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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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gestern vom Brückengeländer hatte herunterholen müssen, weil ihm ihre Schönheit keine Luft mehr zum Atmen ließ, dass er nächtelang durch die Gegend zog und am Flussufer ein Feuer angezündet hatte, aber keiner gekommen war, um sich zu wärmen, all das hätte er ihr gerne gesagt, es herausgeschrien, so laut, bis seine Lungen dabei geplatzt wären, damit ganz Pilsen, damit die ganze Welt erfuhr, wie sehr er sie liebte, aber ihm fehlten die Worte, und schon wieder war er unglücklich und rang nach Luft, weil er nicht wusste, was er Marketa sagen sollte   …
    Eines Tages entließ ihn Marketa nicht an der Ecke, sondern zog ihn in den Hauseingang hinein, ihre Eltern seien übers Wochenende weggefahren und kämen erst am Sonntag zurück, sagte sie. Leise schlichen sie durchs dunkle Treppenhaus, damit die blöde Kuh von gegenüber nicht wieder petzt, flüsterte Marketa   … Sie schlüpften in die Wohnung, aber nicht einmal im Flur machte sie Licht an, sie führte Andrejko an der Hand in ihr Zimmer, in der Dunkelheit dort sah er nur ihr Haar leuchten und die helle Haut ihrer großen und schweren Brüste, die unter seinen heißen und zitternden Händen wie zwei reife Glocken baumelten, wie zwei Teigklumpen, die noch lange geknetet und gewälzt werden mussten, bevor aus ihnen duftendes Brot gebacken werden konnte   … aber Marketa stieß ihn weg, flüsterte: Zieh dich aus, und Andrejko hüpfte auf einem Bein und konnte seine Hose nicht loswerden, und erst als er nackt vor ihr stand, erlaubte |180| sie, dass er den hauchdünnen Slip von ihren Hüften streifte und seinen Kopf in ihrem weichen Schoß vergrub. Andrejko zitterte wie Espenlaub, er hatte solche Angst, alles zu verderben, mit seinen ungeschickten Händen diese kostbare Vase zu beschädigen, er fürchtete sich davor, aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum war. Marketas duftende Scham raubte ihm den Verstand, ihre weichen Hüften und strohfarbenen Haare, ihr ganzer Körper war zum Verrücktwerden weich und schön, in seinem Kopf drehte sich alles, es war nicht mehr auszuhalten. Er schwang sich übers Geländer und ließ sich in die Finsternis fallen, in den schwarzen Abgrund, in einem einzigen atemberaubenden Augenblick war er in tausend Stücke zerborsten, und seine staunenden Hände schoben leicht Marketas Beine auseinander, seine Finger stahlen sich behutsam in die letzte, die dreizehnte Kammer, und Andrejko tauchte ein in die feuchte Wärme, in den süßen Traubensaft von Marketas Körper, ihre Beine schlangen sich um ihn, und er spürte, wie sich die Wasseroberfläche über ihm schloss, und er wusste, dass er dabei war, zu sterben, gleichzeitig aber stieg er einen steilen Hang hinauf, lief über eine steinerne Treppe auf einen Lichtstrahl zu, der immer näher kam und immer größer wurde, als würde die Sonne selbst ihm entgegenkommen, unter sich hörte er Marketas Herzschlag, ein immer schnelleres und verrückteres Pochen, er spürte auch sein eigenes Herz, das dem von Marketa hinterherhetzte, und auf einmal wurde es ganz hell, denn Himmel und Erde, Feuer und Wasser prallten aufeinander und verbanden sich, aus Sekunden wurden Stunden, und ganze Jahrtausende schrumpften zu Sekundenbruchteilen zusammen, und durch das gleißende Licht, das sie einhüllte, schoss Kraft aus ihm heraus und sein Leben entschwand   … Dann wurde es dunkel und still, die Trommeln hörten auf zu schlagen, |181| das Zittern legte sich, die Angst und der Schmerz waren weg, denn hinter diesem Berg, den er und Marketa gemeinsam erklommen hatten, hinter der Sonne, durch die sie geflogen kamen, hinter all dem gab es nichts mehr.
    Andrejko lag erschöpft auf Marketa, sein Atem ging stoßweise, er schwitzte und glühte, fühlte sich zerrissen, verwirrt und glücklich   …
    In jener Nacht war er zu seinem wahren Wesen und zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, er hatte das Geländer losgelassen und war gesprungen, in jener Nacht wurde er hoch in die Luft hinauskatapultiert, in jener Nacht ist er zum Mann geworden.
     
    Ein paar Straßen weiter wich die kleine Anetka nicht vom Fenster, sie hielt Ausschau nach Andrejko, ihrem lieben Bruder, die ganze Nacht verbrachte sie dort und schlief dort auch ein, den Kopf gegen die Fensterbrüstung gelehnt. Und noch Wochen später fühlte sie sich verraten, beleidigt und betrogen, riss eine Doppelseite aus ihrem Schulheft heraus und schrieb über ihre Einsamkeit und Traurigkeit, darüber, dass das Leben sie enttäuscht hätte und sie

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