Mach mal Feuer, Kleine - Roman
Geschichte und den ganzen anderen Unsinn beibrachte, selbst der ehemalige Direktor hatte ihm Märchen erzählt. Nur Onkel Štefan hatte recht, der nur eins gelten ließ:
mergle
,
love
, Knete, Penunze …
Andrejko versuchte, in den Läden was zu drehen, manchmal ließ er ein T-Shirt mitgehen, dann wieder eine Tafel Schokolade, ein Päckchen Kaugummi oder eine Schachtel Zigaretten für Marketa, aber seine Hände zitterten und sein Herz schlug ihm bis zum Halse. Ein zweiter Anfang fällt nicht leicht … Außerdem wurde er im Trolleybus beim Schwarzfahren erwischt, zwei Kontrolleure drängten ihn auf den Sitz zurück, damit er nicht zur Tür entwischte, und alle Passagiere sahen voller Schadenfreude zu, wie er schwitzend seine Taschen nach Geld durchsuchte.
Also holte er eines Tages tief Luft und marschierte durch die Eingangspforte des Eisenbahnreparaturwerks, des nächstgelegenen und eigentlich einzigen Betriebs in seinem Viertel, und klopfte dort an die Tür der Personalabteilung, auf der ein Plakat mit einer auf Hochglanz polierten Lok prangte.
Unter der Decke hingen dicke Rauchschwaden, auf den Tischen dampfte frisch aufgebrühter Kaffee, und Andrejko musste mehrmals Guten Tag sagen, bis ihn die schwatzenden Bürofräuleins überhaupt zur Kenntnis nahmen.
Ich … ich wollte mich mal er … erkundigen … Andrejko geriet ins Stocken … ob es vielleicht …
Zu spät!, sagte schnippisch die Frau, die der Tür am nächsten saß, und Andrejko fühlte, wie ihn ihr verächtlicher Blick nach draußen drängte, zurück in den Flur und raus auf die |185| Straße … Sie drehte den Kopf, um das Gespräch an der Stelle fortzusetzen, an der es von dem kleinen Zigeuner unterbrochen worden war. Mühsam rang Andrejko nach Worten.
Aber dort … Er zeigte auf das Werbeplakat.
Nichts mehr frei. Sie trommelte mit ihren langen Fingernägeln auf den Tisch, Andrejko ertastete blind die Klinke und stolperte rückwärts in den Flur. Durch die Tür hörte er die Stimme der Miss Personalabteilung: Der hat wohl gedacht, wir sitzen seinetwegen hier, aber da hat er sich mächtig geirrt … von so ’nem angesengten Zwerg lass ich mich doch nicht stressen, oder? … Die Kolleginnen kicherten laut, und dieses Lachen nagelte Andrejko fest, er konnte sich nicht rühren, alles in ihm rebellierte. Er würde die Tür eintreten, die Tische mit dem Schminkzeug und den dampfenden Kaffeetassen umwerfen, die Schubladen auf den Boden auskippen … Schon wollte er ausholen, als er vor seinen Augen ein rotes Warnlicht aufblitzen sah: Du darfst nicht, du darfst nicht wieder zubeißen … Kostelec, Besserungsanstalt, die Prügel unter der Decke, die Strafe … Also drohte er nur wütend der Tür, riss ein paar Meter weiter eine Wandzeitung herunter, trampelte eine Weile auf ihr herum und ging dann zum Ausgang.
Mit geballten Fäusten wollte er schon durch die Pforte auf die Straße hinaustreten, als er von hinten hörte: Wohin des Wegs, junger Mann? Andrejko drehte sich um. Ein älterer, dicker Mann in einem durchgescheuerten Blaumann und einer Monteurjacke kam mit schweren Schritten auf ihn zu. Herr Cajthaml, aus dem Nachbarhaus …
Willst du etwa zu uns?, rief er. Wann fängst du an?
Andrejko zuckte die Schultern: Ist nichts frei, er zeigte in Richtung Personalabteilung.
So ein Quatsch, uns fehlen doch Leute … Warte hier, wie |186| heißt du denn, Andrej, oder? … Der von den Dunkas, klar … Franta!, rief er dem Pförtner zu, der junge Mann wartet hier auf mich, lass ihn zu dir rein, bin gleich wieder da.
Dumme Hühner sind das, vergiss die, sagte er, als er nach einer Weile zurückkam. Sie machten es sich in der Pförtnerloge bequem, schwiegen, und der erhitzte Cajthaml beruhigte sich allmählich. Andererseits, sagte er und kratzte sich hinterm Ohr, mit euch ist es auch nicht immer leicht … Plötzlich stand er auf: Ich habe ’ne Idee! Du brauchst Geld, oder? Andrejko nickte. Klar, sonst wärst du nicht da … Vergiss den Laden hier, und geh zur Brauerei, ich kenne dort einen im Gärkeller … dort wirst du’s gut haben … das mein ich ernst … du bist Dunka, nicht? … Ich melde dich da an. Franta, wählst du die Nummer für mich?, wandte sich Cajthaml an den Pförtner.
Draußen sah er Andrejko streng an: Aber merk dir eins, er rollte mit den Augen, wenn du mir dort Schande machst, dann polier ich dir die Fresse, dass dich deine eigene Mutter nicht wiedererkennt
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