Mach doch - Roman
Einen Teil vermache ich der städtischen Bücherei, der Rest kommt ins Antiquariat. Sharon kommt nachher vorbei, um mir zu helfen. Was hast du heute vor?«
Ihr Tonfall war nüchtern, aber freundlich. Er hatte den Verdacht, dass sie genauso verunsichert war wie er, so wie die Dinge zwischen ihnen standen. Tja, es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zu improvisieren und abzuwarten, was geschah.
»Bis der Versicherungsfuzzi kommt, halten wir uns an unseren Plan und arbeiten alle Räume nacheinander ab.« Er trat etwas näher. »Ich dachte, wir wollten uns heute das Wohnzimmer vornehmen. Wie kommt es, dass du deine Meinung geändert hast?«
»Seit ich auf das Tagebuch gestoßen bin, frage ich mich, was für Überraschungen dieses Haus wohl noch zu bieten hat. Ich hatte gehofft, hier vielleicht noch die eine oder andere zu finden.« Sie schlug rasch die Augen nieder.
Ein eindeutiges Zeichen, dass sie log, obwohl er ihren Worten gern Glauben geschenkt hätte. »Von wegen. Du gehst mir aus dem Weg.«
»Warum sollte ich?«, presste sie hervor.
Okay, vielleicht war ihre Rechtfertigung nicht ganz aus der Luft gegriffen, aber dass sie ausgerechnet heute von der üblichen Routine abwich, nachdem sie ihn gestern Nacht praktisch vor die Tür gesetzt hatte, mutete in seinen Augen schon reichlich verdächtig an. Nicht dass das etwas daran geändert hätte.
Er beschloss, das Thema zu wechseln. »Ich habe gerade etwas erfahren, das dich interessieren wird.«
»Nämlich?« Sie runzelte die Stirn. Sein ernster Tonfall war ihr nicht entgangen.
»Setzen wir uns.«
Wenn er damit gerechnet hatte, dass sie protestieren würde, hatte er sich getäuscht. Sie nahm auf einem der Ohrensessel Platz, auf die er gedeutet hatte, überkreuzte die Beine und wartete darauf, dass er sich zu ihr gesellte.
Also ließ er sich auf dem Sessel daneben nieder. »Mike war vorhin bei mir. Er hat Nachforschungen über Brody Pittman angestellt und ist dabei auf ein paar interessante Informationen gestoßen.«
Sie beugte sich gespannt nach vorn, die Ellbogen auf die Armlehnen aufgestützt. »Ich bin ganz Ohr.«
Jason wusste nicht, wie er es ihr schonend beibringen sollte, deshalb platzte er einfach damit heraus: »Pittman hat zuletzt auf der Baustelle im Gefängnis von Bricksville gearbeitet. Er war einer der Männer, die den neuen Flügel errichtet haben.«
Überraschung und Ungläubigkeit spiegelten sich in Laurens Gesicht wider, doch sie schwieg. Offenbar musste sie die Neuigkeit erst verdauen und wusste noch nicht so recht, wie sie reagieren sollte.
»Es tut mir leid«, sagte er, als die Stille unerträglich wurde.
»Was? Dass unser Klempner rein zufällig im Gefängnis gearbeitet hat?«
Jason wagte zu bezweifeln, dass sie sich absichtlich dumm stellte, aber er wusste, sie war zu clever, um nicht sämtliche Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Er versuchte, seiner wachsenden Verärgerung Herr zu werden. »Der neue Flügel grenzt direkt an die psychiatrische Abteilung, in der deine Schwester untergebracht ist«, sagte er, um ihre Aufmerksamkeit auf das wichtigste Detail zu lenken. Sie sollte von allein die richtigen Schlüsse ziehen; er wollte sie nicht mit der Nase darauf stoßen.
»Na, und? Meine Schwester liegt quasi im Wachkoma, sie kann also unmöglich mit Brody Kontakt aufgenommen haben. Und selbst wenn – was hätte er für einen Grund, hier an den Elektroleitungen herumzupfuschen? «
»Das weiß ich auch nicht«, gab er zu. Darüber zermarterte er sich schon die ganze Zeit den Kopf. Dass Brody etwas damit zu tun hatte, war jedenfalls klar. Nur das Motiv fehlte noch.
»Das habe ich mir fast gedacht«, stellte sie reichlich selbstgefällig fest. »Dein Verdacht gegen meine Schwester stützt sich also wieder einmal nur auf die Tatsache, dass ihr Nachname Perkins lautet. Bravo.« Sie drehte ihm den Rücken zu und starrte aus dem Fenster.
Jason biss die Zähne zusammen. »Lauren?«
»Ja?« Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt.
»Ich lasse mich garantiert nicht schon wieder auf diese Diskussion mit dir ein.« Diese Genugtuung würde er ihr nicht noch einmal gönnen. »Die Arbeit wartet. Du weißt, wo du mich findest, falls du zur Vernunft kommen solltest. Nicht nur was die offensichtlichen Tatsachen angeht, sondern auch was uns betrifft.« Damit erhob er sich und marschierte hinaus, damit sie sich seine Worte noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen konnte.
Hoffentlich nützte es etwas.
So viel zu
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