Mach doch - Roman
und seinem Vater zu Dank verpflichtet, weil sie ihm die Augen geöffnet hatten. »Sie sind in guten Händen«, hatte sein Vater gesagt.
»Er ist stolz auf dich«, hatte Lauren gesagt.
Damit hatten die beiden ihn ohne es zu wollen mit der Vergangenheit konfrontiert, vor der er die ganze Zeit über davongelaufen war. Er war noch nicht darüber hinweg, so sehr er sich auch das Gegenteil einzureden versucht hatte. Er hatte sich mit Lauren abgelenkt, aber wenn sie erst weg war, dann würde ihm jede Menge Zeit bleiben, um darüber nachzudenken.
In der Zwischenzeit hatte er ihr gegeben, worum sie ihn gebeten hatte – jene emotionale Distanz, die es ihr später leichter machen würde, ihn zu verlassen. Er hatte sich an Lauren ein Beispiel genommen und selbst einen Schutzwall um seine Gefühle errichtet, obwohl er wusste, dass es deswegen nicht weniger schmerzhaft sein würde, sie zu verlieren.
»Jason!«, rief Lauren wie auf ein Stichwort von der anderen Seite des Hauses. »Jason!« Er spurtete los in Richtung Schlafzimmer, doch sie kam bereits angerannt und stieß vor der Küche fast mit ihm zusammen.
»Was ist los?«
»Der Arzt meiner Schwester hat gerade angerufen. Rate mal, wer im Gefängnis war, kurz bevor das Feuer ausbrach und Beth geflüchtet ist?«, sprudelte Lauren hervor. Sie hatte ganz rote Wangen.
Darauf konnte es nur eine Antwort geben. »Brody Pittman?«
Sie nickte. »Er hat behauptet, er hätte sein Werkzeug dort vergessen, und man hat ihn reingelassen, weil er davor ja auch stets freien Zugang hatte. Allerdings ist nirgendwo Werkzeug aufgetaucht, nachdem die Bauarbeiten abgeschlossen waren. Und eine halbe Stunde später war meine Schwester verschwunden. «
»Es gibt also eine Verbindung zwischen den beiden. «
»Sieht ganz danach aus. Die Polizei hat einen Fahndungsaufruf herausgegeben. Für beide.«
Jason versuchte vergeblich, sich einen Reim darauf zu machen. »Lass uns das mal in Ruhe durchgehen: Deine Schwester und Brody Pittman lernen sich im Gefängnis kennen. Wir wissen nicht genau, wann. In der Zwischenzeit kommst du hierher und stellst fest, dass jemand in das Haus deiner Großmutter eingedrungen ist und Löcher in den Rigipswänden hinterlassen hat.«
Lauren nickte mit großen Augen. »Richtig. Weiter.«
»Eines Tages stellt sich Pittman bei J.R., dem einzigen Klempner weit und breit, vor, damit er zur Stelle ist, wenn dein Boiler kaputtgeht.«
»Du meinst, den hat er auch auf dem Gewissen?«
»Ich wusste doch, dass du ein kleiner Sherlock Holmes bist.« Jason grinste. »Okay, aus welchem Grund könnte deine Schwester ihm aufgetragen haben, hier allen möglichen Schaden anzurichten?«
»Vielleicht wollte sie nicht, dass ich das Haus verkaufe? «, riet Lauren.
Jason lehnte sich an die Anrichte. »Aber wozu der ganze Aufwand? Nur weil sie an dieser Bruchbude hängt? Oder könnte es noch andere Gründe dafür geben?«
Lauren zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
»Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Was hat der Arzt sonst noch erzählt?«
Sie schloss die Augen und versuchte, sich die Worte von Dr. Shaw in Erinnerung zu rufen. »Er sagte, seit unserem gemeinsamen Besuch sei Beth sehr unruhig gewesen.«
Ihre Schwester hatte also doch aufmerksam zugehört. Wie Jason vermutet hatte. »Du hattest ihr von dem Tagebuch berichtet, und es ging um den Corwin-Fluch«, sagte er. Genau das waren die beiden Themen gewesen, bei denen sie eine Reaktion gezeigt hatte. »Und dann ist sie ausgebrochen. Weil sie … «
»Auf der Suche nach etwas ist.«
»Nach dem Tagebuch?«
Lauren seufzte. »Das mochte der Auslöser für ihre Flucht gewesen sein, aber was wollte Brody Pittman hier? Und was ist mit den Löchern in der Wand?«
Sie starrten einander ratlos an. Dann fiel Jason noch etwas ein. »Lauren?«
»Ja?«
»Falls sich das, was Beth sucht, in diesem Haus befindet, wird sie hierherkommen.«
Lauren schauderte. »Inzwischen ist der Streifenwagen
nicht mehr ständig hier. Es fährt nur noch ab und zu jemand von der Polizei vorbei.«
»Ich weiß.« Das war mit ein Grund dafür, dass sich Jason standhaft weigerte, Lauren allein zu lassen.
Sie trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich glaube immer noch nicht, dass mir meine Schwester wehtun würde«, sagte sie schließlich.
Jason war sich da allerdings nicht so sicher.
Gabrielle hatte Amber, Mike, Lauren und Jason zu einer Signierstunde samt kurzem Vortrag in Boston eingeladen, um die man sie kurzfristig gebeten hatte. Und obwohl
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