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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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dem Abholzen bestanden die Wege nur noch aus tiefem Schlamm. Mihalič blickte düster drein. Hier würden Pferde Abhilfe schaffen, heutzutage hielten nur noch einige der größeren Bauern welche. Wer, wenn nicht Andrejko, sollte mit dem Züchten anfangen, er war der einzige echte Zigeuner weit und breit! Geschickt war er schon, aber nicht kräftig, für schwere Arbeit kaum geeignet, aber Pferde, mit denen würde er klarkommen, für Pferde brauchte man keine Kraft, keinen Stock und keine Peitsche, mit Pferden musste man in ihrer Sprache reden, und darin waren die Dunkas schon immer gut gewesen.
    Wie damals, als der alte Mitro Jankura, der größte Bauer in Poljana, seinen jungen Hengst nicht zu zähmen vermochte. Er hatte es im Guten und im Bösen versucht, ihn mit der Peitsche geschlagen, aber davon wurde das Pferd nur noch widerborstiger und schlug aus, Schaum troff aus seinem Maul. Der Lärm lockte die Nachbarn an, die Männer hingen am Zaun und versorgten Jankura mit Ratschlägen, aber bei dem |289| störrischen Hengst half nichts. Da schlug jemand vor, Laco zu holen. Jankura brauste auf, mit so ’nem Mistkerl und Dieb würde er nie gemeinsame Sache machen, aber dann sah er doch ein, dass er alleine nicht weiterkam, wütend schleuderte er die Peitsche in den Schlamm und ging davon, um nicht zusehen zu müssen. Auf dem Weg in die Schenke posaunte er herum, das Pferd sei nicht zu retten und komme gleich morgen zum Schlachter. Eine Stunde später tauchte Laco auf. Der alte Zigeuner kratzte sich hinterm Ohr, dann schlüpfte er zwischen den Holzlatten hindurch auf die Koppel und rannte auf das Pferd zu, als wollte er es jagen, der Hengst galoppierte im Kreis herum wie in einer Zirkusmanege, so quälte ihn Lacos Blick in den Flanken. Nach einer Weile wurde er müde und ging zum Traben über, dann verfiel er in den Schritt, aber Laco ließ ihm keine Ruhe, seine stechenden schwarzen Augen trieben das Pferd an, bremsten es kurz und drehten es in die entgegengesetzte Richtung. Fast eine Stunde lang maßen die beiden so ihre Kräfte, bis auch Laco müde wurde, das merkte das Pferd sofort, blieb stehen und rupfte ein paar Grashalme. Nach einer Weile neigte es den Kopf und spitzte ein Ohr, als wollte es fragen, was sich Laco wohl nun einfallen ließe, aber Laco drehte sich um, als hätte er keinen Spaß mehr an der Sache, er überquerte die Koppel und stieg über den Zaun. Das Pferd schloss sich ihm auf der anderen Seite des Zauns an und ließ sich schließlich am Halfter nehmen und die Stirn tätscheln, als wären er und Laco alte Freunde, als würde der eine den anderen verstehen. Das Ganze ging ganz ruhig vor sich, ohne einen einzigen Peitschenhieb oder Fußtritt, der Hengst folgte Laco wie ein Küken der Henne, und die Männer waren sprachlos. Nun war ihnen klar, wie Pferde von der Weide verschwinden konnten, die selbst fünf starke Kerle nicht hatten zähmen können   …
    |290| Der alto Laco konnte also mit den Pferden sprechen, Dezider auch, und Andrejko würde es lernen, dachte Mihalič. Schon neulich war ihm aufgefallen, dass Andrejko ein Hufeisen über der Wohnwagentür angebracht hatte, wer weiß, wo er das gefunden hatte. Heißes Blut geht nicht verloren, heißes Blut lässt sich nicht verleugnen   …
     
    Andrejko war froh, wieder Arbeit zu haben, aber es fiel ihm schwer, morgens in die frostige Dämmerung aufzubrechen, die vier traurigen Augen zu verlassen, die ihm zum Abschied aus der Dunkelheit leuchteten, seinen beiden Mädchen den Rücken zu kehren. Einmal versuchte er auszurechnen, wie viele Kinder er sich anschaffen müsste, damit sie vom Kindergeld leben konnten, aber dann dachte er an Ida, wie sie von einem Amt zum anderen gerannt war, wie sich die Kinder um den letzten Krümel mit den Ratten hatten raufen müssen, und wie es zum Anziehen nur tausendmal getragene Klamotten gab, weil Onkel Štefan den größten Teil des Kindergelds versoffen hatte.
    Andrejko konnte sich nicht vorstellen, dass er Darja einen leeren Pappbecher in die Hand drücken und sich mit ihr vor den Bahnhof oder auf einem Amt in die Schlange stellen würde, dass er sie ins Dorf schicken würde. Wenn es den Dunkas ganz schlecht ging, wenn sie ihr letztes Huhn und ihren letzten Hund gegessen hatten, schickten sie die Kinder ins Dorf, und aus dem, was die Kleinen mitbrachten, ein paar Eiern, einer Handvoll Mehl oder einem Stück Brot, wurde abends eine Mahlzeit für alle gekocht   … In Zemplín gab es sogar ein Lied darüber: Der

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