für jeden von uns eine Tasse. Jason könnte bestimmt auch eine vertragen. Wo steckt er eigentlich?«
Sogleich veränderte sich die Temperatur im Raum. Es wurde merklich kühler, Clara spürte es ganz deutlich.
»Er sollte jede Minute hier eintrudeln.« Lauren drehte ihr den Rücken zu und nahm zwei Becher aus einem Schrank.
»Habt ihr Probleme?«, erkundigte sich Cara. Es würde nicht ganz ohne Nachfragen gehen, wenn sie den beiden helfen wollte.
»Wohl eher ein paar grundlegende Differenzen.« Lauren lehnte sich an die Anrichte, die Hände rechts und links aufgestützt.
Sie schleppt ihre Bürde wie ein schweres Gepäckstück mit sich herum, dachte Clara bedrückt. »Jeder Mensch ist anders, und somit natürlich auch jede Familie … « Etwas Tröstlicheres fiel ihr dazu im Moment nicht ein.
»Das trifft vor allem auf unsere Familien zu.«
Das Wasser fing an zu kochen. Clara bereitete den Tee zu, schenkte ihnen ein und stellte die beiden Tassen auf den Tisch.
Dann nahm sie wieder Platz, gegenüber von Lauren, die nach wie vor sehr angespannt wirkte. »Beziehungen sind nie einfach. Man muss daran arbeiten.«
»Jason und ich haben keine Beziehung«, wandte Lauren mit gesenktem Kopf ein.
Clara ergriff ihre Hand, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen. »Wem versuchen Sie hier etwas vorzumachen? Mir oder sich selbst?«
Lauren schüttelte den Kopf, schien aber nicht verärgert zu sein. »Ich mache niemandem etwas vor. Ich sehe bloß den Tatsachen ins Auge.«
Doch diese Tatsachen konnten geändert werden, sofern Lauren gewillt war, etwas zu unternehmen. »Trinken Sie erst einmal, es wird Ihnen guttun«, drängte Clara und deutete auf den Becher.
Lauren nahm einen großen Schluck Tee, und ein aufrichtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Der ist wirklich köstlich.«
»Danke. Und jetzt möchte ich Ihnen eine Frage stellen. Haben Sie schon mal von der Kraft des positiven Denkens gehört?«
Lauren musterte sie skeptisch. »Was ist damit?«, fragte sie misstrauisch.
»Ich bin der Ansicht, ein positiver Denkansatz kann das Leben verändern, und zwar zum
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