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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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dem Stock eine gute Reise zu wünschen. Sich umdrehen und weggehen konnte er aber auch nicht   …
    Juraj schluckte seinen alten, immer noch glimmenden Hass hinunter, seinen Hass auf alles, das mit der einstigen Siedlung und den Zigeunern zusammenhing, mit Zigeunern, die seine Pferde, seine wunderschönen Fohlen geklaut hatten, jene Fohlen, denen er auf die Welt geholfen und um die er sich mehr gesorgt hatte als um die eigenen Kinder, aber Hass und Groll, die sich nicht entladen können, die bringen ja nichts, und Juraj vergaß seine Fohlen und bedeutete Andrejko mit einem Kopfnicken, dass er aufstehen solle. Dann zeigte er mit dem Stock auf das Dorf und wies den Hund an, die Herde zusammenzutreiben. Wie ein braves Lämmchen trottete Andrejko hinter ihm her, er wusste schon, dass ihm der Alte nichts tun, ihn weder verjagen noch anzeigen würde. Doch selbst wenn: Andrejko war alles egal, er hatte keinen Ort mehr, an den er hätte gehen können, alles, was er sich auf Heuböden, in Fasanenschütten oder Zugtoiletten zusammengeträumt hatte, das alles hatte sich innerhalb von einer einzigen Sekunde in nichts aufgelöst.
    Erst viel später erfuhr er, dass man seine Mama, die schöne Mária, auf der Wiese hinter dem Dorf in einer Blutlache gefunden hatte, und dass Dezider, ihr jähzorniger Mann und berüchtigter Pferdedieb, sich seitdem nie wieder in Poljana hatte blicken lassen   …
    ***
    |104| Der alte Bielčik hatte keine Ahnung, was Andrejko durch den Kopf ging. Der Junge sprach kaum, und darüber, woher er gekommen war, schwieg er sich erst recht aus. Außerdem brachte er Wörter und Sprachen durcheinander, er konnte zwar außer Tschechisch auch den Zemplíner Dialekt verstehen, aber seine Muttersprache war das nicht. Und da Juraj Bielčik wiederum Ruthene war, mussten die beiden tief im Gedächtnis graben, um ein paar Wörter zu finden, die von beiden verstanden werden konnten und die sie zu unbeholfenen kurzen Sätzen zusammensetzten. Mit den Händen zu reden war manchmal leichter.
    Wie schwer und unbeweglich sich Andrejkos Zunge auch gab, umso leichter und geschickter flogen seine Hände. Das fiel Juraj gleich am nächsten Tag auf, als er ihn bat, den verrußten Deckel der alten Petroleumlampe zu säubern. Er war überrascht, weil Andrejko sonst eher verschlafen wirkte, seine Gedanken schienen sich wer weiß wo herumzutreiben, manchmal verbrachte er ganze Stunden am Fenster, dann wieder brach er gleich morgens auf und kam erst abends zurück. Der alte Bielčik ließ ihn ziehen, obwohl er wusste, dass der Junge immer wieder in die Siedlung ging, dort Feuer machte und dann auf den Berghängen umherstreifte. Andrejko kam mit roten Augen zurück und roch nach Rauch, aber Juraj fragte ihn nicht aus und er versperrte auch nicht die Tür, er wollte, dass der Kleine wusste, dass er immer wieder zurückkonnte. Im Haus gab es ohnehin nichts, was man hätte stehlen können, und wo einer satt wird, können auch zwei essen, sagte Juraj, der Junge ist jetzt da und wird eines Tages wieder gehen, und wenn der liebe Gott den Jungen hier haben wollte, sollte man ihm nicht dreinreden.
    Aber Andrejko hatte keinen anderen Ort und keinen anderen Menschen, zu dem er hätte gehen können. Und es wurde |105| immer früher dunkel, die Nebel wurden kälter und nässer, eines Morgens setzten sich die Gipfel der Bukovské vrchy und der Beskiden weiße Mützen auf. In der Nacht war der erste Schnee gefallen.
    Der Winter war da.
     
    Juraj Bielčik besaß keinen eigenen Hof, und die Bauern von Poljana hatten ihn von jeher als Schafhirt gedungen, schon als kleiner Junge verbrachte Juraj den ganzen Sommer, vom heiligen Georg bis zu Michaelis, oben in den Bergen auf der
salaš
, der Alm. Auch im Winter musste er der Schule fernbleiben, wegen des Schnees. Es war aber ohnehin eine fremde Schule, eine ungarische   … Dafür hatte er sich jedoch schnell hochgearbeitet, vom Helfer über Melker bis zum Vormann, in der ganzen Gegend gab es keinen besseren Schäfer als ihn. Niemand sonst konnte dreimal am Tag einhundertfünfzig Schafe melken, niemand sonst wusste so gut über Krankheiten Bescheid und niemand sonst hatte die Hunde so gut im Griff wie er. Deswegen hatten die Bauern Juraj früher jedes Jahr nach Chust zum Frühlingsmarkt oder in die Huzulendörfer in der Verchovina geschickt, damit er dort für sie Schafe kaufte.
    Auch wenn es Juraj mittlerweile schwerfiel, den Sommer auf der Alm zu verbringen, trieb er noch immer jeden Tag die Schafe

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